Brasilianische Delegation für Kooperationsprojekt "Wasser" zu Besuch in Deutschland

02.07.2008

Brasilianische und deutsche Forscher diskutieren Anfang Juli die Nachhaltigkeit der Wasserversorgung in der Großregion Brasília. Ähnlich den Metropolen Río de Janeiro und Sao Paulo verzeichnet auch die Region der brasilianischen Hauptstadt ein rasantes Bevölkerungswachstum sowie steigende Energie-, Nahrungsmittel- und Wassernachfrage. Zudem werden in den kommenden Jahren ausgedehnte Dürreperioden sowie Überschwemmungen nach Starkregen durch den Klimawandel erwartet. Wissenschaftler der Universität Brasília, Vertreter des regionalen Wasserversorgungsunternehmens CAESB und des nationalen meteorologischen Instituts INMET treffen sich deshalb vom 1.-2. Juli in Leipzig mit Vertretern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Technischen Universität Dresden (TU Dresden). Daneben wird die brasilianische Delegation den UFZ-Standort Magdeburg sowie die beiden Wasserversorgungsunternehmen Berlinwasser und Sachsenwasser besichtigen, um sich über die hiesigen Methoden und Technologien zu informieren. Die Initiative wird im Rahmen der deutsch-brasilianischen Forschungskooperation durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt.

Das Projekt ist Teil des Verbundvorhabens "Internationale Wasserforschungs-Allianz Sachsen - IWAS", ein vom BMBF gefördertes Vorhaben im Rahmen der Exzellenz- und Innovationsförderung der Neuen Bundesländer. In dem Verbundprojekt von UFZ und TU Dresden sowie der Stadtentwässerung Dresden als industriellem Partner werden neue Lösungsansätze zur Bekämpfung drängender Wasserprobleme in den fünf Weltregionen Osteuropa, Zentralasien, Südostasien, Mittlerer Osten und Lateinamerika erarbeitet. Im Regionalvorhaben Osteuropa werden im Pilotgebiet Ukraine an der Grenze zu Polen Lösungskonzepte zur Bewältigung der Abwasserprobleme entwickelt, die zur Verschmutzung des Grenzflusses Bug führen und so die Gesundheit der lokalen Bevölkerung gefährden. In der Modellregion Zentralasien wird am Beispiel der Mongolei ein Pilotgebiet mit extremem Trockenklima hinsichtlich des Schutzes der Wasserressourcen gegenüber diversen Verschmutzungen und Übernutzung untersucht, um die Bedingungen für eine nachhaltige Industrialisierung zu ermitteln. In der Modellregion Südostasien wird am Beispiel der Stadt Hanoi ein nachhaltiges Abwasserkonzept für diese schnell wachsende vietnamesische Megastadt entwickelt. Im Mittleren Osten wird im wasserarmen Pilotgebiet Oman aufgezeigt, welche Strategien nötig sind, um den größten Wasserkonsumenten, die Bewässerungslandwirtschaft, auf nachhaltige Weise zu betreiben, die Nahrungsmittelsicherung zu gewährleisten und Versalzungseffekte durch falsche Bewässerungstechniken zu vermeiden. Die stetig wachsende Weltbevölkerung und der zunehmende Lebensstandard in Ländern wie China oder Brasilien setzen die Wasserressourcen dieser Länder durch die ständig steigende landwirtschaftliche Produktion für Nahrungs- und Energieproduktion unter großen Druck - hinzu kommen die Wasserverknappungseffekte des Klimawandels.

Im Projekt IWAS sollen zunächst die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, gesellschaftlichen Wandel und deren Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und die Qualität von Wasserressourcen in den genannten Wasserstressregionen aufgeklärt werden. Mit Hilfe von Computermodellen sollen die Wirkmechanismen in Szenariorechnungen besser dargestellt werden, um dann in Kooperation mit den Entscheidungsträgern vor Ort Lösungsmöglichkeiten ? technischer Art aber auch durch verbesserte Wasserpolitikansätzte ? aufzuzeigen und deren Umsetzung in die Praxis anzubahnen. Das internationale Interesse am diesbezüglichen deutschen Know-how ist groß ? und durch das IWAS-Projekt soll der Know-how- und Technologietransfer in Wasserstressregionen angeregt werden. Auf diese Weise soll IWAS einen deutschen Beitrag zur Erreichung der Millenniumsziele der Vereinten Nationen leisten. Für Brasília würde das bedeuten, die Bedingungen für eine langfristig gesicherte Wasserversorgung und eine nachhaltige Wassernutzung in dieser wachsenden Metropole und ihrer Umgebung offen zu legen und als Konsequenz technologische und politische Maßnahmen einzuleiten, um den heutigen Wasserproblemen und den sich abzeichnenden Engpässen der Zukunft wirkungsvoll entgegenzutreten.


Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 900 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 25.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).



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Dr. Frank Messner, Elisabeth Krüger, beide Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Tel. 0341-235-1273 bzw. -1671
Internet: http://www.ufz.de/index.php?de=640
oder http://www.wasserressourcen-management.de/

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