Eine Giga-Aufgabe - rbv bezieht Position zu einem schnellen und nachhaltigen Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland

22.10.2019

Um Deutschland dauerhaft fit zu machen für den rapide voranschreitenden digitalen Wandel, hat die Bundesregierung im aktuellen Koalitionsvertrag die anspruchsvolle Zielvorgabe formuliert, eine „flächendeckende digitale Infrastruktur von Weltklasse“ zu errichten und 80 Prozent der Haushalte bis 2025 mit einem Glasfaseranschluss auszustatten. Denn als hochentwickelte Industrienation ist das Land darauf angewiesen, seine Kommunikationsstruktur an eine Lebens- und Arbeitswelt 4.0 anzupassen.

Das dafür neu zu errichtende Glasfasernetz stellt die Nervenbahnen dieser Digitalisierung dar. Es hat einen entscheidenden Anteil am Internet der Dinge, an zukunftsfähigen Produktionsverfahren, einer intelligenten Logistik und am autonomen Fahren.

Um dieses neue Lichtnetz aber in angemessener Geschwindigkeit nach den anerkannten Regeln der Technik und auf höchstem Qualitätsniveau zu errichten, gilt es, planungs- und bauseitig grundlegende Weichenstellungen vorzunehmen.

Deshalb weist der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) seit geraumer Zeit sowohl in politischen Entscheidungsgremien als auch medienwirksam in der überregionalen Presse immer wieder gezielt auf die Notwendigkeit eines technisch und strategisch verantwortungsvollen Handelns hin, damit ein schneller und hochwertiger Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland tatsächlich gelingen kann.

Neue Infrastruktur im Eiltempo

„Ein zügiger Breitbandausbau ist Dreh- und Angelpunkt für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland“, so Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang, Präsident des Rohrleitungsbauverbandes e. V. „Und die enorme Bedeutung des Glasfasernetzes korrespondiert mit einem gewaltigen baulichen Aufwand, der zu leisten ist, um die Kabel nachhaltig in die Erde zu bringen“, so Lang weiter.

Über das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland müsse innerhalb weniger Jahre ein neues Netz gelegt werden. Neben den schon vorhandenen Leitungssystemen für Gas, Trink- und Abwasser, Fernwärme oder Strom gibt es dann ein zusätzliches digitales Lichtnetz – mit dem wichtigen Unterschied, dass all die anderen Netze in Jahrzehnten entwickelt und gebaut worden sind.

Anforderungen für den Ausbau

Zeitdruck ist hoch, die Anforderungen sind es auch. „Im Leitungsbau tätige Unternehmen sehen sich derzeit damit konfrontiert, dass vorhandene Gas-, Trinkwasser-, Strom- oder Abwasserinfrastrukturen in erheblichem Umfang zu sanieren sind und gleichzeitig im Zuge der Energiewende etliche Kilometer von Gleichstromtrassen erstellt werden müssen“, beschreibt rbv-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann die komplexe Ausgangslage.

Angeheizt werde die Situation dadurch, dass aktuell keinerlei Steuerung der Fördermittel für den Glasfaserausbau vonseiten der Bundesregierung vorliege, die berücksichtigt, dass derzeit vier Milliarden Euro plus X in einen ohnehin fast gesättigten Markt flössen.

„Um in dieser Situation allen Anforderungen des Breitbandausbaus vollumfänglich gerecht werden zu können, arbeiten Leitungsbauer mit höchster Intensität daran, personelle Kapazitäten in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen und Know-how aufzubauen, damit ein schnelles Internet für Alle zeitnah realisiert werden kann“, so Hesselmann.

Denn dieses neu zu errichtende Netz erfordere einerseits neues Wissen, etwa über die Verbindung von Lichtwellenleitern, sowie Trainer und Ausbilder, die die entsprechenden Kenntnisse schnell und zielgerichtet vermitteln könnten. Auf der anderen Seite müsse sichergestellt sein, dass genügend Fachkräfte zur Verfügung stünden, die all die anstehenden Arbeiten auch leisten könnten - und das nicht nur auf Seite der bauausführenden Unternehmen.

Auch Kommunen, Planer und Telekommunikationsunternehmen seien dringend dazu aufgerufen, fehlende Planungskapazitäten aufzustocken und Know-how zielgerichtet aufzubauen. „Der überall gleichermaßen herrschende Fachkräftemangel darf Auftraggeber aber nicht dazu verleiten, die Mitarbeiter unserer Mitgliedsunternehmen abzuwerben“, so Hesselmanns eindringliche Forderung, Vernunft und Augenmaß walten zu lassen.

„Da der Fachkräfte-Kessel überall gleichermaßen unter Druck steht, macht es keinesfalls Sinn, wenn Auftraggeber ihren Auftragnehmern Kapazitäten entziehen“, so Hesselmann weiter. Eine gemeinsame Planung der anstehenden Aufgaben zur optimalen Nutzung der Ressourcen berge deutlich mehr Potenzial.

Qualität vor Geschwindigkeit

Um den vielfältigen Anforderungen beim zügigen Ausbau des Glasfasernetzes in einem infrastrukturellen Gesamtkontext optimal Rechnung zu tragen, gilt es, die Kommunikation und Interaktion von Breitbandversorgern und bauausführenden Unternehmen zu optimieren.

„Was wir an dieser Stelle dringend benötigen, sind verbesserte Ausschreibungsunterlagen und schnelle Genehmigungsverfahren“, so rbv-Vizepräsident Dipl.-Ing. Andreas Burger. Im Rahmen einer ganzheitlichen, strategischen Herangehensweise seien dies zwei essentielle Hotspots für einen gelingenden Breitbandausbau.

Auch die Bundesregierung, die zwar derzeit genügend Gelder zur Verfügung stelle, stehe dringend in der Pflicht, im Rahmen eines sinnhaften Gesamtkonzepts Prioritätenpläne für den Breitbandausbau vorzulegen, damit die derzeit in ausreichendem Maße vorhandenen finanziellen Mittel auch zielgerichtet eingesetzt werden könnten. „Ein planvolleres Handeln wird uns zudem in die Lage versetzen, die Arbeiten an unseren Netzen zu koordinieren und Personalkapazitäten in den Unternehmen langfristig zu planen“, so Burgers Überzeugung.

Auch die Einhaltung grundlegender Qualitätsstandards ist ein wichtiges Thema, dem sich der rbv intensiv widmet. Bei den aktuell diskutierten untiefen Verlegeverfahren, Stichwort „Mikro-Trenching“, oder bei der Nutzung vorhandener Infrastrukturen im Rahmen des DigiNetz-Gesetzes beispielsweise handele es sich um Nischenverfahren, die ihre Wirkung nur in einem sehr begrenzten technischen Rahmen entfalten könnten.

Werde dieser Rahmen aber überschritten, seien Schäden an den bereits vorhandenen leitungsgebundenen Infrastrukturen und der Verkehrsinfrastruktur bereits vorprogrammiert.

„Wir Leitungsbauer haben über Jahrzehnte ein flächendeckendes Netz von Ver- und Entsorgungsleitungen gebaut, welches zu den größten Anlagevermögen der Bundesrepublik Deutschland gehört und ein unverzichtbarer Grundstein unseres Gemeinwohls ist. Unsere Mitgliedsunternehmen haben generationsübergreifende Werte geschaffen, die wir nun keinesfalls leichtfertig auf dem Altar eines überhöhten Geschwindigkeitsrausches opfern sollten“, so Langs entschiedene Absage an einen blinden Breitbandaktionismus.

Ein wichtiger weiterer Punkt in diesem Zusammenhang sei die Beauftragung qualifizierter Unternehmen. „Nur qualifizierte und zertifizierte Unternehmen mit dem erforderlichen Know-how und einer angemessenen technischen Ausstattung werden den aktuell anstehenden hoch komplexen Bauanforderungen gerecht werden“, so die unmissverständliche Absage von rbv-Vizepräsident Dipl.-Ing. (FH) Manfred Vogelbacher an die Beschäftigung nicht ausreichend qualifizierter Unternehmen.

Eine gute Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg

Der Glasfaserausbau ist eine gewaltige Herausforderung. Er benötigt kluge politische Entscheider, engagierte Auftraggeber, sorgfältige Planer, erfahrene Leitungsbauunternehmen und qualifizierte Verfahren.

Auf der Basis einer gut funktionierenden Zusammenarbeit dieser Player wird am Wirtschaftsstandort Deutschland in nur wenigen Jahren eine leistungsfähige digitale Infrastruktur zur Verfügung stehen. Voraussetzung hierfür aber ist eine gelebte Kooperation von Auftraggebern und Leitungsbauunternehmen, um Menschen und Maschinen nachhaltig effizient einzusetzen.

„Wenn Auftraggeber und deren beauftragte Ingenieurbüros Leitungsbauunternehmen so früh wie möglich mit in die Planung einbinden, werden Planungsfehler vermieden und Bauunternehmen werden dazu in die Lage versetzt, ihre Kapazitäten zu planen und zeitgerecht zur Verfügung zu stellen. Und das kommt allen zugute“, so Lang abschließend.

Kontakt

Rohrleitungsbauverband e. V.

Dipl.-Ing. Martina Buschmann

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