Komplexe Schachtsanierung und Inlinereinbau im Industriesammler von Coswig

30.10.2007

Ein durch Hochwasserfolgen schwer geschädigter, 1855 m langer Mischwassersammler aus Betonrohren wurde mittels Schlauchlining renoviert. Die Schachtbauwerke mussten teils aufwändig saniert und teils verfüllt werden. Auf Grund der Lage in sensiblen Bereichen (Landschaftsschutzgebiet, landwirtschaftlich genutzte Flächen), der Anforderungen an die Logistik sowie der Qualitätssicherung und des eng begrenzten Zeitrahmens wurden hohe Anforderungen an die Vorbereitung und Ausführung der Baumaßnahme gestellt. Mit der erfolgreichen Fertigstellung des Bauvorhabens sind die Voraussetzungen geschaffen, dass eine weitere Nutzungsdauer des Industriesammlers für mindestens weitere 50 Jahre gewährleistet ist.

Ausgangssituation und Veranlassung
Bedingt durch das Elbehochwasser im August 2002 und den dadurch extrem gestiegenen Grundwasserspiegel sind im Kanalnetz der Großen Kreisstadt Coswig gravierende Schäden entstanden, deren Beseitigung dringend notwendig wurde. Dies betrifft auch den sog. „Industriesammler“, der vom Gewerbegebiet „Coswig Industriestraße“ bis zum Pumpwerk Coswig-Kötitz führt.
Um einen weiteren Schadensfortschritt aufzuhalten und zusätzliche Betriebskosten (Fremdwasser) zu vermeiden, wurde eine Renovation der Haltungen und Schächte erforderlich.
Topografisch ist der zu untersuchende Kanalabschnitt nur schwach gegliedert (maximaler geodätischer Höhenunterschied von 3 m).
Planungsphase
Für den betrachteten Kanalabschnitt können folgende wesentlichen Ausgangsdaten genannt werden:
  • Gesamtlänge: 1855 m
  • durchschnittliches Gefälle: ca. 1,5 ‰
  • Tiefenlage: von 3,63 m bis 7,91 m
  • Alter: ca. 40 Jahre
  • Anzahl Schächte und Sonderbauwerke:
    41 Stück
Schadensbilder, Baugrund und Beurteilung Standsicherheit
Folgende hauptsächlichen Schadensbilder konnten festgestellt werden:
  • undichte Rohrverbindungen und Schachtunterteile in Verbindung mit eindringendem Grundwasser sowie
  • Längs- und Querrisse.
Weiterhin wurden vereinzelt Ausbiegungen/ Unterbögen, verfestigte Ablagerungen, Inkrustationen im Muffenbereich, einragende Hindernisse und Wurzeln festgestellt.
Zur Erkennung des Rohrmaterials mussten 3 Bohrkerne entnommen werden, deren Analyse folgende Ergebnisse brachte:
  • keine Bewehrung vorhanden
  • Wandstärke 13,5 cm,
  • Beton nicht porös,
  • Betondruckfestigkeiten von 63,1 bis 81,2 N/mm2,
  • maximale Carbonatisierungstiefe 6 mm ( entspricht ca. 4 % der Wandstärke im Maximum),
  • Sulfatgehalt 0,006 M.-%.
Zu Beginn der Planungsphase wurde eine Baugrunduntersuchung [1] durchgeführt. Dabei wurden u. a. folgende geologische Verhältnisse festgestellt:
Die im Kanalbereich (Verfüll- bzw. Leitungszone) anstehenden Auffüllungen wiesen in ihrer Zusammensetzung große Unterschiede auf. Zur besseren Übersicht wurden sie in drei Gruppen zusammengefasst. In den Sondierprofilen wurden die jeweiligen Gruppen (A1, A2, A3) angegeben und eine weitere Differenzierung vorgenommen.
Auffüllung A1
Sie besteht vorwiegend aus Schluff. Tlw. treten in ihm schluffige Sande und vereinzelt Bauschutt auf. Die Konsistenz ist weich bzw. weich bis steif.
Auffüllung A2
Sie besteht aus unterschiedlich schluffigen Sanden. Teilweise ist sie schwach kiesig. Die bindigen Anteile wiesen eine weiche bis steife Konsistenz auf.
Auffüllung A3
Sie besteht aus einem Kies-Sand-Gemisch mit geringem Schluffanteil.
Lagerungsdichte
Die Lagerungsdichte aller Auffüllungen ist außer im obersten Bereich prinzipiell locker bzw. sehr locker. Der oberste Bereich (tlw. bis in 1,0 m Tiefe) weist durch die ehemalige bzw. jetzige Nutzung tlw. eine mitteldichte Lagerung auf. Die Rohrleitungszone weist in der Regel die geringste Lagerungsdichte auf. Soweit die Auffüllungen bis unter das Rohr reichen sind sie ebenfalls locker bzw. sehr locker gelagert. Unterhalb der Rohrsohle wurde fast durchgängig eine mittlere Lagerungsdichte festgestellt (mittelschwere Rammsonde nach DIN 4094: Schlagzahlen von 8 bis 15).
Abschnitt Schlauchlining Wickelrohrrelining Kurzrohrrelining Ersatzneubau
Beginn bis M 4 möglich Möglich möglich möglich
M 4 bis Ende möglich nicht möglich nicht möglich möglich
Tabelle 1: Mögliche Renovationsverfahren hinsichtlich des Kriteriums Hydraulik
Kriterium Schlauchlining Wickelrohrrelining Kurzrohrrelining Ersatzneubau
Querschnittsverlust gering relativ gering groß nein
Langzeiterfahrung vorhanden nicht vorhanden vorhanden vorhanden
Firmen mit RAL-Gütezeichen (Stand 31.03.2006) 18 0 7 165 (Gruppe AK1
DIBt-Zulassungen ja nein ja ja
Erdarbeiten sehr gering nein hoch sehr hoch
Abwasserhaltung sehr umfangreich umfangreich sehr umfangreich sehr umfangreich
Bauzeit kurz kurz lang sehr lang
maximale Einbaulänge 400 m 100 m 150 m 6 m
Rohrverbindungen nein ja (Endlosmuffe) ja ja
Benutzung Privatgrundstücke gering gering relativ hoch hoch
Nutzungsdauer 50 Jahre keine Angabe 50 - 80 80 - 100
geschätzte Investitions-
kosten, brutto [€] (nur
Kanal, ohne Schächte)
1.180.000,00 1.015.000,00 1.080.000,00 5.315.000,00
(inkl. Schächte)
Tabelle 2: Variantenvergleich Renovationsverfahren (Kanal)
Für den Planungsabschnitt liegen keine Informationen über langjährige Grundwasserstände vor. Da einerseits die Baugrunduntersuchungen im Zeitraum des Frühjahrshochwassers durchgeführt wurden und andererseits der defekte (undichte) Kanal den Grundwasserstand beeinflusst (Drainagewirkung), war eine Aussage über einen langzeitigen Grundwasserstand nur bedingt möglich. Diese Aussage wird gestützt durch die große Schwankungsbreite der gemessenen Grundwasserstände.
Der Gutachter kommt zu der Einschätzung, dass „die mittleren Grundwasserstände zumindest in den elbnahen Bereichen deutlich unter den festgestellten Grundwasserständen liegen.
Zum Zeitpunkt der Baugrunduntersuchung wurden folgen Grundwasserstände bezogen auf die Kanalsohle gemessen:
Minimum: 1,20 m über Rohrsohle
Maximum: 3,60 m über Rohrsohle
Auf der Grundlage aller beschriebenen Untersuchungsergebnisse wurde der Industriesammler dem Altrohrzustand 2 zugeordnet.
Kriterium Beschichtung Auskleidung Ersatzneubau
Verbesserung Statik nein ja ja
Aufwand für vor-
bereitende Arbeiten
hoch relativ hoch gering
Firmen mit RAL-
Gütezeichen (Stand
31.03.2006)
8 (S20) 5 (S45) 165 (Gruppe AK1)
chemische Beständig-
keit (Langzeit)
mittel hoch mittel-hoch
Nutzungsdauer mittel lang lang
Kosten mittel hoch hoch
Tabelle 3: Variantenvergleich Renovationsverfahren (Schächte)
Hydraulische Randbedingungen
Bei einer geplanten Kanalrenovation und der damit häufig verbundenen Reduzierung des freien Fließquerschnittes spielt die Untersuchung der hydraulischen Randbedingungen eine außerordentlich wichtige Rolle. Aus diesem Grund fand im Rahmen der Planung eine Untersuchung der hydraulischen Leistungsfähigkeit statt.
Nach einer hydrodynamischen Kanalnetzberechnung wurden folgende Festlegungen hinsichtlich einer Querschnittsreduzierung getroffen:
  • Abschnitt von Beginn bis Einbindung Hauptsammler M 4: Querschnittsreduzierung auf bis zu DN 800 möglich
  • Abschnitt von Einbindung M 4 bis Ende: nur minimalste Querschnittsreduzierung akzeptabel
Im Vorgriff auf die nachfolgend beschriebene Variantenuntersuchung hatte dies einschneidende Auswirkungen auf mögliche Renovationsverfahren:
Schächte
Die Schächte weisen einen einheitlichen Aufbau auf:
  • vier- oder fünfeckiges Unterteil aus Ziegelmauerwerk oder Ortbeton
  • Übergangsplatte
  • Schachtringe (Durchmesser 1,00 m)
  • Konus und
  • Abdeckung.
Ein Schacht besitzt die Funktion eines Regenüberlaufes (mit Abschlag in die Elbe). 
Die Feststellung des baulichen Zustandes der Schächte erfolgte neben der Auswertung der vorliegenden TV-Untersuchung durch eine Begehung.
Folgende baulichen Mängel wurden dabei festgestellt:
  • z. T. korrodierte Unterteile
  • feuchte Unterteile, teilweise punktuelle Fehlstellen mit eindringendem Wasser
  • undichte Übergänge Schacht/Kanal
  • oftmals fehlende Steigeisen
  • teilweise locker aufliegende Schachtabdeckungen,
    nicht tagwasserdicht.
  • für jeden Schacht wurden ein Schadensprotokoll
    und eine detaillierte Sanierungsstrategie
    angefertigt. 
Variantenuntersuchung für Renovation Kanal
Im Rahmen der Planung wurden folgende Renovationsverfahren einer detaillierten Betrachtung unterzogen:
  • Schlauchlining
  • Wickelrohrrelining
  • Kurzrohrrelining und
  • Ersatzneubau
In der Tabelle ist eine Gegenüberstellung der wesentlichsten Vor- und Nachteile hinsichtlich ausgewählter Kriterien für die genannten Verfahren dargestellt:
Anzahl Inversionsabschnitte Dimension Einzellänge [m]
1 DN 1200 19
1 DN 600 16
11 DN 1000 12 bis 280
Tabelle 4-1: geplante Einbauabschnitte
Woche Dimension Einbaulänge [m]
KW 36 DN 1000 347
KW 37 DN 1000
DN 1200
DN 600
255
19
16
KW 39 DN 1000 398
KW 40 DN 1000
DN 1000
164
304
KW 41 DN 1000
DN 1000
340
12
Tabelle 4-2: Bauablauf Einbau Inliner
Variantenuntersuchung für Renovation Schächte
Für die Ertüchtigung der Schächte wurden folgende Möglichkeiten untersucht:
  • Beschichtung,
  • Auskleidung mit GFK/HD-PE und
  • Ersatzneubau.
In der nachfolgenden Tabelle sind die wesentlichsten Vor- und Nachteile ausgewählter Kriterien für die genannten Verfahren in Bezug auf das vorliegende Projekt aufgeführt:
Vorzugsvariante für Renovation
Nach Vergleich aller Kriterien für die einzelnen Verfahren der Kanal- und Schachtertüchtigung wurde in Abstimmung mit dem Auftraggeber als Vorzugsvariante die Kanalrenovation mittels Schlauchlining gemäß DIN EN 13566-4 [2] festgelegt.
Für die Instandsetzung der Schächte wurde eine Kombination aus Auskleidung (für die ständig grundwasserberührten Unterteile) und Beschichtung (für die Schachtringe und den Schachthals) vereinbart.
Begründung der Vorzugsvariante:
Mit der Kanalrenovation mittels Schlauchlining wurde ein Verfahren gewählt, dass folgende wesentliche Kriterien erfüllte:
  • Langzeiterfahrung mit dem Verfahren
  • bestehende Zulassungen für Verfahren und Anwender
  • Gewährleistung Hydraulik
  • größtmögliche Einbaulängen in Verbindung mit „überfahren“ von Schächten (Schachtverfüllung nach Inlinereinbau)
  • geringe Tiefbauaufwendungen und
  • geringe Benutzung von Privatgrundstücken. 
Mit der Auskleidung der Schachtunterteile mittels GFK-Platten in Verbindung mit einer umfangreichen Vorabdichtung gegen eindringendes Grundwasser konnte ein dichter und statisch verbesserter Zustand in Verbindung mit einer langen Nutzungsdauer erreicht werden. Bedingt durch die, im Vergleich zu den Unterteilen, geringe Schädigung der Schachtringe einschl. des Schachthalses, wurde für diesen Schacht bereich der Auftrag einer kunststoffmodifizierten Mörtelbeschichtung festgelegt.
Ausschreibung
Das Bauvorhaben wurde mittels Beschränkter Ausschreibung nach öffentlichem Teilnahmewettbewerb ausgeschrieben. Diese Ausschreibungsart wurde gewählt, da gemäß § 3 Nr. 3 Abs. 2a) VOB/A „... die Leistung nach ihrer Eigenart nur von einem beschränkten Kreis von Unternehmen in geeigneter Weise ausgeführt werden kann, besonders wenn außergewöhnliche Zuverlässigkeit oder Leistungsfähigkeit (z. B. Erfahrung, technische Einrichtungen oder fachkundige Arbeitskräfte) erforderlich ist.“
Mit der Bekanntmachungsanzeige zum öffentlichen Teilnahmewettbewerb wurden umfangreiche Anforderungen an die Bieter gestellt. Dies waren u. a.:
  • RAL-Gütezeichen Gruppe S20 (Bauwerkssanierung)
  • RAL-Gütezeichen Gruppe S27 (Schlauchlining)
  • RAL-Gütezeichen Gruppe S45 (Montage)
  • Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9000 ff
  • DIBt-Zulassung für Schlauchliner
  • Nachweis Einbaulängen DN 1000 von mind. 350 m
  • Schlauchliner-Material gemäß Anforderungsprofil süddeutscher Kommunen [3]. 
Neun Firmen reichten die entsprechenden Anträge einschl. Nachweise und Referenzen ein. Nach Auswertung der Unterlagen musste konstatiert werden, dass nur drei Firmen die entsprechende fachliche und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit für die erfolgreiche Realisierung der Baumaßnahme nachweisen konnten.
Im Ergebnis der Beschränkten Ausschreibung zur Angebotsabgabe aufgeforderten Firmen legte die Fa. Insituform Rohrsanierungstechniken GmbH, ZNL Dresden das wirtschaftlichste Angebot vor und erhielt den Zuschlag für die Durchführung des Bauvorhabens.
Durchführung der Baumaßnahme
Gemäß Ausschreibung mussten vom Bieter folgende wesentlichen Leistungen erbracht werden:
Aufbau einer Abwasserhaltung
Teilabbruch und Neubau von 7 Schächten in Vorbereitung des Inlinereinbaues
Teil-/Komplettsanierung von 25 Schächten
Verfüllung von 14 Schächten
Einbau Inliner: DN 600 16 m
Einbau Inliner: DN 1000 1820 m
Einbau Inliner: DN 1200 19 m.
Im Rahmen der Ausschreibung wurden folgende Inversionsabschnitte vorgegeben:
Vorbereitende Arbeiten
Vor dem Einbau des Inliners und der Schachtsanierung mussten vielfältige vorbereitende Arbeiten durchgeführt werden. Dies umfasste u. a. die
  • Erstellung eines Bauzeitenplanes
  • Klärung Zuführung Strom und Wasser
  • Anliegerinformation
  • Zufahrtsmöglichkeiten und Stellflächen (Baustraße)
  • Verkehrssicherung bzw. Beantragung einer Verkehrsrechtlichen Anordnung
  • Abwasserhaltung
  • Beratung mit Ordnungsamt (z. B. Lärmschutz)
  • statische Berechnung
  • Reinigung
  • Kalibrierung
  • Kanal-TV
  • Abdichtungsarbeiten.
Die Schächte wurden zu Beginn der Baumaßnahme mit dem Wasser-Hochdruck- Verfahren gereinigt. Es stellte sich jedoch heraus, dass damit nur eine ungenügende Untergrundvorbereitung (Aufrauhung der Betonoberfläche) erreicht werden konnte. Auf die Problematik der derzeitig selten geeigneten Reinigungsverfahren ging bereits der IKT-Newsletter April 2005 ein.
Mit der danach angewendeten Wasser- Höchstdruck-Technologie konnte eine optimale Untergrundvorbereitung und damit eine nachfolgend sehr gute Verkrallung des Beschichtungsmörtels mit dem Untergrund erreicht werden.
Baudurchführung
Der Einbau des Insituform-Schlauches erfolgt im Umstülp- bzw. Inversionsverfahren unter hydrostatischem Druck einer Wassersäule und mit Hilfe eines Förderbandes/ Gerüstes. Der zuvor mittels Luftdruck eingebrachte PE-Preliner drückt sich als konstruktive Trennung zwischen Altrohr und beharzten Liner ebenfalls formschlüssig an die Kanalwandung an. Durch Heizanlagen wird das Wasser anschließend auf ca. 80°C erwärmt. Der Temperaturverlauf wird durchgängig über Thermofühler an allen Schächten und kritischen Punkten digital kontrolliert und protokolliert. Nach der Aushärtung wird das Wasser kontinuierlich auf die Umgebungstemperatur heruntergekühlt, um die durch die Polymerisation entstandenen Spannungen abzubauen.
Da der hydrostatische Wasserdruck bedeutend höher als der vorhandene Grundwasserdruck ist, kann bei dieser Technologie auf eine Vorabdichtung der Undichtigkeiten im Kanal verzichtet werden.
Bedingt durch die bis zu 398 m langen Einbaulängen für den Schlauchliner wurden erhebliche Anforderungen an die Logistik und Einbautechnologie gestellt.
Der Einbau erfolgte in genauer Abstimmung mit der Konfektionierung und der Logistik nach folgendem Zeitregime:
Aus der Übersicht ist erkennbar, dass der Inlinereinbau über eine Gesamtstrecke von 1855 m innerhalb von 5 Wochen durchgeführt wurde. Auf Grund der z. T. sehr langen Einbaustrecken konnte auch eine Anzahl der vor Beginn der Baumaßnahme vorhandenen Schächte „überfahren“ werden (durchlaufender Inliner). Diese Schächte wurden anschließend verfüllt.
Die Schachtsanierung erfolgte zeitund standortversetzt zur jeweils aktuellen Inlinereinbaustrecke. Eine Verzögerung im praktischen Bauablauf trat hierbei infolge der ungenügenden Reinigungsergebnisse der ursprünglich mittels Hochdruck-Wasserstrahlen vorgesehenen Reinigungstechnologie ein. Erst nach der Schachtreinigung mittels Wasser-Höchstdruck von 2500 bar konnte eine ordnungsgemäße Untergrundvorbehandlung erreicht werden.
Die Sanierung der Schachtunterteile erfolgte durch die Anbringung von GFKPlatten (bestehend aus ECR-Glas und ISONPG- Harz) mit einer Stärke von 3 mm. Diese GFK-Platten wurden dabei mit Edelstahlschrauben angedübelt. Anschließend wurden die so ausgekleideten Bereiche überlaminiert, so dass sich eine Gesamtstärke von 4 mm ergab.
Vor der Anbringung der GFK-Platten war jedoch in den meisten Schachtunterteilen die Abdichtung gegen das anstehende, drückende Grundwasser notwendig.
Die Abdichtung erfolgte durch das Einpressen von Ergelit Kombina I micro und anschließendem Nachpressen von PU-Schaum. Dazu wurden zuvor in das Unterteil in einem gleichmäßigen Raster Injektionskanäle gebohrt. 
In den Einbindebereichen des sanierten Kanals in die einzelnen Schächte kam es trotz der zuvor eingelegten Quellbänder stellenweise zu Hinterläufigkeiten auf Grund des starken Grundwasserdruckes im Ringspalt Altkanal/Inliner. Auch hier musste über zuvor eingebrachte Packer PUSchaum/ PU-Harz verpresst und somit der Grundwassereindrang gestoppt werden.
Die Beschichtung der Schachtringwände erfolgte mit Ergelit KS 1. Dieser Mörtel wurde mit einer Stärke von 2 cm auf die vorbereiteten Flächen aufgetragen.
Qualitätssicherung
Mit den Ausschreibungsunterlagen wurden konkrete Anforderungen an das Verfahren und die Linerwerkstoffe vorgegeben. Diese Anforderungen und die während der Maßnahme durchgeführte Bauüberwachung basierten im Wesentlichen auf den VSBEmpfehlungen und dem Anforderungsprofil für Schlauchliner – Kanalrenovierungen der Arbeitsgruppe süddeutscher Kommunen [3].
Die Anmeldung der Baustelle erfolgte umgehend nach Auftragserteilung beim Güteschutz Kanalbau und der Tiefbau-Berufsgenossenschaft.
Mit Beginn der Baumaßnahme wurde der Sanierungsfirma vom bauüberwachenden Büro ein Katalog mit 35 Einzelforderungen zur Qualitätssicherung übergeben. Rechtzeitig vor Beginn von einzelnen Tätigkeiten bzw. unmittelbar nach Ausführung von bestimmten Arbeiten mussten die jeweiligen Nachweise abverlangt bzw. von der Baufirma zeitnah übergeben werden. Die fast tägliche Baustellenkontrolle und die wöchentlich durchgeführten Bauberatungen führten zu einem qualitätssichernden Baustellenregime, das sowohl dem Sanierungsbetrieb als auch dem Auftraggeber einen zügigen Baufortschritt gewährleistete.
Die Qualitätssicherung (Kontrolle) umfasste folgende wesentlichen Punkte:
  • allgemeines (Baustellenvorbereitung und Erbringung entsprechender Nachweise
  • bis zur Baustellenfreigabe)
  • Vorarbeiten der Renovierung (Abwasserhaltung, Kalibrierung, Reinigung, TV-Voruntersuchung)
  • Übereinstimmungsvergleich Bieterangaben, Bestell- und Lieferscheine
  • Statik
  • Einbau Schlauchliner (auf der Grundlage des vorzulegenden Verfahrenshandbuches einschl. fortlaufende Messung aller wichtigen Parameter)
  • Prüfung Materialprobe (eine Probe je Einbauabschnitt)
  • Prüfung Haftzugfestigkeit in SchächtenDichtheitsprüfung
  • TV-Abnahmebefahrung
Nach Fertigstellung dieser umfangreichen Baumaßnahme konnte durchgehend eine sehr gute Qualität festgestellt werden.
Baustellen-Meeting
Im letzten Drittel der Bauzeit wurde von den am Bau Beteiligten zu einem Baustellen- Meeting eingeladen, an dem Vertreter von verschiedenen Netzbetreibern aus dem Raum Sachsen teilnahmen.
Die interessierten Zuhörer erfuhren im ersten Teil des Meetings in verschiedenen Vorträgen vielfältige Informationen zu folgenden Themen:
  • Überblick über die Sanierungsmaßnahme Industriesammler Coswig
  • Qualitätssicherung bei komplexer Kanalsanierung
  • Praxisbeispiele von Schlauchlining mit großen Kalibern und Sonderprofilen und
  • Möglichkeiten und Randbedingungen der Sanierung von Abwasserschächten.
Während der anschließenden Baustellenbegehung konnten die hauptsächlichsten Sanierungstätigkeiten in praxi besichtigt werden:
  • Inlinereinzug DN 1000 Länge ca. 300 m
  • Schachtsanierung mit GFK-Auskleidung
  • Schachtsanierung durch Beschichtung mit kunststoffmodifiziertem Mörtel
  • Verpressen gegen Grundwasserandrang und
  • Schachtrückbau.
Während der praktischen Vorführungen der einzelnen Gewerke kam es zu einem angeregten Informations- und Erfahrungsaustausch. 


Literatur

[1] IBU Baugrunduntersuchung für BV: Renovation Industriesammler in Coswig, Mai 2006

[2] DIN EN 13566-4 Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Renovierung von erdverlegten drucklosen Rohrleitungen (Freispiegelleitungen); Teil 4: Vor Ort härtendes Schlauchlining

[3] Arbeitsgruppe süddeutscher Kommunen Anforderungsprofil für Schlauchliner- Kanalrenovierungen

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Christian Scholze

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