16. Tagung Rohrleitungsbau: Innovativ, anspruchsvoll und höchst kompetent

13.03.2009

Zur 16. Tagung Rohrleitungsbau von Rohrleitungsbauverband e.V. (rbv) und Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HBI) fanden sich am 27./28. Januar 2009 rund 160 Geschäftsführer, Entscheidungs- und Verantwortungsträger aus Tief- und Rohrleitungsbauunternehmen sowie verantwortliche Fachleute im Sinne des DVGW-Arbeitsblattes GW 301 im Hotel Concorde in Berlin ein. Die traditionsreiche Veranstaltung wartete wie gewohnt mit einem exzellent ausgewählten Vortragsspektrum auf, in dessen Mittelpunkt die Betriebs- und Versorgungssicherheit im Rohrleitungsbau stand. Aufgrund veränderter Kriterien und Betrachtungsweisen für den Betrieb von Leitungsnetzen in der Versorgungswirtschaft, die sich aus rechtlichen, wirtschaftlichen, technologischen und politischen Entwicklungen in Europa ableiten lassen, bieten sich innovativen Unternehmen neue Chancen. Um die entsprechenden Schlagworte wie etwa "kommunale Infrastruktur“, "demographischer Wandel", "Anreizregulierung", "Einfluss der Globalisierung" oder "Zertifizierung" verdichteten sich Vorträge und Beiträge, Diskussionen und Anmerkungen.

RA Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V., eröffnete nach der Begrüßung durch rbv-Präsident Dipl.-Ing. Klaus Küsel, BIS Heinrich Scheven GmbH, die Vortragsreihe mit der Frage: "Baukonjunktur 2009 – Ende des kurzen Aufschwungs? Er zitierte sogleich aus dem Gutachten des Deutschen Instituts für Urbanistik an, das erst kürzlich einen Investitionsstau in Höhe von 70 Mrd. Euro für die Städte und Gemeinden ermittelt hatte, die auf unterlassene Infrastrukturinvestitionen in den vergangenen Jahren zurückgeführt werden. Mehr als die Hälfte der Summe entfalle auf die Bereiche Abwasserkanäle und kommunale Straßen. Es sei unsinnig, so Knipper, diese beiden Bereiche vom kommunalen Investitionsprogramm auszuschließen, auf die der größte Investitionsbedarf entfalle. Um die gewünschten Produktions- und Beschäftigungsauswirkungen in der Deutschen Bauwirtschaft zu erzielen, forderte Knipper von Bund und Ländern eine größtmögliche Flexibilität bei Ausgestaltung und Handhabung des kommunalen Investitionsprogramms. Nur eine breit angelegte kommunale Investitionsoffensive könne 2009 für den gewünschten konjunkturpolitischen Impuls sorgen. Dies gelte auch für die so genannte "unsichtbare" Infrastruktur der Kanalnetze, deren teilweise kritischer Erhaltungszustand nicht täglich zu besichtigen sei. Laut DIFU-Gutachten sind 20 % der Kanalisation kurz- bzw. mittelfristig sanierungsbedürftig.

In die "Kommunale Infrastruktur als Lebensqualität – Investitionsbedarf ins Leitungsnetz zur Bestandserhaltung" bot Martin Stahl von der OEWA Wasser und Abwasser GmbH, Leipzig, ebenfalls höchst interessante und umfangreiche Einblicke. Auf der Datenbasis verschiedener Institutionen und Einrichtungen analysierte und bewertete er den Gesamtinvestitionsbedarf der kommunalen Infrastruktur für die Jahre 2006 bis 2020 auf rund 700 Mrd. Euro bei einem Investitionsrückstand per Ende 2005 von ca. 75 Mrd. Euro. Auf den Investitionsbedarf in den Trink- und Abwassersektor entfallen dabei rund 87 Mrd. Euro; ca. 60 % davon auf den Bau für Trinkwasser- und ca. 50 % für den Bau von Abwasserrohrleitungen.

Weniger der Bestandserhaltung denn dem "Geographischen Wandel – Auswirkungen auf die Leitungsnetze" galt der höchst informative Vortrag von Prof. Matthias Koziol, Brandenburgische Technische Universität Cottbus. Er umriss die Anpassung der technischen Infrastruktur beim Stadtumbau, stellte die recht unterschiedlichen Ausgangsbedingungen für den Stadtumbau in Ost und West vor und demonstrierte, wie bereits heute die Auswirkungen des Minderverbrauchs von Wasser auf die Ver- und Entsorgungsnetze zu beobachten sind. Die von ihm vorgeschlagenen Anpassungsstrategien umfassen beispielsweise den dispersen, d.h. den geschossweisen Umbau bzw. punktuellen Abriss und den flächenhaften Rückbau ganzer Siedlungseinheiten sowie die Nachnutzung.

Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Steinbeck, T.A. Cook & Partner Consultants GmbH, Berlin, erläuterte die Dienstleistungen seiner speziellen Managementberatung, die von der Strategie, über die Führung und Organisation alle Managementprozesse nachhaltig auf Effektivität und Effizienz ausrichten. Dabei machte er deutlich, dass die klassischen Strategien unter reinen Preis- und Kostengesichtspunkten heute längst nicht mehr ausreichen. Vielmehr sei, so Steinbeck, inzwischen das Bewusstsein für Partnerschaft und gemeinsames Handeln der Akteure geschärft. Langfristig werde der Wettbewerb nur die mutigen, innovativen und soliden Dienstleistungsunternehmen bestehen lassen und die technologische Weiterentwicklung werde immer stärker durch die technischen Dienstleister zu realisieren sein.

Rohrleitungsbauunternehmer sollten ihre Kundschaft von der intelligenten Instandhaltung überzeugen. Mit diesem Schlusssatz traf Dipl.-Kfm. Ralf Westermann, BET Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH, Aachen, ins Herz der meisten Zuhörer. Er gehört in das Fazit zu der Studie "Mögliche Auswirkung der Anreizregulierung auf die Dienstleister", über die Müller berichtete. Nach dieser Studie führt die Anreizregulierung zukünftig ganz klar zu Kostensenkungsmaßnahmen bei den Netzbetreibern (v.a. im Bereich der Instandhaltung und der Reinvestitionen), was bereits heute spürbar negative Auswirkungen auf die Bauunternehmen hat.

Traditionell und aufgrund der Thematik absolut erforderlich, umspannte der Vortrag von RA Prof. Horst Franke, Heiermann Franke Knipp Rechtsanwälte, Frankfurt a.M. den größten Zeitrahmen. Unter der Überschrift "Sicherheiten – eine sichere Sache?" präsentierte der erfahrene Anwalt mit Gesetzesauszügen, Paragraphen, Prozessentscheidungen u.ä. Beispiele und gab Hinweise und Tipps zu "Problemen des Auftragnehmers mit Sicherheitsleistungen, die er selbst zu erbringen hat, wie auch solche, die er von Auftraggebern erhalten möchte".

Auf die "Globalisierung im Rohrleitungsbau und den Einfluss auf die Tagespolitik" warteten die Teilnehmer zum Abschluss des ersten Tages schon ganz gespannt. Weder unter der Thematik noch unter dem Referenten konnten sie sich etwas vorstellen. Ihrer Spannung konnten sie sich schnell entledigen: Die Veranstalter hatten sich eine entspannende Maßnahme einfallen lassen und den im Rheinland sehr erfolgreichen Kabarettisten Christoph Brüske als "Referenten" verpflichtet. Sein Vortrag: Eine wunderbare Parodie.

Vergleichsweise ähnlich amüsant gestaltete sich der anschließende "Berliner Abend", mit dessen Programm und Kulinarischen Genüssen für die Teilnehmer ein anstrengender aber erfolgreicher Tagungstag angenehm zu Ende ging.

RA Oliver Zander, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V., konnte auch am Morgen des zweiten Tages ein höchst aufmerksames Publikum für seinen Vortrag "Irrläufer des Marktes? - Mindestlohn versus Tarifvertrag" gewinnen. In gewohnt professioneller Weise beleuchtete er das Thema umfangreich und aussagekräftig von der Definition und den Regeln von "Markt – Tarifvertrag – Mindestlohn", über eine "Zurückschau von Tarifvertrag und Mindestlohn in Konjunktur und Krise", bis zu einer "Vorausschau über die Tarifrunde 2009 und mittel- bis langfristig". Sein Fazit: "Tarifvertrag und insbesondere Mindestlohn wirken einer reinen Marktwirtschaft entgegen, und sie erfüllen aber besondere Funktionen im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft und für die Branche!"

Anlässe für staatsanwaltliche Untersuchungen im Haus benannte RA Bettina Haase, Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e.V., Erfurt, in ihrem Vortrag "Betriebs- und Versorgungssicherheit im Rohrleitungsbau". Sie skizzierte Beispiele und entsprechende Urteile für wettbewerbswidriges Verhalten, Verletzung der Verkehrssicherungspflichten, Verletzung der Pflichten aus der Baustellenverordnung, Verstöße gegen das Arbeitnehmerentsendegesetz, Verstöße gegen das Verbot der Arbeitnehmerüberlassung sowie Verstöße gegen das Schwarzarbeiterbekämpfungsgesetz und definierte die zu ergreifenden Maßnahmen vorbeugend, beim Eintreffen des Staatsanwaltes sowie während der staatsanwaltlichen Untersuchung.

Die "Zertifizierung auf hohem Niveau – GW 301 mit integriertem BMS" stellten Dipl.-Phys. Theo B. Jannemann, Geschäftsführer DVGW CERT GmbH, Bonn, aus der Sicht des DVGW vor und Dipl.-Ing. Siegfried Kemper, stellvertretender Vorsitzender des Technischen Ausschusses des rbv, Gerhard Rode Rohrleitungsbau GmbH & Co. KG, Münster, aus der Sicht des Leitungsbauunternehmers. In der Überarbeitung des DVGW-Arbeitsblattes GW 301 werden die Nachhaltigkeit der Sicherheit im Gas- und Wasserrohrnetz sowie eine Vergleichbarkeit bei der Durchführung des Überprüfungsverfahrens berücksichtigt. Das DVGW-Regelwerk stelle die Basis für die erforderliche Qualitätssicherung, GW 301 das fachbezogene Präqualifizierungssystem. Das BMS Betriebliches ManagementSystem bildet die sinnvolle Ergänzung zu GW 301 und ist als Chance für die Zukunftssicherung der Unternehmen zu sehen.

Den "Wandel vom Bauingenieur zum Baumanager" zeichnete Dipl.-Ing. Thomas Drill, HOCHTIEF Construction AG, Berlin, nach. Mit dem Satz seines Fazits "Der wirtschaftliche Erfolg eines Projektes/einer Einheit hängt nur zum Teil vom fachlichen Wissen, aber hauptsächlich von der unternehmerischen und sozialen Kompetenz des Baumanagers ab", formulierte Drill vorzüglich die heute benötigten Voraussetzungen für den Erfolg eines Unternehmens und die heutigen Anforderungen an die Person des Baumanagers.

Der Präsident des Rohrleitungsbauverbandes, Dipl.-Ing. Klaus Küsel, führte in seinem abschließenden Statement aus, dass in nur wenigen Jahren das bisher für den Rohrleitungsbau benötigte Personal und Gerätebestände z.T. überflüssig werden könnten und durch die Veränderung der Märkte dagegen andere Ressourcen dringend gebraucht würden. Diese Tendenz hat der rbv bei seinen Rohrleitungsbautagungen in den letzten Jahren immer wieder deutlich hervorgehoben. In der Konsequenz bedeutet dies, dass sich die Rohrleitungsbaufirmen von den branchenbezogenen Grenzen befreien und sich neu definieren müssen. Der Rohrleitungsbauverband hat viele Beispiele zukünftiger Betätigungsfelder aufgezeigt und seine Mitgliedsfirmen aufgerufen, sich neue Tätigkeitsfelder zu erschließen. Der Verband selbst wird den Entscheidungen von Präsidium und Vorstand folgen und diesen Weg mitgehen. Können die Mitgliedsunternehmen von der historischen Ausrichtung - dem Gas- und Wasserfach - nicht mehr existieren, muss auch für den Verband eine neue Standortbestimmung erfolgen. Das erfordert die Entwicklung neuer Zuständigkeiten und gegebenenfalls eine neue Aufstellung. So arbeitet der rbv inzwischen auch in der Geschäftsführung der Bundesfachabteilung Leitungsbau mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zusammen, um gemeinsam das Thema der Infrastruktur wach zu halten, Aus- und Weiterbildung zu fördern und die Bestandssicherung technologisch hochentwickelter Unternehmen zu unterstützen.

Auf Neudeutsch würde man sagen, die 16. Tagung Rohrleitungsbau war ein "cooles event". Entsprechend der Neuausrichtung und Umorientierung der Branche sind aber die klassischen Auszeichnungen innovativ, anspruchsvoll, modern und höchst kompetent griffiger und ganz klar aussagekräftiger – und das gilt für alle Beteiligten!


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