Gute Erfahrungen mit Kurzlinern in Berlin. Es geht auch anders!

28.08.2006

Partielle Inliner stehen immer wieder in der Kritik. Sind die schlechten Erfahrungen mit der Qualität der Kurzliner ein grundsätzliches Problem dieses Reparaturverfahrens? Oder sind Materialwahl und Ausführungsqualität entscheidend für Erfolg oder Misserfolg?

Enttäuschung, Frust und Zorn, so fasste der damalige technische Betriebsleiter  des Abwasserzweckverbandes am Tegernsee, Erich Ludl seine katastrophal schlechten Erfahrungen mit partiellen Linern gegenüber der bi UmweltBau zusammen (bi UmweltBau 1/06 Seite 68). Und auch auf Fachveranstaltungen werden in Vorträgen immer wieder Horrorbilder aus den Kanälen gezeigt, auf denen Kurzliner eher als Verstopfungsrisiko denn als fach- und sachgerechte Reparaturlösung zu sehen sind.
Doch es gibt auch Netzbetreiber, die den partiellen Liner als Reparaturverfahren nach wie vor schätzen und einsetzen. Hierzu gehören beispielsweise die Berliner Wasserbetriebe. Für Bernhard Czikkus ist der Kurzliner im Berliner Kanalnetz eine bewährte und wirtschaftliche Methode, die Nutzungsdauer von Haltungen mit Einzelschäden bis zu einer grundlegenden Sanierung zu verlängern. Czikkus leitet den Sanierungsbauhof der Berliner Wasserbetriebe. Aufgabe dieser im Jahr 2000 im Rahmen der Insourcing-Strategie neu gegründeten Betriebsstelle ist es, Schäden in der Kanalisation zu sanieren, die durch Renovierungs- oder Reparaturverfahren behoben werden können. Zusammen mit dem kürzlich hinzugekommenen Aufgabenbereich der Inspektion beschäftigt der Sanierungsbauhof etwa 70 gewerbliche Mitarbeiter und 12 technische und kaufmännische Angestellte.
Keine Qualitätsprobleme
Das Leistungsspektrum des Sanierungsbauhofes reicht also von der flächendeckenden Zustandserfassung mit 10 Inspektionsfahrzeugen über die Reinigung mit einem Hochdruckspülfahrzeug bis zur Reparatur und Renovierung des Kanalnetzes. Hierzu stehen den Mitarbeitern derzeit Fräs- Spachtel und Stutzensanierungsroboter, ein Schlauchliningverfahren für Rohrdurchmesser von DN 150 bis DN 300 sowie eine KS-ASS Schachtsanierungsanlage zur Verfügung. Darüber hinaus wendet der Sanierungsbauhof seit 2001 im Durchmesserbereich bis zu DN 600 das Kurzlinerverfahren an. Sehr schnell entschloss man sich damals zum Einsatz von Harz und Glasfasermatten aus dem Hause Epros. Ein wichtiges Argument war in diesem Zusammenhang die bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Institutes für Bautechnik die Epros bereits zum damaligen Zeitpunkt für das System vorweisen konnte.
Rund 1500 Kurzliner hat der Sanierungsbauhof in den vergangenen fünf Jahren in das Berliner Kanalnetz eingebaut. Und in diesem Jahr kommen weitere 350 hinzu. Bisher sind Bernhard Czikkus in keinem Falle Qualitätsprobleme bekannt geworden. "Ich erinnere mich an zwei oder drei Fälle, in denen es technische Probleme beim Einbau gegeben hat. Der immer wieder gern angeführte Kurzliner auf der Kläranlage ist uns bis heute aber nicht begegnet. Im Gegenteil: Bei unseren Wiederholungsinspektionen finden wir die Liner in einem einwandfreiem Zustand vor, der auf eine deutlich längere Lebensdauer als die kalkulierten 5 bis 10 Jahre schließen lässt."
Sorgfalt beim Einbau
Diese positiven Erfahrungen sind nicht zuletzt Ergebnis einer auf Qualität ausgerichteten Arbeit, die sich konsequent an den in der DIBt-Zulassung festgeschriebenen Einbauvorschriften orientiert. Hinzu kommt eine fortlaufende Mitarbeiterschulung, die einmal im Jahr von Epros angeboten und von den Berliner Wasserbetrieben intensiv genutzt wird.
Für den Arbeitsablauf auf der Baustelle bedeutet dies:
  • Die Reparaturstelle wird zunächst mit dem Hochdruckspülfahrzeug gründlich gereinigt.
  • In Steinzeugrohren wird die Reparaturstelle vollflächig angeraut. Das heißt, mit einem Fräsroboter wird die Glasur entfernt, um den für einen kraftschlüssigen Verbund nötigen Haftgrund zu erzeugen.
  • Das Setzen des Kurzliners erfolgt möglichst zeitnah - das heißt, ein bis zwei Tage nach dem Anfräsen und erneuter Reinigung der Reparaturstelle.
  • Es wird grundsätzlich mit Überschussharz gearbeitet, um das vollständige Einlaminieren der Glasfasermatten sicherzustellen.
  • Der Einbau erfolgt immer unter Kamerabeobachtung.
Umfangreiche Dokumentation
"Ich will mit meinen Leuten durch Qualität überzeugen", sagt Bernhard Czikkus. Und hierzu gehört natürlich auch eine entsprechende Qualitätssicherung. Die beschränkt sich nicht auf die Mitgliedschaft im Güteschutz Kanalbau. "Jeder Einbau eines Kurzliners wird durch entsprechende Protokolle umfangreich dokumentiert und am Ende der Sanierung steht eine erneute Kamerabefahrung. Das Abnahmevideo geht direkt zur Prüfung in die Ingenieurabteilung der Berliner Wasserbetriebe", beschreibt Bauleiter Michael Reetz das ‚Vorgehen. Diese Arbeitsweise hat natürlich ihren Preis. Zwei bis drei Installationen pro Tag schafft die Sanierungsmannschaft mit je nach Baustelle zwei bis drei Arbeitskräften auf dem Fahrzeug. "Eine Daumengröße natürlich", relativiert Bernhard Czikkus, "denn neben dem Durchmesser spielen natürlich die Randbedingungen der Baustelle eine entscheidende Rolle."
Und was für Preise kommen dabei heraus? "Je nach Aufwand liegen unsere internen Verrechnungssätze für einen Kurzliner von 1,30 Meter Länge inklusive aller Nebenarbeiten zwischen 1500 und 2500 Euro," sagt Michael Reetz.

Jörg Garbe, für Berlin zuständiger Handelsvertreter bei Epros, bestätigt, dieses Preisniveau sei im innerstädtischen Bereich mit dem notwendig hohen Aufwand, beispielsweise für die Verkehrssicherung, realistisch. In Gewerbegebieten oder auf Industriegeländen mit entsprechend weniger logistischen Aufwendungen und günstigeren organisatorischen Randbedingungen könne man auch niedrigere Preise kalkulieren.
Schonende Reinigung
Bei allem Achten auf die Qualität und den guten Sanierungsergebnissen, so ganz ohne Folgen für den Kanalbetrieb bleibt die Reparatur mit Kurzlinern in Berlin nicht. "Unser Reinigungspersonal bekommt die Anweisung, Haltungen mit eingebauten Kurzlinern mit einem auf 50 bar reduzierten Druck zu spülen", erläutert Bernhard Czikkus. Damit sollen Beschädigungen der Liner durch die Hochdruckreinigung verhindert werden. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme“ sagt Jörg Garbe und weist auf den „Hamburger Spülversuch" hin, der das Kurzlinersystem von Epros erfolgreich absolviert und bestanden hat. "Fachgerecht eingebaute Liner halten einer normalen Hochdruckreinigung problemlos stand", betont Garbe. Er nennt in diesem Zusammenhang aber einen weiteren kritischen Punkt, der zu Problemen bei der Einbauqualität führen kann: Hin und wieder stellt er fest, dass unter Zeitdruck die Topfzeit des Harzes verkürzt wird, um ein schnelleres Aushärten zu erreichen und damit die Einbauzeit zu verkürzen. Damit werde jedoch auch die Fließfähigkeit des Harzes während des Einbaus herabgesetzt. Die Folge sei, dass das zähere Harz sich nicht mehr in dem gewünschten Maße mit dem Untergrund verbindet und in den Poren und Rissen des Rohres verkrallt. Derart unsachgemäß eingebaute Liner weisen natürlich gegenüber den Belastungen durch eine Hochdruckreinigung ein höheres Risiko auf.
Insgesamt zeigen die Berliner Erfahrungen jedoch: Ein Kurzliner ist durchaus in der Lage, die im zugedachte Aufgabe, nämlich die Nutzungsdauer einer reparaturbedürftigen mit entsprechenden Schadensbildern bis zu einer grundlegenden Sanierung zu verlängern, zur vollen Zufriedenheit zu erfüllen. Voraussetzung ist, das die verwendeten Materialien geeignet und der Einbau nach strengen Qualitätskriterien erfolgt. Wer in der partiellen Sanierung eine Billiglösung sieht, die möglichst wenig kosten darf, bei dem sind Enttäuschung, Zorn und Frust vorprogrammiert.

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