26. Mitgliederversammlung des Güteschutz Kanalbau in Berlin

24.04.2013

Die 26. Mitgliederversammlung der RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau fand in diesem Jahr in Berlin statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Berichte des Vorstandsvorsitzenden der Gütegemeinschaft, Dipl.-Ing. Dieter Jacobi, des Obmanns des Güteausschusses, Dipl.-Ing. Uwe Neuschäfer, des Beiratsvorsitzenden, Dipl.-Ing. Rudolf Feickert M.A. sowie des Geschäftsführers, Dr.-Ing. Marco Künster.

Vertreter von kommunalen Auftraggebern, Ingenieurbüros und Unternehmen bei der 26. Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Kanalbau in Berlin (Foto: Güteschutz Kanalbau)

Nachdem Vorstandsvorsitzender Jacobi zu Beginn alle Teilnehmer unter Nennung der anwesenden Ehrenmitglieder Dipl.-Ing. Knut Möhring, Prof. Richardt Heierli, Dr.-Ing. Harald O. Howe, Prof. Dr.-Ing. eh. Hermann H. Hahn, Dipl.-Ing. Rüdiger Prestinari und Dr.-Ing. Helmuth Friede begrüßt hatte, erinnerte er noch einmal besonders an den im letzten Jahr verstorbenen Carl-Friedrich Thymian. Insbesondere hob er die Verdienste des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden hervor. „Carl-Friedrich Thymian hat die Gütegemeinschaft mit seinem Engagement und seinem persönlichen Stil über viele Jahre intensiv mitgeprägt“, so Jacobi über den langjährigen Vorstandskollegen, der im September 2012 posthum zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden war.

Im Festvortrag, der traditionell die Mitgliederversammlung einleitet, ließ der Technische Vorstand der Berliner Wasserbetriebe, Dr.-Ing. Georg Grunwald, die Entwicklung der Berliner Wasserwirtschaft Revue passieren. Die wasserwirtschaftliche Situation in Berlin ist geprägt durch die leistungsschwachen Gewässer Havel und Spree, die weniger als 10 m³/s führen. „Hierdurch bedingt wurde in Berlin schon frühzeitig großer Wert auf eine hohe Qualität bei der Abwasserreinigung gelegt, woraus unter anderem das sogenannte Multi-Barrieren-System entstand“, erklärte Grunwald. In 2011 haben die Berliner Wasserbetriebe ihre Sanierungsstrategie bezüglich des 5.700 km langen Kanalisationsnetzes neu bewertet und den Erfordernissen entsprechend aktualisiert. „Danach wird in den nächsten fünf Jahren ein Sonderprogramm zur Sanierung der besonders stark geschädigten Abschnitte aufgelegt“, warf Grunwald einen Blick in die Zukunft, wobei er hervorhob, das die Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 bei der Umsetzung des Konzeptes eine wichtige Rolle in der Qualitätssicherung einnimmt.

Deutlicher Zuwachs

Dieter Jacobi ließ im Bericht des Vorstandes die Entwicklung und die Arbeit der Gütegemeinschaft im letzten Jahr Revue passieren. Seine positive Bilanz: Mehr als 5.230 Auftraggeber und Ingenieurbüros berücksichtigten Ende 2012 das Anforderungsniveau Gütesicherung RAL-GZ 961 in ihren Ausschreibungen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs von rund 200 kommunalen Auftraggebern. Für Jacobi ein Resultat eines schlüssigen Konzeptes, einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit der Geschäftsstelle und des großen Engagements der vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft beauftragten Prüfingenieure.
Realisiert wurden unter anderem 1.254 Besuche zur Beratung bei Auftraggebern und Ingenieurbüros sowie 55 Auftraggeber-Fachgespräche, an denen 2.249 Personen teilnahmen. Darüber hinaus wurden insgesamt 7.620 Teilnehmer von Gütezeicheninhabern in 336 Firmenseminaren geschult. Im Rahmen der Gütesicherung haben die vom Güteausschuss beauftragten Prüfingenieure insgesamt 2.219 Firmen- und 3.728 Baustellenbesuche im Geschäftsjahr durchgeführt.

Dieter Jacobi ließ im Bericht des Vorstandes die Entwicklung und die Arbeit der Gütegemeinschaft im letzten Jahr Revue passieren (Foto: Güteschutz Kanalbau)

Mittler des Güteschutzgedankens

Damit setzt die Gütegemeinschaft um, was Auftraggeber und Mitglieder fordern. Eine Top-Leistung, für die Jacobi allen Beteiligten seinen Dank aussprach – von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle über Prüfingenieure und Geschäftsführung bis hin zu den Gremien der Gütegemeinschaft. Dazu zählen neben der Mitgliederversammlung Vorstand, Güteausschuss und Beirat. Letzterer versteht sich „als Interessenvertreter und Mittler des Güteschutzgedankens“, wie der Beiratsvorsitzende Feickert zu Beginn seiner Ansprache traditionsgemäß betonte. Nach der Bekanntgabe einer personellen Änderung – Dipl.-Ing. Andreas Burger ersetzt Dipl.-Ing. Peter Scholz – ging Feickert unter anderem auf Sachthemen wie das Gütezeichen RAL-GZ 968 (Grundstücksentwässerung) und die so genannten AB-Gütezeichen ein.

In den letzten Jahren wurde die Ingenieurleistung im Bereich Ausschreibung (A) und Bauüberwachung (B) im offenen Kanalbau (AK), bei grabenlosem Einbau (V) und der grabenlosen Sanierung (S) von Abwasserleitungen und -kanälen als Beurteilungsgruppen ABAK, ABV und ABS konsequent in die Güte- und Prüfbestimmungen aufgenommen. Auftraggeber und Ingenieurbüros dokumentieren damit besondere Erfahrung und Zuverlässigkeit der Organisation und des eingesetzten Personals. Für den Beiratsvorsitzenden ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Er machte deutlich, dass sich der Beirat in Zukunft eine Erweiterung der Gütesicherung in diesem Bereich wünscht, etwa in Form der Schaffung von AB-Gruppen für Inspektion und Reinigung oder deren Integration in bereits bestehende AB Gruppen sowie die Schaffung einer neuen Gruppe Planung.

Zusammenarbeit wegweisend

Hierüber wird nach Aussage von Uwe Neuschäfer bereits intensiv diskutiert. Neuschäfer berichtete als Obmann über die Arbeit im Güteausschuss. „Fünf Güteausschusssitzungen fanden im vergangenen Jahr statt, dabei wurden mehr als 5.000 Berichte zu Firmen- bzw. Baustellenbesuchen vorgelegt“, so Neuschäfer, nach dessen Auffassung vor allem die Arbeit der vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragten Prüfingenieure einen wichtigen Baustein der Gütesicherung darstellt. Diese besuchen als sachverständige Berater unangemeldet die Baustellen, fertigen Berichte an und legen diese dem Güteausschuss vor. Von den 7.029 in 2012 behandelten Vorgängen gaben 218 Anlass zu Beanstandungen und 13 Mal musste ein Gütezeichen entzogen werden. Neuschäfer dankte in diesem Zusammenhang den Güteausschuss-Kollegen für ihr hohes ehrenamtliches Engagement. „Die konstruktive Zusammenarbeit der Vertreter von Auftragnehmer- und Auftraggeberseite ist wegweisend“, so Neuschäfer. „Auf der Suche nach einer fachlich fundierten Entscheidung diskutieren wir oft kontrovers, entscheiden jedoch in der Regel einvernehmlich.“

Dr.-Ing. Marco Künster machte im Bericht der Geschäftsführung noch einmal eindringlich deutlich, dass das Konzept der „RAL-Gütesicherung Kanalbau“ auf der Überzeugung basiert, dass Qualität erst im Zusammenspiel aller Beteiligten wirksam gesichert wird. „Deshalb wendet sich die RAL-Gütesicherung in gleichem Maße an Auftraggeber, Ingenieurbüros und ausführende Firmen“, erklärte Künster, „und aus diesem Verständnis heraus resultieren unterschiedliche Aufgaben, welche die Gütegemeinschaft Kanalbau in Form eines umfangreichen Dienstleitungspaketes konsequent für alle Beteiligten anbietet.“

Vorstandsmitglieder und Geschäftsführung der Gütegemeinschaft Kanalbau, v. li.: Dipl.-Ing. MA Rudolf Feickert (Beiratsvorsitzender), Dipl.-Ing. Uwe Neuschäfer (Obmann Güteaus-schuss), Dipl.-Ing. Dieter Jacobi (Vorstandsvorsitzender), Dr.-Ing. Marco Künster (Geschäfts-führer), Dipl.-Ing. Thomas Frisch (neues Vorstandsmitglied) und Dipl.-Ing. MBA Ulf Michel (stellvertretender Vorsitzender) (Foto: Güteschutz Kanalbau)

Viel mehr als nur Zertifizierung

Anhand des umfangreichen Datenmaterials in der Broschüre „Zahlen & Fakten 2012“ stellte der Geschäftsführer den Leistungsumfang des Güteschutz-Kanalbau-Angebotes noch einmal vor: Aufgabe ist die Erarbeitung eines zwischen Auftraggebern, Ingenieurbüros und Auftragnehmern abgestimmten Anforderungsprofils zur Bewertung der Bietereignung. Auf Antrag der Mitgliederversammlung wurden Beurteilungsgruppen ergänzt für Ausschreibung und Bauüberwachung in den Bereichen Offener Kanalbau (ABAK), Vortrieb (ABV) und Sanierung (ABS). Neben der Verleihung des RAL-Gütezeichens Kanalbau an Firmen bzw. Organisationen, die das Anforderungsprofil erfüllen, stellt die Gütegemeinschaft die Gütesicherung der Gütezeicheninhaber in Form von Firmen- und Baustellenbesuchen sicher. Ergänzend zur Beratung in Bezug auf technische Anfragen realisiert die Gütegemeinschaft jährlich ein umfangreiches Angebot an praxisnahen und gut erreichbaren Schulungen für Auftraggeber, Ingenieurbüros und Gütezeicheninhaber und leistet darüber hinaus Grundlagenarbeit im Sinne der Qualität, beispielsweise durch Erstellung von „Leitfäden für die Eigenüberwachung“.

„Die Organisation von Erfahrungsaustauschen rundet das Gesamtpaket RAL-Gütesicherung ab, das damit weit über die Leistungen einer reinen Zertifizierung hinausgeht“, so das Fazit von Künster, der zum Schluss seines Vortrages darauf hinwies, dass in Kürze der Startschuss für den mit einem neuen Log-in Bereich ausgestatteten modifizierten Internetauftritt der Gütegemeinschaft fällt.

Die 27. Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Kanalbau findet am 10. April in Dresden statt.

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