Eching am Ammersee: Lindauer Schere im Fremdwasser-Einsatz

03.09.2008

Private Entwässerungsnetze sind nicht nur hinsichtlich ihres baulichen Zustandes meist eine unbekannte Größe; häufig ist auch der bloße Bestand unsicher. Wie man mit derlei Ungewissheiten aufräumt, wurde in Eching am Ammersee demonstriert. Mit der "Lindauer Schere" und dem integrierten Ortungssystem ASYS wurden  375 Meter Leitungen von 11 Grundstücken innerhalb eines Arbeitstages von zwei Kontrollschächten aus vollständig inspiziert und dabei digital kartiert. Das Projekt war Bestandteil der Fremdwasser-Bekämpfung durch den Abwasser-Zweckverband Ammersee-West.

Örtlichkeit des Inspektionsvorhabens in der Greifenberger Straße in Eching war ein Komplex mehrerer Liegenschaften, die seit Anfang der 70er Jahre im Rahmen eines privaten Erschließungsvorhabens nach und nach bebaut worden waren. Während oberirdisch ein privates Straßennetz die Ein- und Mehrfamilienhäuser erschließt, sorgt unterhalb ein Rohrleitungsnetz aus Steinzeug- und PVC-Kanälen der Nennweiten DN 100, DN 125 und DN 150 für die gesicherte Abwasserentsorgung. Wie das Straßennetz liegt auch das Kanalsystem bis heute in Privatbesitz des Erschließungsträgers. Im Rahmen der Fremdwasserbekämpfung in den Kanalsystemen, die  in die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Ammersee-West einleiten, wurde auch das öffentliche Kanalnetz der Gemeinde Eching auf seinen Zustand untersucht. Bei dieser Inspektion wurde festgestellt, dass aus dem privaten Stichkanal an der Greifenberger Straße erhebliche Mengen Fremdwasser in die Kanalisation zuflossen. Aus Sicht des Zweckverbandes resultierte daraus akuter Handlungsbedarf. Dies um so mehr, da nicht nur die Ursache des Fremdwassers unklar, sondern nicht einmal der Leitungsbestand bekannt war. Vor diesem Hintergrund veranlasste der Zweckverband  die angeschlossenen Eigentümer zu einer Klärung des Be- und Zustandes ihres Abwassersystems.

Zum Einsatz kam dabei das Kamerasystem "Lindauer Schere" der JT elektronik GmbH, Lindau. Für diese Kamera sprach nicht nur, dass sie in Leitungen ab DN 100 einsetzbar ist und dabei auch mehrfach in Folge in Anschlussleitungen abbiegen kann, sondern auch, dass die Schere in Kombination mit dem dreidimensionalen Lage-Ortungssystem ASYS eine Alleinstellung auf dem Inspektionsmarkt hat. ASYS wurde von der JT - elektronik GmbH gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr München entwickelt. Das Ortungssystem basiert auf drei Lagesensoren, die in den Dreh-Schwenkkopf der Farbkamera integriert sind und jede räumliche, sowie horizontale und vertikale Bewegung der Kamera während der Fahrt durch das Rohr exakt registrieren und aufzeichnen. Aus diesem digitalen Bewegungsprotokoll errechnet die ASYS-Software anhand der gespeicherten X-Y-Z-Koordinaten einen dreidimensionalen Lageplan des Leitungsbestandes.

Die Untersuchung der -wie sich letztlich heraus stellte- rund  375 Meter Privatleitungen fand gegen die Fließrichtung von zwei unterschiedlichen Kontrollschächten des Netzes aus statt. Dabei drang die Lindauer Schere im Einzelfall bis zu 65 Meter weit vor und überwand dabei zwei Abzweige nacheinander. Das unterirdische Abbiegen wird dem Kamerakopf durch eine ein- und ausfahrbare Scherenmechanik ermöglicht, mit der sich das Gerät in Anschlüsse quasi "hineintastet", um dann weiter in diese einzudringen - bis zum Leitungsende oder bis zum nächsten Abzweig. Die Kamera wird dabei entweder geschoben oder durch den integrierten Hydraulikantrieb per Rückstoß eingespült, wobei sich in Eching, (wie in vielen anderen Anwendungsfällen auch) der Spülantrieb als die günstigere Option erwies: Er ermöglicht nicht nur deutlich größere Reichweiten der Kamera, sondern sorgt für eine automatische Grundreinigung der Leitungen vor der eigentlichen Inspektion, die dann beim Zurückziehen der Lindauer Schere erfolgt.

Das Echinger Privat-Kanalnetz ist jetzt dank Lindauer Schere und ASYS vollständig und präzise inspiziert - und wurde während eines weiteren Büro-Tageseinsatzes komplett digital kartiert. In der Tat fanden sich, trotz eines im Großen und Ganzen recht guten Netzzustandes, einzelne intensiv Fremdwasser liefernde undichte Rohrmuffen. Durch die umfassende Kartierung und Zustandskontrolle ist nun aber eine wesentliche Voraussetzung für die Sanierung der Anlage und damit  zugleich für die Erbringung des vom Abwasser-Zweckverband eingeforderten Dichtheitsnachweises gegeben.


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