„Über Toiletten will keiner reden!“

18.10.2012

Prinz Willem-Alexander diskutierte auf Einladung der Hochschule Osnabrück die globale Problematik von fehlendem Zugang zu Wasser und sanitärer Grundversorgung.

Kein Zugang zu sauberem Trinkwasser oder Sanitäranlagen - daraus resultierende Krankheiten kosten jedes Jahr rund 3,5 Millionen Menschen das Leben. Das Thema „Wasser“ ist deshalb relevantes Querschnittsthema in Forschung und Lehre der Hochschule Osnabrück. Während seines Arbeitsbesuchs informierte der niederländische Prinz Willem-Alexander über die aktuelle Situation und diskutierte mit Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur über Lösungen.

Als Vorsitzender des „Beraterkreises für Wasser und sanitäre Grundversorgung des UN Generalsekretärs“ (UNSGAB) spielt Willem-Alexander seit Jahren eine prominente Rolle bei den internationalen Bemühungen, die globale Situation von Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zu verbessern. Er arbeitet für den UN-Generalsekretär, um sowohl zu beraten als auch Fragestellungen weiterzuentwickeln. Dabei unterstützt ihn seine Stellvertreterin Uschi Eid. Die ehemalige Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist seit 2009 Seniorprofessorin an der Hochschule Osnabrück, lehrt zur Nachhaltigkeit in der Wasserver- und -entsorgung und vernetzt die Osnabrücker mit relevanten Akteuren aus der Praxis. „Uschi Eids Expertise bringt neue Impulse, so ist auch der heutige Besuch von Willem-Alexander ihrer Initiative zu verdanken“, sagt Hochschulpräsident Andreas Bertram zur Eröffnung der Veranstaltung am 12. Oktober.

Vor rund 200 geladenen Gästen, unter ihnen Wissenschaftsministerin Johanna Wanka, Studierende, Wissenschaftler und externe Fachleute, forderte Willem-Alexander noch stärkere Anstrengungen, um die globalen Wasserprobleme zu lösen. Wasser sei ein wichtiger Schlüssel für nachhaltige Entwicklung. „Wenn wir die Armut in der Welt wirksam bekämpfen und Konflikte vermeiden wollen, hat das Thema Wasser dabei erste Priorität.“.

Nach Berichten der Vereinten Nationen haben immer noch 780 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser. Bei der sanitären Grundversorgung ist es noch schlimmer: 15 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu Toiletten. So gelangen die Ausscheidungen von jährlich 1,1 Milliarden Menschen unbehandelt in die Umwelt und verschmutzen die Wasserressourcen und die Wohnumgebung der Menschen.

Während also durch steigenden Verbrauch und Klimawandel unsere Süßwas-servorkommen schrumpfen, werden sie gleichzeitig durch mangelnde Abwas-serentsorgung zusätzlich belastet. Dabei sind die Auswirkungen verschmutzten Wassers immens: Täglich sterben rund 5000 Kinder an den Folgen schmutzigen Wassers. Ausreichende Sanitärversorgung könnte die Kindersterblichkeit mehr als halbieren. Die Hälfte aller Krankenhausbetten in Entwicklungsländern ist mit Patienten belegt, die an wasserbedingten Krankheiten leiden.

„Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung sind daher die beste Präventivmedizin“, plädierte Willem-Alexander. Sein Ziel sei deshalb, mehr Aufmerksamkeit auf diese Problematik zu lenken, das sei zum Teil schwierig, weil gerade über Toiletten keiner reden wolle. Willem-Alexander forderte von Hochschulen, sowohl Multiplikatoren zu sein als auch noch intensiver nach Lösungen zu suchen.

Die Hochschule Osnabrück bearbeitet Wasser als Querschnittsaufgabe. Ihre Fragestellungen gespannt sie von Gesundheitsfragen, Konsumverhalten und Bildung über Umwelt, Stadt- und Landentwicklung bis hin zur Nahrungsmittelproduktion. Zum Beispiel forscht sie innerhalb eines EU-Forschungsprojekts zur Wassereffizienz bei Pflanzen oder betreibt das Verbraucherzentrum WABE - Klaus Bahlsen-Haus, das großzügig von der Rut und Klaus Bahlsen-Stiftung finanziert wird. „Deshalb war es uns auch ein Anliegen, die Seniorprofessur von Frau Eid zu unterstützen“, erklärt der Stiftungsvorsitzende Prof. Dr. Burkhard Huch. Denn Wasser ist Grundlage und existenzieller Bestandteil von Natur, Landwirtschaft und Ernährung – den drei großen Förderzielen seiner Stiftung.

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