Kurzrohrrelining in Edelstahl. Renovierung mit Quick Lock-Manschetten
21.11.2006
Extremer Grundwassereintritt und sensible örtliche Randbedingungen führten bei der Sanierung eines Mischwassersammlers zu einer in dieser Form erstmaligen Einsatzvariante der Quick-Lock-Edelstahlmanschette.
Auf einer Länge von etwa 10 Kilometern weist dieser etwa 20 Jahre alte Sammler ein außergewöhnliches Schadensbild auf: Insbesondere bei den Asbestzementrohren hat sich eine im Durchschnitt etwa 2 cm tiefe und 1,5 cm breite Rille gebildet, die sich wie eingefräst durch die Sohle zieht. "Die Ursache für diesen Schaden ist, trotz umfangreicher Nachforschungen und wissenschaftlicher Untersuchungen, ein bis heute ungeklärtes Phänomen und wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben," erläutert Jürgen Neitzert vom Abwasserzweckverband. Vermutet wird die Einleitung eines hoch aggressiven Mediums, Zusammensetzung und Herkunft lassen sich jedoch nicht mehr ermitteln.
Zu diesen Randbedingungen gehört auch das sensible Umfeld: Der Kanal liegt zum großen Teil in der befestigten und bewachsenen Uferböschung. Baugruben in dem seit 20 Jahren ungestörten Boden hätten zu einer deutlichen Schwächung dieses empfindlichen und häufig dem Wasser ausgesetzten Uferbereiches geführt.
Die Ausschreibung ergab Sanierungsvorschläge im Rohrrelining mit PEHD-Rohren, mit denen der Abwasserzweckverband bei der schon erwähnten Sanierung eines anderen Sammlerabschnittes gute Erfahrungen gemacht hatte. Der Nachteil: Bei dem anstehenden Projekt mit den Nennweiten DN 700 und DN 800 wären die entsprechenden Kurzrohre nicht mehr über die vorhandenen Schächte in den Kanal einzubringen gewesen. Baugruben wären unvermeidlich gewesen, mit dem entsprechenden Einsatz von Maschinen und Gerät.
Als Alternative hierzu schlug die Firma Kanalservice Gebr. Dineiger aus Wahlrod eine Vollauskleidung des Sammlers mit insgesamt 450 Quick-Lock-Edelstahlmanschetten, des Systemanbieters Uhrig vor.
Das Unternehmen der Gebr. Dineiger beschäftigt 30 Mitarbeiter und ist Dienstleister rund um den Kanal. Das Leistungsspektrum reicht von der Reinigung über Inspektion, Dichtheitsprüfung, Durchflussmessung, Schachtabdichtung, bis zur Sanierung mit Robotertechnik, Rohrrelining-, Kurzliner- und Quick-Lock-Verfahren.
Was bei Auftragsvergabe noch nicht geklärt war, war die Frage, ob und wie der Vorschlag in der Praxis funktionieren würde, denn ein vergleichbares Projekt hatte es bis dahin nirgends gegeben.
Dabei ist Quick-Lock kein neues Verfahren. Es wurde vor etwa 11 Jahren von der Firma Uhrig Kanaltechnik aus Geisingen im Schwarzwald entwickelt. Ziel dieser war es, ein dauerhaftes, rein mechanisches partielles Sanierungssystem aus den Materialien V4A Edelstahl und EPDM-Gummi auf den Markt zu bringen. Ein wesentlicher Aspekt war dabei, dem Anwender durch den einfachen, montageartigen Versetzvorgang und die geringe Vorbehandlung des Altrohres, ein leicht und zuverlässig handelbares Sanierungssystem zu bieten.
Die 50 Zentimeter langen Manschetten wurden per Container auf die Baustelle geliefert und ausgeladen. Da ein maschineller Transport zu den Einbauschächten aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich war, mussten alle Manschetten mit einem Einzelgewicht von immerhin 30 Kilogramm per Hand auf der Baustelle vom Lagerplatz zum Einbauort bewegt werden. Im Schacht wurde der Einbaupacker mit einer Manschette bestückt, an einem durch die Haltung verlegten Seil mit Muskelkraft zur Einbaustelle gezogen und dort von einem Mitarbeiter, der sich auf einem Rollbrett liegend in der Haltung aufhielt, millimetergenau mit einer exakt festgelegten Überlappung zur vorigen Manschette positioniert und eingebaut.
Trotz zehnjähriger Erfahrung mit dem Einbau von Quick-Lock-Manschetten, für einen Einsatz dieser Art lagen auch für die Brüder Dineiger kaum praktische Erkenntnisse vor. "Unter der Voraussetzung, dass alles optimal klappt, kalkulierten wir eine Arbeitszeit von 10 Tagen," schildert Eberhard Dineiger. "Die Koordination der einzelnen Arbeitsschritte und die Zusammenarbeit der Mannschaft auf der Baustelle haben dann jedoch so phantastisch funktioniert, dass wir am 15. September um 20.45 Uhr nach sechs Arbeitstagen erschöpft aber glücklich und noch vor dem aufziehenden schlechteren Wetter fertig waren." 106 Manschetten wurden am letzten Tag eingebaut. "So eine unglaubliche Versetzleistung hat es vorher selbst von der Firma Uhrig, die ja als Systemanbieter auch selbst Manschetten einbaut, noch nie gegeben," unterstreicht Mark Biesalski die Besonderheit dieses Rekordergebnisses.
Das Sanierungsergebnis hat unter der Schnelligkeit nicht gelitten. Die abschließende Kamerabefahrung ergab ein fehlerloses Bild: "Der abgesperrte Kanal war trotz des drückenden Grundwassers völlig trocken. Die Einbindung der Anschlüsse war vorbildlich und dicht und das Gesamtbild dieser Sanierung ist absolut überzeugend," lobt Jürgen Neitzert den Ausgang dieser Maßnahme, der man durchaus Pilotcharakter zumessen kann. Für Mark Biesalski ist und bleibt Quick-Lock zwar nach wie vor in erster Linie ein partielles Sanierungsverfahren.
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