Wirtschaftliche Leitungssanierung in der Gas- und Wasserversorgung

09.10.2019

Die grabenlose Rohrsanierung in der Gas- und Wasserversorgung ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus der Netzbetreiber gerückt. Das System Primus Line® erfährt in diesem Prozess stetig wachsenden Zuspruch. Zahlreiche Referenzen belegen, dass das Verfahren heute zum Standard-Repertoire vieler Versorger bei den planbaren Rehabilitationsmaßnahmen gehört. Über das System Primus Line® informiert die Rädlinger primus line GmbH vom 26. bis 28. November auf der gat | wat in Halle 7 am Stand E026.

Grundsätzlich liegen die Vorteile von grabenlosen Sanierungsverfahren auf der Hand: Geringere Tiefbauarbeiten und dadurch kürzere Bauzeiten führen verfahrensabhängig zu einem hohen Maß der Wirtschaftlichkeit und gleichzeitig niedrigen sozialen Kosten, wie z.B. Verkehrsbehinderungen, Lärm und Umweltbelastung durch reduzierten Maschineneinsatz, im Vergleich zum konventionellen Neubau in offener Bauweise.

Mit dem System Primus Line® werden diese Faktoren um innovative technische Alleinstellungsmerkmale ergänzt. Durch die Verwendung eines nahtlosen Aramidgewebes innerhalb des dreischichtigen Aufbaus und der sehr geringen Wanddicke bietet Primus Line® hohe Flexibilität und Materialfestigkeit: Nennweitenabhängig sind Betriebsdrücke bis 82 bar im Bereich Wasser bzw. 51 bar im Bereich Gas, unabhängig vom Altrohr, erreichbar.

Die flexible Bauart ermöglicht die grabenlose Sanierung von Leitungsabschnitten mit Bögen bis zu 45° ohne zusätzliche Baugruben. Einzugslängen von bis zu 2.500 Meter an einem Stück wurden bereits realisiert.

Basis des von der Rädlinger primus line GmbH entwickelten, in Deutschland produzierten und durch eigenes Personal installierten Sanierungssystems bilden der patentierte flexible Hochdruckschlauch und die spezielle Verbindungstechnik.

Die innere Schicht des Inliners ist medienspezifisch an das Einsatzgebiet der Leitung – Wasser, Gas oder Öl – auf der Basis von PE bzw. TPU angepasst. Die Außenschicht besteht aus verschleißfesten PE. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Verfahrens werden durch die nachfolgenden Praxisberichte aus der Wasser- und Gasversorgung veranschaulicht.

Praxisbericht Wasserversorgung:
Trinkwasser-Düker unterquert die Autobahn A3 bei Regensburg

Die Autobahn A3 ist eine der wichtigsten Verbindungen zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und Österreich.

Ihre Kapazität reicht allerdings für den deutlich angestiegenen Verkehr nicht mehr aus. Deshalb wird sie bis Ende 2024 zwischen dem Autobahnkreuz Regensburg und der Anschlussstelle Rosenhof auf knapp 15 Kilometern von bisher vier auf sechs Streifen erweitert. Beim Autobahnkreuz Regensburg auf Höhe der Augsburger Straße querte eine Trinkwasserleitung der Regensburger Energie- und Wasserversorgung AG und Co KG (REWAG) die Autobahn. Im Zuge der Erweiterung der Fahrbahnen war die zulässige Überdeckung dieser Leitung nicht mehr gegeben.

Es war auch nicht möglich, die Bestandsleitung in unmittelbarer Nähe der Fahrbahn abzusenken, da dies einen zu großen Eingriff in den Autobahnverkehr bedeutet hätte. Die REWAG entschied sich daher zu einer Neuverlegung der Trinkwasserleitung. Zum Einsatz kam das System Primus Line®. Der Gewebeschlauchliner wurde in ein HD-PE-Mantelrohr eingezogen, das vorher per Spülbohrung verlegt wurde.

Spülbohrung und Inliner-Einzug – eine zeitsparende und umgebungsschonende Kombination

Die Rädlinger primus line GmbH zog nach einer Kamerabefahrung und einer Nachreinigung des neu verlegten Mantelrohrs den gefalteten Liner DN 250 ein, der den erforderlichen Nenndruck von PN 16 für die Trinkwasserleitung liefert. Druckluft mit 0,5 bar brachte den 110 Meter langen Liner anschließend in seine kreisrunde Form. Nach Montage von zwei eigens hergestellten Systemverbindern an den Rohrenden, Druckprobe, Spülung und Desinfektion war die Installation des Systems Primus Line® nach nur fünf Arbeitstagen abgeschlossen.

Die innovative Verlegungsmethode mit HDD-Spülbohrung und Inliner-Einzug bietet dem Betreiber REWAG etliche Vorteile. So werden die Kreuzungsrichtlinie der Autobahndirektion sowie die notwendigen Biegeradien eingehalten. Der im Schutzrohr verlegte Liner hat keine Schweißnähte und erforderte geringeren Installationsaufwand.

Diese Leitung liegt außerdem tiefer als die ursprüngliche. Da sowohl für die Spülbohrung als auch für den Primus Line® Einzug nur zwei kleine Baugruben an Start- und Endpunkt notwendig waren, hielten sich die Auswirkungen auf Umgebung und Verkehr in Grenzen.

Praxisbericht Gasversorgung:
Sanierung einer innerstädtischen Gashochdruckleitung im Ruhrgebiet

Nach mehreren erfolgreich mit Primus Line® abgewickelten Sanierungsprojekten in der Trinkwasserversorgung, entschied sich ein Versorger aus dem Ruhrgebiet bei der Sanierung einer Gashochdruckleitung ebenfalls für das System. Die Stahlleitung DN 250 PN 16 verläuft auf einer Länge von ca. 500 Metern innerstädtisch und kreuzt dabei die BAB 40.

Bedingt durch einen in offener Bauweise zu erneuernden 90°-Bogen sowie durch eine Anbindung an eine bestehende Gasdruckregelstation wurde die Leitungstrasse in vier Sanierungsabschnitte unterteilt. Abschnittsweise erfolgte eine erste Kamerainspektion um die Leitung auf mögliche Hindernisse zu untersuchen.

Aufgrund der Verbindung der einzelnen Rohrschüsse der Leitung durch Glockenmuffen mit außenliegenden Schweißnähten, waren Fräsarbeiten durch Robotereinsatz nur im geringen Umfang erforderlich. Die Inspektions-, Reinigungs- und Installationsarbeiten konnten innerhalb von zehn Arbeitstagen abgeschlossen werden.

Die Bestandteile des Systems Primus Line® - Inliner und Systemverbinder – verfügen für den Einsatz in der Gasversorgung, auch über 16 bar, über ein DVGW-Baumusterprüfzertifikat.

Während die patentierte Verbindertechnologie bei der Sanierung von Wasserleitungen über DIN-Flansche mit dem Altrohr längskraftschlüssig verbunden wird, erfolgt die Verbindermontage bei Gasleitungen am sanierten Altrohr bzw. zur Einbindung am Bestandsrohr über Anschweißenden. Die werkseigene Produktion der Stahlverbinder garantiert dabei individuelle Lösungen für projektspezifische Besonderheiten wie z. B. Querschnittsreduzierungen oder Materialübergänge auf PE-HD.

Beim Einsatz von Primus Line® in der Gasversorgung werden Maßnahmen zur Überwachung des Ringraumes erforderlich. Grundsätzlich findet bei kunststoffbasierten Rohr- und Sanierungssystemen eine spezifische Permeation zwischen dem Inneren des Liners und dem Ringraum statt. Diese wird durch den materialspezifischen Permeationskoeffizienten quantifiziert.

Durch die verwendete spezielle TPU- Innenbeschichtung liegt dieser Koeffizient deutlich unter dem in der DVGW VP 643 [1] festgelegten Grenzwert. Der Druck- und Konzentrationsausgleich zwischen Inliner und Ringraum wird durch eine projektbezogen festgelegte turnusmäßige Druckmessung betrieblich überwacht. Die Rädlinger primus line GmbH empfiehlt das Spülen des Ringraums mit Stickstoff vor Inbetriebnahme eines Sanierungsabschnittes.

Praxisbericht Notfallversorgung:
Gut gerüstet für den Katastrophenfall

Hoffe das Beste und sei auf Schlimmste vorbereitet: Daran sind die Menschen im Südosten der Vereinigten Staaten von Amerika gewöhnt, vor allem während der Hurrikan-Saison. Um im Katastrophenfall die Wasserversorgung aufrecht erhalten zu können, lieferte die Rädlinger primus line GmbH im Juli die ersten zwei „Primus Line Pipeline Rapid Response Kits“ (PRRK) nach Fort Lauderdale in Florida.

Beide 40-Fuß-Container – der eine für Trink-, der andere für Abwasser – beinhalten zwei bzw. drei Trommeln mit aufgerolltem Primus Liner und angepasste Flansch-Verbinder unterschiedlicher Größen, jeweils mindestens zwei von jedem Typ. Diese PRRKs sind die Notfallstrategie in Katastrophensituationen wie bei Wirbelstürmen oder Überflutungen und deshalb eine große Rückversicherung für diejenigen, die in Fort Lauderdale für die Behebung großer Rohrbrüche verantwortlich sind. Mit den PRRKs ist der Notfalleinsatztrupp der Stadt in der Lage, Rohrbrüche an schwer zugänglichen Stellen zu überbrücken.

Individuell angepasste Verbinder für verschiedene Rohrdurchmesser von DN 800 bis DN 1500 und flexible Primus Liner DN 500 mit einer Einzellänge von 426 Metern pro Trommel dienen als vorübergehender und wiederverwendbarer Bypass. So können zum Beispiel drei DN 500 Primus Liner als Ersatz für eine gebrochene Leitung DN 1200 dienen und mit einem Druck von bis zu 16 bar betrieben werden – eine weltweit einzigartige Lösung!

Um mit den PRRKs auf solche Katastrophenfälle optimal vorbereitet zu sein, trainierte der Notfalleinsatztrupp aus Fort Lauderdale zwei Tage lang den Gebrauch und die Anwendung von Primus Line und seinen Verbindern. Alle benötigten Teile befinden sich in den zwei Containern, die bequem zum entsprechenden Bereich transportiert werden können.

Quellen

[1] DVGW- Prüfgrundlage VP 643: Technische Regel - Flexible, gewebeverstärkte Kunststoff-Inliner und zugehörige Verbinder für Gasleitungen mit Betriebsdrücken über 16 bar; Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches DVGW, Bonn, 2004

Autor

Julian Gers, M. Eng.

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