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Schnell, sicher und wirtschaftlich: Wickelrohrrelining unter der Deponie Stockstadt
Es gibt kaum Rohrleitungen, die schwieriger zu sanieren sind als die der Entwässerungssysteme von Mülldeponien. "Grabenlose" Verfahren sind hier aufgrund extremer Überdeckungshöhen praktisch unabdingbar.
Auf einer stillgelegten Deponie in Stockstadt/Main wurden im September 2005 durch die KMG Rohrtechnik GmbH, Schieder-Schwalenberg, über 500 Meter Sickerwasser-Transportleitung unterhalb der Deponie-Basisabdichtung durch Wickelrohrrelining mit dem Rib Loc-Expanda-Verfahren innerhalb von 12 Arbeitstagen saniert.
Die Deponie Stockstadt des Landkreises Aschaffenburg wird seit 1974 durch die Fa. Helmut Bär KG betrieben. Im Januar 1999 wurde der Standort stillgelegt. Die Sickerwasserdrainage- und Transportleitungen müssen gemäß den Vorgaben der TA Siedlungsabfall auch auch nach Beendigung des Einbaubetriebes regelmässig hochdruckgereinigt, kamerabefahren und vermessen werden. Schadhafte Leitungen sind soweit zu ertüchtigen, dass ein reibungsloser Abfluss des Sickerwassers langfristig sichergestellt ist.
Die Deponie Stockstadt verfügt über eine vorschriftsgemäße Basisabdichtung und wurde nach der Stillegung nach dem Stand der Technik gegen Eintritt von Niederschlagswasser abgedichtet. Das dem Deponiekörper entzogene, durch biogene Abbauprozesse im Müll erzeugte Gas wird über ein Blockheizkraftwerk verstromt. An dieser Stelle setzt ein Problem an, das nicht einer gewissen Paradoxie entbehrt und letztlich zu einem höchst innovativen Rohrsanierungsprojekt in der unmittelbar am Main gelegenen Deponie führte: Durch die wirkungsvolle Abdichtung kann kaum Niederschlagswasser in den Berg eindringen und der Abfallkörper trocknet langsam aus. Damit kommen die Abbauprozesse und letztlich auch die Gasbildung zum Erliegen, die in der TA Siedlungsabfall angestrebte Mineralisierung der organischen Abfallkomponente würde nie erreicht.Dem möchte man entgegensteuern, indem man den aufwendig trocken gelegten Abfall über ein unter der Oberflächendichtung installiertes Berieselungssystem künstlich durchfeuchtet.
Sämtliches Sickerwasser wird über strahlenförmig in den Deponieaufbau führende Drainleitungen erfaßt und dann durch fünf Sammelkanäle zwei peripher gelegenen Schächten zugeführt. Hier wird es kontinuierlich abgesaugt und per Tankwagen regelmäßig der Nachbehandlung und Entsorgung zugeführt. Vor diesem Hintergrund entwickelte der Betreiber der Anlage die Idee, das vorhandene Sickerwasser zum Befeuchten des Müllkörpers zu verwenden, um die biologischen Abbauprozesse in Gang zu halten. Das Konzept wurde vom Landratsamt Aschaffenburg und den zuständigen Fachbehörden befürwortet, allerdings an eine wichtige Auflage gebunden: Die unterhalb der Deponiesohle verlegten Sammelleitungen sollten durch vorherige Sanierung in einen nachhaltig dichten Zustand versetzt werden.
Optische Untersuchungen durch Befahrung mit einer Kanal-TV-Kamera hatten ergeben, dass die zwischen 90 und 166 Meter langen Asbestzementrohre DN 200 zwar keine gravierenden statischen Schäden oder Deformationen aufwiesen, aber dennoch nicht völlig dicht waren. Zudem engten mineralische Inkrustationen den Rohrquerschnitt zunehmend ein. Eine Deponie-Spezialeinheit der KMG Reinigung und Inspektion GmbH entfernte die Verkrustungen mit einer Hochdruck-Rotationsdüse rohrschonend, aber gründlich. Anschließend nahm das Unternehmen, das seit einigen Jahren in Stockstadt mit dem kompletten Wartungsservice nach TA Siedlungsabfall beauftragt ist, eine gründliche TV-Inspektion der Sammlerleitungen vor, auf deren Grundlage KMG ein Sanierungskonzept für die Leitungen entwickelte.
Bei bis zu 20 Metern Müllüberdeckung unterhalb der Basisabdichtung liegend, schied ein offener Austausch der Rohre von vorn herein aus. Auch die Option einer grabenlose Erneuerung im Berstverfahren wurde aus Kostengründen verworfen. Hierzu hätte man am Start- und Zielpunkt jeder Haltung neue, aufwändig herzustellende Schächte von fünf bis sechs Meter Durchmesser benötigt, um eine Berstrakete mit anhängendem Relining-Langrohr einziehen zu können. Dabei wären pro Schacht ca. 300 Kubikmeter Müllaushub angefallen sowie erhebliche Staub-, Geruchs- Methan- und CO
2-Emissionen entstanden. Statt dessen setzte das KMG-Konzept auf ein Wickelrohrrelining der Leitungen mit dem australischen Rib Loc-Expanda-Verfahren. Auf die Wickelrohrtechnologie hat KMG unmittelbaren Zugriff, seit man sich unter dem gemeinsamen Konzerndach der Chevalier Pipe Technologies (CPT) Group, Hong Kong, befindet.
Bei Rib Loc Expanda-Verfahren, das sich im Nennweitenbereich von DN 150 bis DN 750 einsetzen läßt, wird mit Hilfe einer Wickelvorrichtung im Schacht ein Endlos-Profilstreifen aus HDPE oder PVC mit längsseitigem, doppelten Nut-Feder-Schloß so in den sanierungsbedürftigen Kanal gewickelt, dass daraus ein Rohrstrang von beliebiger Länge entsteht. Die Vorflut bleibt beim Wickelvorgang erhalten. Der Profilstreifen enthält längslaufend T-förmige Versteifungsrippen, die dem fertigen Rohr seine Statik geben. Ein feiner, in die Schloßkonstruktion eingelegter Stahldraht verhindert, dass das eingewickelte Rohr im Kanal sofort bis an die Rohrwand expandiert. Statt dessen läßt es sich erst einmal mit Untermaß - in Stockstadt mit einem Innendurchmesser von 170 Millimetern - in den Kanal einwickeln. Ist der Zielschacht erreicht, fixiert man dort das Rohrende rotationsfest, und entriegelt die Schloßkonstruktion, indem man den Draht zum Wickelkorb hin herauswickelt. Dann wickelt man vom Startschacht her einige weitere Meter Profilstreifen ein. Diese führen nun nicht zu einer Verlängerung des Rohrstrangs, sondern zu einer formschlüssigen Querschnittsaufweitung des Wickelrohrs bis an die Wand des Altrohrs - DN 200 in den Leitungen der Deponie Stockstadt. Diese Technik hat, neben der hohen Einbaugeschwindigkeit von bis zu 70 Zentimeter Neurohr pro Minute, einen Vorteil, der speziell unter extremen Einbaubedingungen zum Tragen kommt: Tritt aus irgendwelchen Gründen eine Störung des Einbauvorgangs ein, kann das noch nicht entriegelte Profilrohr problemlos wieder entfernt werden, indem man den Profilstreifen ganz einfach wieder herauszieht. Demgegenüber käme eine Schlauchliner-Havarie unter 20 Metern Tiefe fast einer Katastrophe gleich.
Ein weiterer gewichtiger Pluspunkt für das Wickelrohrrelining im Vergleich zu den verfügbaren Alternativen zur Sanierung geschlossener Sickerwasserleitungen ist der Kostenfaktor. Schon zwei für ein Berstlining erforderliche Stahlrohr- oder Spritzbetonschächte hätten auf der Deponie Stockstadt mehr gekostet als die gesamte, binnen 12 Arbeitstagen von KMG erfolgreich durchgeführte Maßnahme.
Zurück ließen die Experten der KMG ein dauerhaft dichtes Sickerwasser-Leitungssystem und einen Kunden, der sowohl mit dem erreichten Sanierungsergebnis als auch mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis rundum zufrieden war.
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