Goldener Kanaldeckel 2007 verliehen

30.11.2007

Beinahe Tradition hat die Preisverleihung des Goldenen Kanaldeckels durch das IKT am Jahresende. Während des gleichnamigen IKT-Forums wurden am 22. November 2007 drei Mitarbeiter von Stadtentwässerungen für ihre Projekte aus den Bereichen Grundstücksentwässerung, Kanalreinigung und Kanalbau ausgezeichnet.

Erstmalig eine Preisträgerin
Die Jury hatte bereits zum sechsten Mal die schwierige Aufgabe, aus den zahlreichen Bewerbungen drei besonders gute Projekte auszuwählen. Erstmalig wurde mit Frau Rosi Evers, Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen, eine Frau mit dem "Oscar der Kanalbranche" ausgezeichnet. Die Laudationes hielt Staatssekretär Dr. Alexander Schink vom NRW-Umweltministerium. Ausgezeichnet mit einem Preisgeld, einer Trophäe in Form eines goldfarbenen Kanaldeckels mit einem Durchmesser von 10 cm und einer Anstecknadel wurden weiterhin ein Kandidat aus Nordrhein-Westfalen und ein Kandidat aus Hessen.

Erster Platz:
  • Preisträgerin: Rosi Evers, Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen, AöR
  • Projekt: Lünener Entwässerungspass: Bürgerfreundlichen Beratung rund um die Grundstücksentwässerung
  • Preisgeld: 3.000 EUR

Zweiter Platz:
  • Preisträger: Josef Wolthaus, Zentraler Betriebshof der Stadt Marl
  • Projekt: Bedarfsorientierte Kanalreinigung mit eigenem Fuhrpark
  • Preisgeld: 2.000 EUR

Dritter Platz:
  • Preisträger: Gerhard Arend und Norbert Effner, Kasseler Entwässerungsbetrieb
  • Projekt: Absturzbauwerk "Kleine Fulda"
  • Preisgeld: 1.000 Euro

Preisträgerin Rosi Evers, Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen
"Lünener Entwässerungspass: Bürgerfreundliche Beratung rund um die Grundstücksentwässerung"
Die Sanierung der öffentlichen Kanäle ist Kommunen durch das Wasserrecht auferlegt und inzwischen weithin in Angriff genommen, teilweise schon weit fortgeschritten. Die Sanierung der Leitungen der Grundstücksentwässerung, die insgesamt mehr als doppelt so lang wie die öffentlichen Kanäle und nicht weniger schadhaft sind, obliegt jedoch den Grundstückseigentümern. Und die - mit der Problematik nur wenig vertraut - scheuen die Kosten einer Sanierung. Im Allgemeinen gibt es in diesem Bereich weder Bestandsaufnahmen noch Sanierungskonzepte und zielführende Arbeiten werden nur in seltenen Fällen angegangen.

Der Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen entwickelte ab dem Jahr 2003 ein Konzept, die Grundstückseigentümer in geeigneter Form zum Handeln zu veranlassen. Man wählte eine Vorgehensweise, die mit dem Begriff "Information statt Druck" beschrieben werden kann. Nicht Zwang, gestützt auf bestehende Rechtsvorschriften, sondern Information und Beratung sollte das Mittel zum Zweck sein. Der mündige Bürger sollte als Partner für die Lösung der Aufgabe gewonnen werden, Boden und Grundwasser vor unzuträglichen Schadstoffeinträgen zu schützen und unnötige und kostenträchtige Fremdwasserzuläufe in das Abwassersystem zu vermeiden.

Frau Rosi Evers wird für die Konzeption und Durchführung des in dieser Form und in diesem Umfang bisher einmaligen Projekts "Lünener Entwässerungspass: Grundstücksentwässerung ohne Risiko" der erste Preis zuerkannt.

Preisträger Josef Wolthaus, Zentraler Betriebshof der Stadt Marl

"Bedarfsorientierte Kanalreinigung mit eigenem Fuhrpark"

Herr Josef Wolthaus hat gezeigt, wie geschickt man sich die Möglichkeiten der NRW- Selbstüberwachungsverordnung Kanal zunutze machen kann. Mit seinem Projekt hat er für die Stadt Marl erhebliche Einsparungen erzielt.

Seit dem Jahr 2002 hat er systematisch die Erfahrungen der Mitarbeiter genutzt, um den Aufwand für die Kanalreinigung zu verringern. Er hat dafür gesorgt, dass nur noch dort der Kanal gereinigt wird, wo es notwendig ist und nicht dort, wo es gar nichts zu reinigen gibt. Dabei ist der Schutz der Umwelt voll erhalten geblieben. Er wird sogar verbessert, da für die Reinigung der Kanäle jetzt weniger Energie und Wasser benötigt werden.

Als Abwassermeister der Stadt Marl hat Herr Wolthaus einen wesentlichen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung geleistet. Er entwickelte ein geschlossenes Konzept mit mehrjähriger Perspektive für den Betrieb. Die Aufwandsreduzierungen, die durch das Betriebswissen der Mitarbeiter ermöglicht wurden, gefährdeten keine Arbeitsplätze beim Betriebspersonal. In Marl wurde die Umsetzung des Konzeptes unter Einbeziehung der Belegschaft und des eigenen Fuhrparks geschafft. Die konsequente Ausrichtung der Betriebsziele auf den Gewässerschutz wird inzwischen von den Mitarbeitern mitgetragen, so dass der tatsächliche Reinigungsbedarf von den Mitarbeitern realistisch benannt wird.

Herr Wolthaus hat mit diesem Projekt gezeigt, dass der Gewässerschutz erfolgreich mit wirtschaftlichen Mitteln durchgeführt werden kann. Damit hat er ein Muster auch für andere Städte geschaffen, das zur Nachahmung empfohlen wird.

Gerhard Arend und Norbert Effner, Kasseler Entwässerungsbetrieb

"Absturzbauwerk Kleine Fulda"

Das Absturzbauwerk "Kleine Fulda" ist Bestandteil der neugeordneten Kanalisation in der Kasseler Innenstadt. Dort wurde ein rund zwölf Meter tiefes Absturzbauwerk erforderlich, mit dem maximal 5 m3/s Abwasser abgeleitet werden. Die Gestaltung des Absturzbauwerkes trägt dem bedeutenden Standort inmitten der Kasseler Innenstadt Rechnung und knüpft an Kassels erstes planmäßiges Entwässerungsnetz der damaligen Oberneustadt an, das von dem Baumeister Paul du Ry im 18. Jahrhundert geplant wurde.

Üblicherweise findet die Ableitung von Abwasser für den Bürger weitgehend im Verborgenen, also unterirdisch statt. Durch die Anordnung eines seitlichen Periskops, einer Glasabdeckung mit einer Größe von 3 x 3 Metern sowie durch die im Bügeldach über dem Absturzbauwerk installierte Videoanimation wird für den interessierten Bürger die Abwassertechnik in einzigartiger Weise erlebbar gemacht.

Herr Arend als Planer hat in besonderer Weise die schwierigen hydraulischen Randbedingungen eines derartigen Absturzbauwerkes bis zur Einleitung in das Gewässer beherrschbar gemacht. Vorausgehend musste Herr Arend eine umfangreiche Variantenuntersuchung durchführen. Ihm ist es gelungen, neben einem nicht alltäglichen Absturzbauwerk von rund zwölf Metern Tiefe, ein für den Betrachter erlebbares abwasser-technisches Ingenieurbauwerk zu planen.

Herr Effner hat als zuständiger Ingenieur für die Ausschreibung und die bauliche Umsetzung der Maßnahme sowohl die schwierigen Bodenverhältnisse in der aufgeschütteten Hanglage, als auch die unterschiedlichen, nicht alltäglichen Gewerke auf der Baustelle herausragend realisiert.

Seminar und Fachausstellung
Aber nicht nur zur Preisverleihung kamen die rund 100 Gäste nach Gelsenkirchen. Währen des gleichnamigen Forums konnten sie sich bei interessanten Vorträgen zu den Themen Fremdwasser, Bau, Betrieb und Sanierung von Kanalisation informieren.

Fachleute aus verschiedenen Kommunen und dem NRW-Umweltministerium machen den Handlungsbedarf in der Kanalisation zum Thema. Die IKT-Forscher stellten aktuelle Forschungsergebnisse vor. Zum Thema "Qualität in der KanalsanierungW führten interessante Gäste ein moderiertes Streitgespräch, das allen Interessen eine Stimme gibt. Motto: "Hart, aber fair".

Begleitend fand eine Fachausstellung im IKT-Gebäude statt, auf der 26 unterschiedliche Hersteller und Sanierungsfirmen ihre neuesten Produkte und aktuelle Entwicklungen präsentierten.

Pressekontakt:

IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH
Daniela Brown
Exterbruch 1
45886 Gelsenkirchenn
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