Arbeitsbedingungen attraktiv gestalten und ordentlich bezahlen

30.11.2021

IG BAU: Dem Fachkräftemangel kann man begegnen und dabei auch noch mehr Gewinne erzielen.

„Fachkräftemangel, Fachkräftemangel, Fachkräftemangel. Ich kann das ewige Gejammer der Bauunternehmer nicht mehr hören. Ja, es gibt Lösungen dazu, und die Unternehmen haben es selbst in der Hand, gut ausgebildete Arbeitskräfte zu halten und sogar zu gewinnen.“ Das sagt Carsten Burckhardt, im Bundesvorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für das Bauhauptgewerbe zuständig. Nach einer jüngsten Studie des ifo-Instituts klagten im Oktober 34,1 Prozent der Hochbauunternehmen über Fachkräftemangel, im Tiefbau waren es 36,8 Prozent.

„Statt die Schuld im gesellschaftlichen Ansehen zu suchen oder den Menschen vorzuwerfen, sie wollten sich die Hände nicht mehr schmutzig machen und lieber Instagram-Stars werden, sollten die Betriebe lieber Lohn- und Gehaltstarifverträge einhalten. Die Betriebe, die das machen, haben keine oder zumindest weniger Probleme.“ Ein gelernter Facharbeiter/Spezialbau-Facharbeiter (mit dreijähriger Berufsausbildung) hat nach Tarifvertrag im Westen seit 1. November dieses Jahres zwischen 19,66 Euro und 21,48 Euro pro Stunde zu erhalten. Im Osten Deutschlands zwischen 18,83 Euro und 20,53 Euro.

„Als IG BAU sind wir sicher, dass, wenn diese Löhne – vor allem im Handwerk – gezahlt werden, mehr Beschäftigte sich für das Handwerk interessieren und der Branche treu bleiben. Wenn dann noch ordentliche, moderne, familienfreundliche Arbeitsbedingungen angeboten werden, dann ist die Branche so richtig sexy und wettbewerbsfähig gegenüber anderen Branchen“, so Burckhardt.

Die ifo-Studie hat aber noch etwas Weiteres erbracht: Die Auftragsbücher sind mehr als prall gefüllt. Im Tiefbau haben die Auftragsbestände eine Reichweite von 3,8 Monaten, im Hochbau sogar 5,2 Monate, das ist ein Rekordwert. „Also das ist mir rein betriebswirtschaftlich betrachtet ein Rätsel. Da herrscht absolute Partystimmung in der Baukonjunktur – übrigens in Zeiten der Pandemie – und die Unternehmen sind nicht dabei, nicht in der Lage sich darüber zu freuen und Honig zu saugen“, sagt Burckhardt. „Löhne und Gehälter rauf, Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern und nicht mehr jammern. Dann entscheiden sich mehr Frauen und Männer auf dem Bau zu arbeiten und zu bleiben, und die vielen Aufträge der nächsten Jahre professionell und engagiert abzuarbeiten. Ich garantiere, das funktioniert und ist auf Neudeutsch eine win-win-Situation.“

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Frank Tekkiliç

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