rbv-Mitgliederversammlung in Mainz
22.04.2013
„Packen wir es an!“ Mit diesem Appell beschloss rbv-Präsidentin Dipl.-Volksw. Gudrun Lohr- Kapfer die rbv-Mitgliederversammlung, die am 12. April im Rahmen der gemeinsamen Jahrestagung von Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) und der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e. V. (figawa) in Mainz stattfand. Im Jahr 2 nach der Satzungsänderung herrscht Zuversicht beim Verband und seinen Mitgliedern.
Die Rohrleitungsbauer schauen positiv nach vorn – auch wenn die Unkenrufe in der Branche mit Blick auf die Abwicklung des Jahrhundertprojektes Energiewende lauter werden. Der rbv will seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen und sich mit einem stetig wachsenden Dienstleistungspaket für die Belange seiner Mitglieder starkmachen. Die Prioritäten sind klar: Auch in den nächsten Monaten gilt es, die Botschaften des Leitungsbaus in die Öffentlichkeit zu tragen und den Dialog mit Verbänden, der Wirtschaft und der Politik zu intensivieren. Die Sicherstellung von Qualität, die Aus- und Weiterbildung oder die Rekrutierung des Nachwuchses im Zeichen des demografischen Wandels sind dabei die Themen, die auf der To-do-Liste des Verbandes ganz oben stehen. Nicht zu vergessen die zunehmende Europäisierung, wenn es um die Harmonisierung von Normen und Zertifizierungen geht. Bei all diesen Themen zeigen sich Mitglieder und Verband einig und entschlossen: Wir sind gut gerüstet für die anstehenden Herausforderungen und haben unsere Hausaufgaben gemacht – auch das eine Botschaft der Veranstaltung in Mainz, bei der der Bericht der Geschäftsführung, die Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung sowie die Ehrung von langjährigen Mitgliedern zu den weiteren Tagesordnungspunkten gehörten.
Wo geht die Reise hin, welche Entscheidungen sind zu treffen, wie müssen wir uns aufstellen, damit unser Unternehmen auch in Zukunft auf einer soliden Basis steht: So oder ähnlich lauten die Fragen vieler Rohrleitungsbauer, wenn es um die Zukunft geht. Voraussehen lässt sich die Entwicklung nicht, doch mit geeigneten Instrumenten vielleicht positiv beeinflussen – etwa wenn es um technisch-wissenschaftliche, techno-politische oder organisatorische Themen geht. Unterstützung erhalten die Mitglieder von Rohrleitungsbauverband, dem brbv Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes und der neu gegründeten rbv GmbH. Wie das aussieht, verdeutlichte Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann im Bericht der Geschäftsführung. „Wir beobachten den Markt, bauen das Netzwerk aus, verstärken unsere Öffentlichkeitsarbeit und engagieren uns im Bereich der Personalentwicklung und Berufsbildung“, nannte Hesselmann wichtige Bausteine des rbv-Dienstleistungspaketes. Hinzu kommt: rbv- Gremien leisten Regelwerks- und Normungsarbeit, erstellen Leitfäden und Broschüren und unterstützen die Mitglieder bei der Markterschließung. Der Druck und die Verteilung von rbv- Nachrichten, Infopoints, Rundschreiben oder die Erstellung von Imagefilmen runden die vielfältigen Dienstleistungen ab, ebenso wie die Organisation von Verbandstreffen, Tagungen, Messebeteiligungen und Schulungen.
Zahlen und Fakten
Das wird von den Leitungsbauunternehmen honoriert. „Erstmals seit Jahren verzeichnen wir wieder einen leichten Zuwachs an Mitgliedsunternehmen“, konnte Hesselmann berichten. Mit aussagekräftigen Zahlen und Fakten untermauerte er die erfolgreiche Arbeit des Verbandes im abgelaufenen Geschäftsjahr. An 17 rbv-Landesgruppensitzungen nahmen ca. 770 Personen aus rd. 250 Unternehmen teil. 115 ehrenamtlich Tätige beteiligten sich an fast 80 Sitzungen von 9 internen und 37 externen Gremien. 5 Auditoren investierten rund 220 Manntage für die Durchführung von 177 Audits und die rbv-Geschäftsstelle betreut inzwischen rund 1.100 Datensätze von Leitungsbauunternehmen in der erweiterten Terminverwaltung. Darüber hinaus hat der rbv über sein Engagement in der Bundesfachabteilung Leitungsbau (BFA LTB) 17 Rundschreiben in die Branche eingespeist.
Netzwerk wächst
Diese Zahlen sprechen für sich. Bei der Umsetzung seiner Aufgaben setzt der Rohrleitungsbauverband verstärkt auf starke und belastbare Partnerschaften. Zu dem stetig wachsenden Netzwerk, gehören namhafte Verbände wie der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW), der Verband Güteschutz Horizontalbohrungen e. V. (DCA), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW), die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA), der Fachverband Anlagenbau e. V. (FDBR), die Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e. V. (figawa), die Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e. V. (GLT), die German Society for Trenchless Technology e. V. (GSTT), der Güteschutz Kanalbau e. V., der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sowie der Rohrleitungssanierungsverband e. V. (RSV).
Europäische Dimension
Ganz nebenbei hat der rbv die Pflichten erledigt, die sich aus der Satzungsänderung ergeben haben. So wurde mit der Akzeptanz weiterer Zertifikate und Gütezeichen neben der Zertifizierung nach GW 301 eine noch breitere Basis für die Arbeit an der Gesamtaufgabe Leitungsbau geschaffen und die Umstrukturierung der technischen Gremien mit der Einrichtung des Technischen Lenkungskreises und der Einsetzung der notwendigen Technischen Ausschüsse vorläufig abgeschlossen. Die Harmonisierung der Fristen von GW 301 und FW 601 sowie die Überzeugungsarbeit gegen das umstrittene Micro-Trenching-Verfahren oder kritische Stellungnahmen, etwa zur Diskussion um die Dichtheitsprüfung in Nordrhein-Westfalen, zählen zu den weiteren erwähnenswerten Punkten der Verbandsarbeit, mit denen der rbv im Sinne der Mitglieder Stellung bezieht. Bei der Schilderung der Aktivitäten hob Hesselmann hervor, dass insbesondere die Zertifizierung zunehmend eine europäische Dimension erhält. „Das Thema ,Zertifizierung‘ ist in Europa angekommen und in Brüssel spielt jetzt die Musik“, so der rbv-Geschäftsführer.
Stolpersteine und Chancen
Eine zunehmende europäische Bedeutung, vor allem wenn es um die Koordinierung der Energienetze geht, sah auch Professor Günter Verheugen, ehemaliger Vizepräsident der Europäischen Kommission, in seinem Festvortrag „Stolpersteine und Chancen im europäischen Binnenmarkt“, voraus. „Dieses Thema wird Deutschland noch lange beschäftigen, weil dem EU-Kommissar für Energie, Günther Hermann Oettinger, entsprechende Instrumente zur Umsetzung zurzeit noch nicht zur Verfügung stehen“, erklärte Verheugen. „Da Entscheidungen von Politikern nicht immer ohne Weiteres getroffen werden können, ist eine vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erforderlich.“ Die Modernisierung der Netze hat laut Verheugen einen großen Finanzbedarf. Allerdings seien in den europäischen Finanzplänen bisher keine Gelder vorgesehen, führte der Redner weiter aus. „Stattdessen werden auch teilweise unnötige Projekte gefördert, die es ohne entsprechende Fonds, wie zum Beispiel den europäischen Kulturfonds, gar nicht geben würde.“ Deshalb sei eine Konzentration der Mittel auf die Modernisierung der Netze notwendig, weg vom Gießkannenprinzip hin zu dem, was für Europa wichtig ist. „Die Abschaffung unnötiger Bürokratie, eine Hinterfragung der Regelungsdichte, die Konsolidierung des Haushalts und die Einleitung von wachstumsfördernden Maßnahmen gehörten deshalb zu den dringlichsten Maßnahmen der Politik. Verheugen empfiehlt den Verbänden, über die Vertretung von spezifischen Teilinteressen hinauszugehen und einen Gemeinwohl-orientierten Ansatz zu verfolgen.
rbv ist bereit
Hierzu ist der Rohrleitungsbauverband bereit. „Wir wollen und werden gemeinsam mit den anderen Verbänden unseren Beitrag zum zusammenwachsenden Europa leisten“, warf rbv- Präsidentin Gudrun Lohr-Kapfer am Ende der Veranstaltung einen Blick in die Zukunft. Auf dem deutschen Markt gehören für Lohr-Kapfer Themen wie Aus- und Weiterbildung, die Auseinandersetzung mit neuen Techniken oder die Gewinnung neuer Mitarbeiter zu den größten Herausforderungen, denen sich die Unternehmen gegenübersehen. „Die Attraktivität des Arbeitsplatzes, die Heterogenität von Tarifen, Abwanderung von Mitarbeitern in Industrie und Versorgungswirtschaft sind Themen, die uns zukünftig beschäftigen werden“, so die rbv-Präsidentin, für die das Image des Bauhaupt- und Baunebengewerbes in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich verbesserungswürdig ist. „Auch hier haben wir es uns als Verband zur Aufgabe gemacht, aktiv an diesen Fragen zu arbeiten und den Dialog mit den Mitgliedern und anderen Verbänden aktiv vorantreiben“, so Lohr-Kapfer weiter.
Insbesondere mit dem DVGW wird sich der rbv auf einer Koordinierungsplattform treffen, um über Veränderungen von Berufsbildern zu diskutieren. Darüber hinaus sollen die Interessen der Mitgliedsunternehmen im Rahmen des Berliner Abkommens in wirtschaftlicher Hinsicht kundgetan und Meinungen und Statements verbreitet werden. Zusätzlich soll in den nächsten Monaten in einem neu verabschiedeten Arbeitskreis auf Vorstandsebene über die 4 Zukunftsthemen beratschlagt werden, die die Mitgliedsunternehmen, den Verband und die Arbeit betreffen. „Wir wollen ein Verband sein, der agiert und etwas bewegt und gemäß seiner Satzung den Mitgliedern mit einem breiten Dienstleistungsangebot zur Seite steht“, so das Fazit der Präsidentin.
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