Bodensanierung in neuer Dimension
26.03.2021
müller Vibrationsramme liefert Top-Job in Ingolstadt ab
In Ingolstadt entsteht in unmittelbarer Nähe zum Stammsitz der Audi AG auf dem ehemaligen Raffineriegelände der Bayernoil AG ein neuer, 60 Hektar großer Technologiepark. Mit dem anspruchsvollen Projekt schafft der Autokonzern den Platz, um neue Technologien für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Zusätzlich sollen 15 Hektar mit Renaturierungsmaßnahmen gestaltet werden.
Doch bevor es soweit ist, muss das Erdreich von Altlasten befreit werden: Neben einer Abstromsicherung zum Schutz der Donauauen kam hierbei ein Dreiklang aus Air-Sparging (In-situ-Verfahren zur Entfernung flüchtiger Schadstoffe mittels Luftstroms), Wabenverfahren (Bodenaustauschverfahren) und Bodenwaschanlage zur Anwendung, wobei auch die müller Vibrationsramme von der thyssenkrupp Infrastructure GmbH eine wichtige Rolle spielte.
Für die aufwändige Bodensanierung wurde eigens die Arbeitsgemeinschaft AUDI IN-Campus GbR gegründet, die im Auftrag eines Joint-Ventures zwischen der Stadt Ingolstadt und der Audi AG für alle Aspekte der Ausführungsplanung sowie deren Durchführung verantwortlich ist. Diese wird von den Firmen ZÜBLIN Umwelttechnik GmbH (technische Geschäftsführung), Geiger Umweltsanierung GmbH & Co. KG (kaufmännische Geschäftsführung), Wilhelm Geiger GmbH & Co. KG und STRABAG Umwelttechnik GmbH gebildet.
Bei der Durchführung des Wabenverfahrens griffen die Experten von STRABAG aufgrund der vorherrschenden Geologie und der Größenordnung der zu sanierenden Fläche auf die Idee zurück, eine freireitende müller Vibrationsramme MS-40 HFV von thyssenkrupp Infrastructure an ein Liebherr-Trägergerät anzubauen. Da die Motorleistung des Trägergerätes ausreichend war, um auch die Ramme zu versorgen, entstand ein sehr mobiles und leistungsfähiges mäklergeführtes Rammsystem.
8 Hektar Bodenaustausch
Über 25.000 Mal rüttelte die müller Vibrationsramme die Stahlwaben in den belasteten Untergrund in bis zu 12 Meter Tiefe. Ungefähr sechs Hektar der am stärksten belasteten Fläche wurden auf diese Weise von den Altlasten befreit. „Grundsätzlich achtet man beim Thema Bodenaustausch darauf, möglichst wenig Oberfläche der kontaminierten Bereiche auf einmal zu öffnen, um mögliche Emissionen an die Umgebung zu vermeiden. Bei der Sanierung in Ingolstadt war das ein ganz wichtiger Punkt“, erläutert Achim Ernst, zuständiger Bauleiter der STRABAG Umwelttechnik GmbH, Bereich Nordost. Zudem herrschen auf dem Gelände wegen der Nähe zur Donau besondere hydrogeologische Randbedingungen. Ernst: „Es lagen hohe Grundwasserstände vor.“
So drückte das Grundwasser immer nach oben, sobald die Möglichkeit dazu bestand. Auch hierfür war es wichtig, nicht zu große Aushübe im Boden zu machen. Im Endeffekt standen so für den Bodenaustausch nur zwei Verfahren zu Verfügung – das Bohr- oder das Wabenverfahren. Da für eine vollständige Sanierung mit dem Bohrverfahren immer mit einem sogenannten Überschnitt gearbeitet wird, hätte sich die Aushubmenge an Bodenmaterial rechnerisch rund um ein Drittel erhöht. „Das war das k.o.-Kriterium für das Bohrverfahren“, so Ernst. Beim Wabenverfahren dagegen wird durch die Geometrie und die Anordnung der Waben nur die Menge an Boden ausgehoben, die auch ausgehoben werden soll.
Schwierige Bodenverhältnisse
Doch eigentlich waren die vorliegenden kiesigen Bodenverhältnisse nicht ideal für das Wabenverfahren: Durch die Vibration kann der Boden sich so sehr verdichten, dass es schwieriger ist die Wabe vor allem lotrecht in den Boden einzubringen. Hier zeigte sich die Idee des Umbaus von der freireitenden Variante in die mäklergeführte laut Ernst als zielführend: „In der Kombination, von der sonst freireitenden müller Ramme und dem Liebherr-Trägergerät, hat das Ganze eine dermaßen große Wucht und Kraft gehabt, dass die Geologie mit den Donaukiesen keine signifikante Rolle mehr spielte. Das interessierte das System gar nicht.“
Freireitende Systeme nutzen für das Einbringen der Bodenwaben das Eigengewicht der Vibrationsramme, welches bei dem eingesetzten Gerät in Ingolstadt bei ungefähr 14 Tonnen lag. Durch das Trägergerät war man nun aber in der Lage, im Falle eines Falles, zusätzlich noch einmal bis zu 50 Tonnen aufgebringen zu können. „Im Grunde genommen hatte die Wabe dann keine Chance mehr und ging auch in den verfestigten Boden wie durch Butter“, erinnert sich Ernst. Ein enormer Vorteil dabei: Durch die Führung am Trägergerät wurde die Wabe in ihrer vertikalen Achse gehalten, sodass sie stets lotrecht blieb.
Die Idee zu dieser Kombination war laut Ernst bei der STRABAG schon länger vorhanden. Es habe allerdings bislang kein geeignetes Trägergerät gegeben, welches nicht nur sich selbst, sondern gleichzeitig auch die Vibrationsramme mit der nötigen Hydraulikleistung versorgen konnte. Ernst: „So konnten wir auf das Aggregat des Rüttlers verzichten.“ Beim Einsatz als freireitendes System müsse dies immer ‚mitgeschleppt‘ werden und das sei manchmal eher hinderlich. Als dann vor einigen Jahren das nun verwendete Liebherr-Trägergerät auf den Markt gekommen sei, seien die Pläne zur Kombination immer konkreter geworden, so Ernst weiter.
Ein ewiger Rhythmus
Im Juni 2017 wurde die Baustelle eingerichtet. Da eine Vorgabe war, dass möglichst viel Bodenmaterial auf dem Standort verbleiben bzw. wiederverwendet werden sollte, wurde zur Reinigung des ausgehobenen Bodens eigens eine riesige Bodenwaschanlage vor Ort errichtet. „Hierfür wurde fast ein Jahr benötigt. Zeit, die wir für die Konfiguration der Geräte genutzt haben“ erklärt Ernst.
Im August 2018 wurde dann die erste Wabe in den Boden eingebracht. Der Startschuss für einen Kreislauf, der zwei Jahre anhielt: Die Vibrationsramme rüttelte immer sechs bis sieben Waben in den Boden bevor der Kettenbagger mit Greiferverlängerung und einem an die Wabengeometrie angepassten Greifer den belasteten Boden aus der Wabe holte und dieser zur Waschanlage transportiert wurde. Beim Aushub konnte die Verlängerung immer um ein Sechstel gedreht werden, sodass die Wabe passgenau geleert werden konnte.
Nach drei, vier ausgehobenen Waben wurden diese dann mit gereinigtem Bodenmaterial aus der Waschanlage mit einem Radlader verfüllt. Zwischen Ausheben und Verfüllen war wegen des Grundwassers Eile geboten. Sobald die Wabe komplett gefüllt war, wurde sie mit der Vibrationsramme aus dem Boden gezogen und direkt an der nächsten Stelle in den Boden erneut eingebracht. So war die nun mäklergeführte müller Vibrationsramme stets im Einsatz und ständig in Bewegung auf der Baustelle.
Dauerbelastung? Kein Problem!
Dass die Leistungsfähigkeit der müller Vibrationsrammen den hohen Belastungen gerecht werden konnte, hat Bodo Berendt, Spartenleiter Maschinentechnik bei thyssenkrupp Infrastructure nicht sonderlich überrascht: „Wir waren immer schon davon überzeugt, dass unsere Geräte für eine Dauerbelastung bestens geeignet sind. Normalerweise gibt es immer Pausen zwischen den einzelnen Vibrationszeiten. In Ingolstadt war dies aufgrund der großen Fläche nicht der Fall. Hier hatte die MS-40 HFV sehr viele Arbeitsstunden, die sie hervorragend gemeistert hat.“
Die Frage, die sich für die Experten von thyssenkrupp Infrastructure dabei stellte: Wie sieht die Wärmeentwicklung während des Dauereinsatzes innerhalb der Ramme aus? Aber mit entsprechenden Kühlvorrichtungen, die integriert wurden, sei dies kein Problem gewesen, so Berendt weiter. Damit seien die Geräte nachweislich auch für große Projekte mit vielen Einsatzzeiten bestens geeignet.
Zudem sind die müller Geräte aufgrund ihrer Bauart sehr drehzahlstabil. Berendt: „Wenn der Boden sich durch das Einbringen der Wabe verfestigt, verändert die Vibrationsramme nicht ihre Leistung, sondern sie arbeitet stabil weiter.“ Das konnte in Ingolstadt ebenfalls bestätigt werden. Durch die Donaukiese verfestigte sich der Boden, aber die Einbringzeiten bleiben bei jeder Wabe relativ gleich, das heißt die Drehzahl konnte auch bei sich änderndem Bodengefüge gehalten werden.
„Wir haben in der letzten Zeit bei unterschiedlichen Projekten mit dem Wabenverfahren zahlreiche Erfahrungen gesammelt“, erinnert sich Berendt. „Abschließend können wir nun sagen: Unsere müller Vibrationsrammen sind vielseitig verwendbar – egal ob freireitend für kleinere Projekte oder mäklergeführt für Großprojekte. Ingolstadt war ein sehr gutes Beispiel für die Dauerbelastbarkeit unserer Vibrationstechnik!“ Dem kann Ernst nur zustimmen: „Weil die Kombination uns überzeugt hat, haben wir Ramme und Trägergerät nach der Testphase gekauft und in unseren Gerätepark übernommen.“
More News and Articles
28.08.2024
News
ITpipes Secures $20M to Transform Water Infrastructure Management
ITpipes announced it has secured $20 million in equity financing from Trilogy Search Partners and Miramar Equity Partners.
Known for its trusted and user-friendly platform, ITpipes …
26.08.2024
News
Professor Dr.-Ing. Dietrich Stein
With deep sadness we announce the loss of our founder and partner Prof Dr Dietrich Stein at the age of 85.
Engineers around the globe are thankful for his dedication to the inventions in the fields of sewers, …
26.08.2024
News
PPI Releases New Installation Guide for PE4710 Pipe
PPI’s MAB-11-2024 Covers HDPE Water Pipelines Up to 60-in. Diameter and 10,000-ft Long Pulls
Developed by the Municipal Advisory Board (MAB) – and published with the help of the members of the …
23.08.2024
News
Faster wide-scale leak detection now within reach
Mass deployment of connected leak loggers is being made possible by the latest technology, writes Tony Gwynne, global leakage solutions director, Ovarro
Water companies in England and Wales are …
21.08.2024
News
Kraken awakens customer service potential in water
The innovative customer service platform Kraken has made a successful transfer from energy to water. Ahead of their presentation at UKWIR’s annual conference, Portsmouth Water chief executive …
19.08.2024
News
Predicting the toxicity of chemicals with AI
Researchers at Eawag and the Swiss Data Science Center have trained AI algorithms with a comprehensive ecotoxicological dataset. Now their machine learning models can predict how toxic chemicals are …
16.08.2024
News
Goodbye water loss: Trenchless pipe renewal in Brazil
Pipe renewal in Brazil
How do you stop water loss through leaks in old pipe systems without major environmental impacts and restrictions? The answer: with trenchless technology, or more precisely …
14.08.2024
Fachartikel
Impact of high-temperature heat storage on groundwater
In a recently launched project, the aquatic research institute Eawag is investigating how the use of borehole thermal energy storage (BTES) affects the surrounding soil, the groundwater …
12.08.2024
News
Watercare completes East Coast Bays sewer link
Watercare has successfully finished the final connection on the East Coast Bays link sewer at Windsor Park in New Zealand.
Much of the East Coast Bays sewer link was installed using horizontal directional …
09.08.2024
Fachartikel
Innovative water solutions for sustainable cities
Cities need to become more sustainable and use their water resources more efficiently. Managing water in local small-scale cycles is one possible solution. A new white paper by Eawag, the University …
07.08.2024
Fachartikel
How digital technologies contribute to universal drinking water
Digital water technologies have an important role in ensuring universal access to safe drinking water by 2030, that is according to a new report from the World Health Organisation. …
05.08.2024
News
Knowledge transfer on sustainable water infrastructure in India
India’s fast-growing cities need an efficient infrastructure for water supply and wastewater disposal. A research cooperation, is therefore supporting the development of a sustainable …
Kontakt
thyssenkrupp Infrastructure GmbH
Bodo Berendt
Spartenleiter Maschinentechnik
Hollestraße 7a
45127 Essen
Deutschland
Telefon:
+49 6631 781 171