Abwasser marsch durch mobile Trockenwetterrinnen
12.12.2014
Ein Großteil unseres mehr als 500 000 Kilometer umfassenden Kanalnetzes ist in die Jahre gekommen und dringend sanierungs- bzw. erneuerungsbedürftig. Experten gehen davon aus, dass allein rd. 20% des öffentlichen Kanalnetzes davon betroffen sind, um Schäden an Mensch und Umwelt zu vermeiden – eine Mammutaufgabe im Bereich der Infrastruktur, für die in den kommenden Jahren allein rd. 50 Mrd. € aufgebracht werden müssten!
Dabei ist auch Folgendes zu beachten: Der deutlich sinkende Wasserverbrauch unserer Haushalte verhindert einen zügigen Abwasserabfluss in den Kanälen. Gefährliche Baustoffkorrosion sowie eine erhöhte Fäulnis- und Gasentwicklung sind die Folge. Besonders in Kastenprofilen entstehen z.B. durch fehlende Trockenwetterrinnen massenweise Ablagerungen, die konventionell nur aufwändig zu beseitigen sind.
In Düsseldorf ist es jetzt gelungen, durch eine innovative Methode eine Berme in vorhandene Kastenprofile nachträglich einzusetzen, ohne die Sohlhöhe zu verändern. Somit konnte die Fließsohle eingeengt und die Fließgeschwindigkeit des Abwassers erhöht werden.
Die Ingenieure des Stadtentwässerungsbetriebes entwickelten in enger Zusammenarbeit mit dem DW-Werk Nievenheim der Berding Beton GmbH eine "Nadelöhr"-Konstruktion aus neuartigen Beton-Verbundelementen, die für das Herablassen in den Kanal lediglich einen Schachteinstieg von 62,5 cm Durchmesser benötigt. Nach intensiver Erprobungsphase, liegen heute überzeugende Ergebnisse vor.
Dazu der Projektleiter des Amtes, Dipl.-Ing. Michael Schoppen: "Der Grundgedanke zur Entwicklung spezieller Verbund-Elemente bestand darin, die Kanalsohle durch mobile Einbauten so zu verändern, dass bei geringen Abflussmengen ein angepasster Fließquerschnitt zur Verfügung steht, während bei großen Abflussmengen im Kanal weiterhin der fast vollständige Kanalquerschnitt zur Ableitung genutzt werden kann. Das System ist relativ einfach zu handhaben und vor allem kann es in einen in Betrieb befindlichen Kanal montiert werden. Baugruben sind überflüssig und der Eingriff in den fließenden Verkehr hält sich in Grenzen".
Das Ergebnis: Alle Bauteile sind in ihrer Form gleich konzipiert und unterscheiden sich lediglich in ihrer Länge. Das Einzelbauteil besitzt einen T-förmigen Querschnitt mit zentralem Steg und an beiden Seiten gleich hohe konsolartige Flansche. Beim Verlegen werden zwei seitlich benachbarte Bauteile jeweils um 180° zueinander gedreht und ineinander gefügt. Der bauteilfreie Bereich der Sohle bildet somit das neue Fließgerinne. Der Einbau ist relativ einfach und benötigt keinen Verlegeplan, da nicht zwischen mehreren Bauteiltypen unterschieden wird.
Die einzelnen Verbundelemente greifen entsprechend einem "Legosystem" ineinander und bilden eine durchgängige komplexe Berme, die sofort nach der Verlegung begehbar oder auch befahrbar ist. Aufgrund der massiven Ausführung in Beton können die Elemente ohne jede weitere Befestigung auf der Kanalsohle angeordnet werden, was den Arbeitsaufwand erheblich reduziert. Selbst bei großen Abflussmengen und der damit einhergehenden Krafteinwirkung auf die Bauteile ist ein Herauslösen einzelner Elemente aus dem Verbund ausgeschlossen. Die guten Erfahrungen mit dieser nachhaltigen und wirtschaftlichen Bauweise haben den Bauherrn ermutigt, diese Bauweise auch bei weiteren Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen einzusetzen.
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