Glasfasernetzausbau in Deutschland – rbv-Ehrenpräsident Klaus Küsel als Referent gefragt

05.09.2012

In Deutschland ist der Ausbau der Glasfasernetze nach Meinung vieler Experten ins Stocken geraten - und das trotz des nach wie vor enormen Bedarfs. Ein modernes und leistungsstarkes Netz ist für die Informationsgesellschaft von morgen und den damit verbundenen digitalen Lebensstil nötig. Hierin sind sich die Fachleute einig.

Zudem lässt sich der Bedarf mit beeindruckenden Zahlen verdeutlichen: Der Internetverkehr steigt jedes Jahr konstant um 50%, verdoppelt sich alle 21 Monate und verzehnfacht sich etwa alle 6 Jahre, das haben Untersuchungen ergeben. Die Spitzenlasten haben sich von 2009 zu 2010 verdreifacht. Dabei bewegt sich die Nachfrage deutlich zu höher-bitratigen Produkten. Deshalb besteht Handlungsbedarf. Alle Technologien, die hohe Bitraten zum Teilnehmer ausliefern, benötigen eine Glasfaserinfrastruktur. Doch das ist in erster Linie teuer. Die Kosten für einen entsprechenden Ausbau des Glasfasernetzes beziffern Fachleute mit rund 65 Mrd. Euro. Zudem gibt es deutliche regionale Unterschiede: Während einige Telekommunikationsunternehmen ihre Glasfasernetze nach dem Motto "DSL ist heute, morgen ist Glasfaser" in Städten wie München, Köln oder Hamburg ausbauen, ist es um die Verfügbarkeit in ländlichen Regionen wesentlich schlechter bestellt. Womit kann der Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland beschleunigt werden, welche Impulse müssen von Politik und Wirtschaft kommen? Diese und andere Fragen zum Infrastrukturausbau bildeten den roten Faden von zwei Veranstaltungen, die vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und vom Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) durchgeführt wurden. Als Repräsentant des Rohrleitungsbauverbandes und der Bundesfachabteilung Leitungsbau (BFA LTB) im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB) nahm rbv-Ehrenpräsident Dipl.-Ing. Klaus Küsel als Referent an den Veranstaltungen teil.
 
Unter der Überschrift "Mit Synergien Infrastrukturausbau beschleunigen" stand ein hochkarätig besetztes Fachforum, zu dem der DIHK und das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) am 25. April 2012 in das Haus der Deutschen Wirtschaft nach Berlin eingeladen hatten. Dort debattierten Experten im Rahmen des IHK-Jahresthemas "Energie und Rohstoffe für morgen", ob und wie durch die Nutzung von Synergien im Netzausbau Kosten gesenkt werden können - schließlich sind sowohl für die flächendeckende Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen als auch für die Bewältigung der Energiewende enorme Investitionen erforderlich. Im Gespräch mit Moderator Dr. Klaus Winkler erörterten zum Auftakt Hans-Joachim Otto, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMWi, und DIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Wansleben die Bedeutung von Infrastruktur und Synergien.
 
 

Schlüsselrolle für Versorger

Beiträge und Diskussion machten deutlich, dass den örtlichen Versorgern eine Schlüsselrolle bei der Erschließung des Breitbandnetzes zukommt. Nach einer aktuellen Erhebung sollen sich von 980 Versorgern bereits 150 für eine Beteiligung an der Erschließung entschieden haben bzw. sich damit beschäftigt und Planungen auf den Weg gebracht haben. Diese Entwicklung wird von Rohrleitungsbauverband und Bundesfachabteilung Leitungsbau ausdrücklich begrüßt. Die Leitungsbauunternehmen können von einem Ausbau des Netzes nur profitieren: Egal ob in Form von Dienstleistern, die mit Jahresverträgen für Serviceleistungen ausgestattet sind, oder als Fachfirmen, die die erforderlichen Bauleistungen erbringen. Einig waren sich die Teilnehmer sich auch in ihrem Appell an die Adresse von Stadtverwaltungen, Industrie, Stadtwerken, Dienstleistern und Bürgern, aufeinander zuzugehen, um bundesweit für die nötige Aufbruchstimmung zu sorgen. Nur so könne vermieden werden, dass die momentane Datenkapazität in ein bis zwei Jahren zu erheblichen Engpässen führen wird.
 
Um das gleiche Thema ging es beim BREKO-Symposium 2012: "Triple Play - gewusst wie! - Wertschöpfung in Glasfasernetzen durch Produkte, Dienste und Anwendungen", das am 21. Juni 2012 in der Skihalle Neuss stattfand. Im Rahmen des anschließenden Sommerfestes stellte der Bundesverband einen Breitband-5-Punkte-Plan für die Politik vor, der den flächen-deckenden Ausbau des Netzes forcieren soll.
 

Unterschiedliche Position

Die guten Möglichkeiten, die das neue Telekommunikationsgesetz (TKG) etwa durch die Förderung von Infrastruktursynergien oder innovativer Verlegemethoden wie dem Microtrenching bietet, müssen möglichst rasch umgesetzt und operativ gemacht werden - so der Tenor einiger Beiträge in Neuss. Die notwendige Finanzierung könnte ein dezidiertes KfW-Förderprogramm mit niedrigen Zinssätzen und langen Laufzeiten möglich machen, ergänzt durch verstärkte steuerliche Anreize für die Bürgerinnen und Bürger, sich an der Erschließung ihrer Immobilie zu beteiligen.
 
Zumindest in technischer Hinsicht vertreten rbv und BFA LTB eine andere Position - das machte Klaus Küsel unmissverständlich deutlich. Das Mikro- bzw. Mini-Trenching-Verfahren stellt nach Auffassung einiger Versorgungsunternehmen eine kostengünstige Alternative zur Kabelverlegung mit konventionellen Verfahren dar. Allerdings bergen diese alternativen Verlegeverfahren zahlreiche technische, umwelttechnische aber auch rechtliche Risiken für Betreiber, Städte und Gemeinden sowie die bauausführenden Firmen. In diesem Zusammenhang verwies Küsel auch auf ein Positionspapier, das der Rohrleitungsbauverband gemeinsam mit der Bundesfachabteilung Leitungsbau und der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e. V. zur Trenching-Technologie erarbeitet hat.
 

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Fax: +49 (0) 221 / 37668-26
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