Facettenreicher und praxisbezogener denn je: 4. Deutscher Reparaturtag in Troisdorf

05.06.2015

Am 11. und 12. Juni 2015 steht die Stadthalle in Troisdorf zwei Tage lang ganz im Zeichen des Deutschen Reparaturtages und des VSB-Beratertages. Der vom Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e. V. (VSB) und der Technischen Akademie Hannover e. V. (TAH) ins Leben gerufene Deutsche Reparaturtag bildet den Auftakt des 16. VSB-Beratertages.

Das in vier Themenblöcke gegliederte Programm des Reparaturtages ist facettenreicher denn je und spannt einen weiten Bogen von Entwicklung und Vorgehensweise über Bauteile und Verfahren bis hin zu Planung, Ausschreibung und Ausführung. Zusätzlich wartet die vierte Auflage der Veranstaltung mit einem Novum auf: Erstmals werden die Fachvorträge renommierter Experten durch einen Veranstaltungsblock ergänzt, in dem verschiedene Verfahren in der Praxis demonstriert werden.

 

Billig wird teuer

Deutschlands Kanalisation kommt langsam in die Jahre. Den damit einhergehenden Substanzverlust kann man einerseits besorgniserregend finden, man kann die Sache aber auch positiv sehen: Regelmäßige Reinigung, Untersuchung auf Schäden und Reparatur vorausgesetzt, erreichen unsere Kanäle eine Nutzungsdauer von 50 bis 80 oder sogar 100 Jahren. Die sachgerechte und qualitätsbewusste Reparatur der Bauwerke trägt dazu bei, öffentliches Vermögen zu erhalten. Hier besteht freilich nach wie vor Handlungsbedarf, das machen nicht zuletzt die regelmäßig von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) durchgeführten Umfragen zum Zustand der Kanalisation deutlich.

Der Gesamtzustand, so die Erkenntnis, hat sich noch nicht verbessert – trotz erhöhter Investitionen und der Tatsache, dass Reparaturverfahren auf dem Vormarsch sind, denn gut ein Drittel aller Sanierungen, nämlich 36%, wurden 2009 mit Ausbesserungs-, Injektions- oder Abdichtungsverfahren durchgeführt. Das Problem: Oft mangelt es bei der Planung und Durchführung von Arbeiten am Leitungsnetz am Bewusstsein dafür, dass der pflegliche Umgang mit dem Gut Kanalisation und dessen Erhalt auch mit Blick auf die Umwelt sowie nachfolgende Generationen geboten ist. Anders gesagt: Billig wird am Ende teuer, die Zeche für Flickschusterei zahlen unsere Kinder und Enkel. Es reicht nicht, auf leere Kassen zu verweisen und Notlösungen zu implementieren. Dank heutiger Werkstoffe und Verfahren können für Kanäle Abschreibungszeiten von mindestens 50 bis 80 Jahren angesetzt werden.

Reparatur zum Anfassen

In anderen Bereichen des Lebens erscheint uns die Reparatur als probate Maßnahme, mit der sich die Lebensdauer eines Gebrauchsgutes verlängern lässt, ganz selbstverständlich – kaum jemand käme auf den Gedanken, das eigene Auto durch ein neues zu ersetzen, sobald ein Defekt eintritt. Der Deutsche Reparaturtag will einen Beitrag dazu leisten, ein entsprechendes Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Maßnahme zu welchem Zeitpunkt ergriffen werden muss, um die Funktion der Kanalisation nachhaltig sicherzustellen. Drei Veranstaltungsblöcke vermitteln geballtes Wissen über Neuerungen sowie Erfahrungen aus dem Reparaturalltag, zusätzlich bietet der Deutsche Reparaturtag in diesem Jahr auch erstmals "Reparatur zum Anfassen“: Sechs Unternehmen stellen im Themenblock "Praxisvorführung mit Erläuterung" unter anderem Beschichtungslösungen, Fräsroboter und Kurzlining- Verfahren am praktischen Beispiel vor.

Stand der Entwicklung

Zu Beginn der Veranstaltung stehen zunächst die "Entwicklung und Vorgehensweise" im Fokus. Prof. Dr.-Ing. Volker Wagner von der Hochschule Wismar gibt einen Überblick über den aktuellen Stand von Reparaturverfahren. Gerade im Regelwerk tut sich zurzeit einiges. Dies betrifft die europäische und nationale Normung ebenso wie die Arbeits- und Merkblattreihen der DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. und die Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen (ZTVen) und Musterleistungsverzeichnisse des Verbandes Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e. V. (VSB). Im Anschluss berichtet Dipl.-Ing. Volker Jansen vom Abwasserbetrieb Troisdorf über die gebietsweise Sanierung in Troisdorf vor und nach der Änderung des Landeswassergesetzes (LWG) NRW.

Wissen, was zu tun ist – und wann

Themenblock II steht ganz im Zeichen der "Bauteile und Verfahren“. Unter anderem werden in den Vorträgen besondere Materialien wie etwa Mauerwerk und Kunststoff gewürdigt, Möglichkeiten der Robotertechnik aufgezeigt und spezielle Aspekte der Sanierung von Schächten erläutert. "Vor allem sollen die Einsatzgrenzen der verschiedenen Reparaturverfahren deutlich gemacht werden“, erklärt Dipl.-Ing. Michael Hippe, Vorsitzender des Vorstands, Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e. V., "denn hierbei handelt es sich um einen Faktor, der für den Planungsprozess entscheidend ist.“ Kann der defekte Stutzen mit dem Roboter saniert werden, oder muss eine Baugrube erstellt werden? Können die vorhandenen Risse – sie zählen zu den häufigsten Schadensbildern – noch mit dem Roboter repariert werden, oder fallen die Bruchstücke bei der Sanierung in den Kanal? "Das sind Beispiele für Fragen, denen sich der Planer stellen muss“, so Hippe.

Die Vorträge beleuchten praxisnah, welches Verfahren wo Sinn macht und wo die Risiken liegen. Gleiches gilt für die Sanierung von Schachtbauwerken und Mauerwerkkanälen. "Gerade die Schächte führen schon immer ein regelrechtes Schattendasein“, weiß Hippe aus Erfahrung. Bei der Reparatur dieser Bauwerke ist spezielles Fachwissen gefragt, etwa in Bezug auf die Haftzugfestigkeit. Die Planer haben sich dementsprechend mit Aspekten der Betonsanierung auseinanderzusetzen. Um ein ebenso spezielles Thema handelt es sich beim Mauerwerksbau mit seinen ganz besonderen Rahmenbedingungen. "Hier sind oft andere Verfahren und Vorgehensweisen gefragt, als beim Rohr“, so Hippe weiter. Wie es gehen kann, macht ein Vortrag der Stadtentwässerungsbetriebe Düsseldorf deutlich, die für die Sanierung dieser Bauwerke ein spezielles Verfahren entwickelt haben.

Reparaturverfahren zum Anfassen

Doch das Programm kann noch mit weiteren Höhepunkten aufwarten. Erstmals bietet der Deutsche Reparaturtag nicht nur eine Reihe von informativen Fachvorträgen sowie eine begleitende Ausstellung, sondern auch konkrete Anschauungsbeispiele. Der neugeschaffene Themenblock III macht moderne Reparaturlösungen erlebbar: Sechs Unternehmen präsentieren live vor Publikum unterschiedliche Reparaturverfahren und erläutern die Anwendung in der Praxis – ein Angebot, das sicher nicht nur Kongressteilnehmer schätzen werden, die noch nicht über langjährige Baustellenerfahrung verfügen.

Fachkenntnis gefragt

Der Block "Planung, Ausschreibung und Ausführung“ rundet das Themenspektrum ab. "Welches Verfahren bei welchem Schaden?“ – die Überschrift, unter welche Dipl.-Ing. Roland Wacker vom Ingenieurbüro Wacker, Auenwald, seinen Vortrag gestellt hat, ist fraglos eine ganz wesentliche Frage. Wenn eine Maßnahme beschlossen wird, dann muss es die richtige sein. Zuweilen mangelt es nicht an Einsicht und gutem Willen, sondern schlicht an der erforderlichen Fachkenntnis – angefangen bei der Frage danach, ob Reparatur, Sanierung oder Erneuerung die richtige Lösung ist. Rechtsanwalt Carsten Schmidt LL. M., CLP Rechtsanwälte Düsseldorf, plädiert im Anschluss unter dem Titel "Billig und gut? Jeder Auftraggeber bekommt den Bieter, den er verdient“ für ein vernünftiges Kostenbewusstsein. Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, VOGEL Ingenieure Kappelrodeck, teilt Erfahrungen mit der Bauüberwachung bei der Reparatur und gibt Tipps für die Kontrolle der Arbeitsschritte sowie Dokumentation und Nachweise.

Die Zusammenfassung des Tages durch den Vorsitzenden des Vorstandes des VSB, Michael Hippe, wird den Reparaturtag traditionell beschließen. Der zweite Tag des Beratertages am 12. Juni bietet Experten dann die Gelegenheit, sich über spezielle Aspekte, die am Vortag zur Sprache gekommen sind, noch intensiver zu informieren. Unter anderem werden die GIS-gestützte Sanierungsplanung, Grundlagen der Substanzwerterhaltung, steigende Materialkennwerte für GFK-Liner und die Lichthärtung von harzgetränkten Synthesefaserschlauchlinern in den Vorträgen aufgegriffen.

Kontakt

Technische Akademie Hannover e. V.

Dr.-Ing. Dipl.-Math. Igor Borovsky

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