4. Schlauchlinertag in Nürnberg

29.06.2006

Mit einer sehr gut strukturierter Themenauswahl, einem hervorragend organisiertem Veranstaltungsrahmen und einem großen Teilnehmerzuspruch konnte sich der 4. Schlauchlinertag als eine führende Fachveranstaltung auf diesem Spezialgebiet der geschlossenen Kanalsanierung weiter etablieren.

Nach Hannover, Würzburg und Oberhausen wurde diesmal Nürnberg von der TAH als Veranstaltungsort für die rd. 460 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland gewählt.

Der Ideengeber des Schlauchlinertages, Dipl.-Ing. Franz Hoppe, begrüßte die Gäste und mahnte zum verantwortlichen Umgang mit der knappen Ressource Geld. Das bedeute auch, nicht billig zu bauen sondern in erster Linie die Projekte von der wirtschaftlichen Seite aus zu betrachten.

Franz Hoppe übergab das Mikrofon an Dipl.-Ing. Rüdiger Prestinari von dem Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim. Wie schon auf den vergangenen Schlauchlinertagen moderierte Rüdiger Prestinari die Vorträge im Hauptprogramm und zog auf elegante weise die Besucher in die anschließenden Diskussionen mit ein.

Eröffnet wurde die Vortragsreihe mit dem Schweizer Tom Sangster von Jason Consultants London. Er gab einen historischen Abriss der Schlauchliner Entwicklung, stellte die heutige Marktsituation dar und zeigte künftige Entwicklungspotentiale auf.
In seinem Fazit mahnte er die Hersteller, sich nicht im Preiskampf zu verzetteln sondern sich den neuen Anforderungen des Marktes zu stellen und der Entwicklung neuer innovativer Produkte zu widmen.

Dipl.-Ing. Konrad Pommer vom Stadtentwässerungsbetrieb Nürnberg griff bei seinem Vortag die Gedanken von Franz Hoppe auf und stellte die Wirtschaftlichkeit bei der Suche nach Sanierungslösungen in den Vordergrund. Ein probates Mittel ist hierbei das Verfahren, das ihre Wirtschaftlichkeit über die zu erwartenden Nutzungsdauer erreicht, die wiederum ganz entscheidend von der Ausführungsqualität abhängt. Letztlich verglichen werden die Kosten in Nürnberg mit denen der Erneuerung in offener Bauweise. Je höher die Qualität der Sanierung desto länger die Nutzungsdauer und damit auch die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme.

Für die Umsetzung einer Kanalsanierungsmaßnahme und der erforderlichen Qualitätssicherung haben verschiedene Kommunen und Institutionen Anforderungsprofile entwickelt. Das Anforderungsprofil der Arbeitgruppe Süddeutscher Kommunen (AASK) und der Hamburger Stadtentwässerung (AHSE), die sich aus den jahrelangen praktischen Erfahrungen heraus entwickelt haben, stellte Prof. Dr.-Ing. Volker Wagner von der FH Neubrandenburg vor. Er verglich die wesentlichen Punkte und stellte die feinen aber längst nicht entscheidenden Unterschiede heraus. Die beiden Anforderungsprofile stellen mittlerweile auf Grund ihres Verbreitungsgrades und der Anerkennung durch die Fachwelt eine Art Stand der Technik dar, der jedoch einer ständigen Aktualisierung, Weiterentwicklung und Überprüfung bedarf.

Dipl.-Ing. Markus Vogel vom Ingenieurbüro für Entwässerungssystemerhaltung aus Kappelrodeck zeigte in Nürnberg die Folgen einer, nur auf die Kosten blickenden Auftragsabwicklung auf. Das streben nach einer schnelleren Projektabwicklung führt zwangsläufig zu einer Zunahme von Produktionsmängeln.

Für Markus Vogel sind daher die effizientesten Möglichkeiten, Kosten zu senken, die Produktionsqualität zu steigern. Für den Fall, dass Baumängel am Gewerk entstanden sind, sind diese zu bewerten und können, falls entsprechendes im Vorfeld vereinbart wurde, auch zu unproblematischen Kürzungen der Vergütung führen. Sein Fazit ist: Qualität hat seinen Preis!

Das über alle Vorträge schwebende Thema der privaten Grundstücksentwässerung wurde von Dipl.-Ing. Christoph Pöllmann, PCI Group aus Frankfurt a. M. ausführlich und unter praktischen Gesichtspunkten behandelt. Seine Erfahrungen aus der Praxis und eigenen statistischen Projektauswertungen stellte er anschaulich dem interessierten Publikum vor. Demnach ist das Schlauchlining das häufigste eingesetzte Verfahren. Auf Grund der komplizierten Verhältnisse im Grundleitungsnetz bietet dieses System oftmals entscheidende Vorteile beim Einbau.

Bevor jedoch die fachgerechte Sanierung erfolgen kann, müssen qualifizierte Inspektionen die Erstellung eines Schadensbehebungskonzeptes ermöglichen. Dieses ist, wie Erfahrungen in der durchaus ernüchternden Praxis zeigen, nicht immer der Fall. So kann durch erforderliche Zweit- und Dritt-Inspektionen nicht nur das Verständnis der Eigentümer sondern auch der Geldbeutel erheblich und unnötigerweise strapaziert werden.

Über die Qualitätssicherung auf Grundlage der zuvor schon im Beitrag von Professor Wagner geschilderten Anforderungsprofil der Arbeitsgruppe Süddeutscher Kommunen (AASK), referierte Dipl.-Ing. Mario Heinlein vom der Stadtentwässerungsbetrieb Nürnberg.

Durch die Einbindung dieses Profils in die Ausschreibungen und die Bauverträge sind nach seinen Erfahrungen die zu verzeichnenden Defizite der VOB Teil B u. C weitestgehend behoben. Die bislang abgewickelten Projekte zeigten deutliche Verbesserungen sowohl in der Material- als auch der Baustellenqualität. Es zeigt sich hierbei, dass klare Produktanforderungen, gekoppelt mit entsprechenden konsequenten Sanktionierungen, auch die Qualität des Ergebnisses fördert.

Über seine Erfahrungen in der Umsetzung einer im Vorfeld klar definierten zielorientierten Kanalsanierungsstrategie berichtet Dipl.-Ing. Andreas Kämper vom Technischen Betrieb Gevelsberg (TBGev). So konnte die Stadt von den ursprünglich erforderlichen und im Abwasserbeseitigungskonzept (ABK) vorgesehenen 7,678 km, die zu sanierenden Längen um rd. 28% auf letztendlich 5,569 km reduzieren. Möglich wurde dieses durch die gemeinsame Betrachtung der hydraulisch und baulich relevanten Parameter auf der Basis aktueller hydraulischer sowie optischer Inspektionsdaten.

Die während der Ausführung im Jahre 2005 erfolgte Qualitätssicherung zeigte, dass zwischen der Ausschreibung und dem gelieferten Produkt erhebliche Unterschiede bestehen können, die sowohl negative  Auswirkungen in der Nutzungsdauer wie auch auf die gestellten statischen Anforderungen haben. Zur Qualitäts- und Erfolgskontrolle ist es daher zwingend erforderlich zeitnah und konsequent die eingebauten Schlauchliner zu beproben, die Proben zu analysieren und mit den geforderten Werten zu vergleichen.

Als Resümee seines Vortrages zog Andreas Kämper, dass die Grundvoraussetzung für eine gute und weitestgehend stressfreie Abwicklung ein sehr gutes Leistungsverzeichnis ist.

In dem parallel zu den Vorträgen laufende Diskussionsforum wurden die Besucher von Klaus Janotta über das Weiterbildungsspektrum des VSB (Verband zertifizierter Sanierungs-Berater für Entwässerungssysteme e. V.) ausführlich informiert. Hervorzuheben ist die Zusammenarbeit des VSB mit der FH Kaiserslautern in dem neuen Studiengang zum Master of Engineering.

Aber auch im Bereich der Erstellung von zusätzlichen technischen Vertragesbedingungen (ZTV) und Definition von zusätzlichen Anforderungen an Ingenieurleistungen (ZAI) sind die Aktivitäten des VSB von den Fachkollegen anerkannt.

Mit Dipl.-Ing. Wilfried Günzel vom Ingenieurbüro für Kanalinstandhaltung und Qualitätsmanagement aus Lage konnten die Forum-Teilnehmer über die Dichtigkeit der Schlauchliner in der Grundstücksentwässerung kontrovers diskutieren.
 Als Fazit konnte die Erkenntnis gelten, dass klare Anforderungen sowie  nachvollziehbare Prüf- und Sanktionskriterien in den Anforderungsprofilen die Arbeiten in der Praxis erleichtern und zu einer hohen Qualität im Sanierungsergebnis führen.

Ungleichmäßige Qualitäten und Streuung bei Herstellung von Schlauchlinern für den Hausanschlussbereich stellte Dipl.-Ing. Gunter Kaltenhäuser vom IKT aus Gelsenkirchen in seinem Beitrag fest. Die Tests des IKT´s haben Schwankungen sowohl über den Umfang der Liner als auch über die Liner-Länge ergeben. Das IKT folgert daraus, dass seitens der Hersteller noch viel zu tun ist, bevor die gestellten Ansprüche an Funktionalität und Dichtheit bei den Hausanschlussliner erfüllt werden.

Wie die hohen Ansprüche an die Kanalsanierung mit Schlauchliner durch ein gutes Leistungsverzeichnis fundamentiert werden zeigte Dipl.-Ing. Oliver Harten von der Hamburger Stadtentwässerung in seinem Workshop. Hier wurden die Schritte im Einzelnen von der Grundlagenbeschaffung bis hin zur Kostenberechnung auf Basis des LV´s vorgestellt.

In dem abschließenden, von Artur Graf zu Eulenburg von der bi UmweltBau moderierten Roundtablegespräch „Master of Engineering“ wurde über die Zukunft des Studienganges an der FH Kaiserslautern und den Erfordernissen von "Spezialisten" am Markt diskutiert.

Zum Abschluss des 4. Schlauchlinertages konnte festgestellt werden, dass diese Veranstaltung die Erwartungen der Teilnehmer voll erfüllt hatte. Die gute Organisation, das ansprechende Ambiente des Nürnberger Messezentrums und natürlich auch die hohe Qualität der Vorträge und Referenten machen "Lust" auf den 5. Schlauchlinertag.


Kontakt:
INGENIEURBÜRO D.S.L.
Dipl.-Ing. Frank Diederich

Beratender Ingenieur
Zertifizierter Kanalsanierungs-Berater
Königsberger Straße 15
49492 Westerkappeln
Tel.: 0 54 04 - 9 58 09 03
Fax: 0 54 04 - 9 58 09 05
Email: diederich@ingenieurbuero-dsl.de
Web: http://www.ingenieurbuero-dsl.de

-

Kontakt

Dipl.-Ing. Frank Diederich

49492 Westerkappeln

Telefon:

+49 (0) 54 04 - 9 58 09 03

Fax:

+49 (0) 54 04 - 9 58 09 05

E-Mail:

diederich@ingenieurbuero-dsl.de

Internet:

Zur Webseite