Gut gemacht – machen Sie was draus!
08.06.2016
Verabschiedung der neuen Netzmeister in Köln
53 Absolventen des von der Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH (brbv) organisierten Fortbildungslehrgangs „Geprüfter Netzmeister/Geprüfte Netzmeisterin“ konnten am 9. Mai im Rahmen einer Feierstunde im Mercure-Hotel in Köln-Marsdorf ihre Meisterurkunden entgegennehmen. Der Lehrgang, der 2016 bereits zum 39. Mal stattfand, ist gefragter denn je.
Dass gut 20 Netzmeister mehr als im Vorjahr ihren Abschluss gemacht haben, unterstreicht die Bedeutung des Lehrgangs als wirkungsvolle Maßnahme, um neue berufliche Perspektiven zu erschließen. Das wird auch von den Ergebnissen einer Umfrage untermauert, welche die IHK unter ehemaligen Lehrgangsteilnehmern durchgeführt hat: Demnach würden vier von fünf Netzmeistern sich jederzeit wieder zugunsten des Kurses entscheiden.
Mühe zahlt sich aus
In seiner Ansprache zum Auftakt der Veranstaltung dankte Dipl.-Soz. Wiss. Christopher Meier, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK zu Köln, zunächst den Mitgliedern des Prüfungsausschusses: „Etwa 1500 ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer allein im Fortbildungsbereich der IHK Köln sorgen in 7500 Prüfungen und 70 verschiedenen Fortbildungsausschüssen dafür, dass unsere Abschlüsse immer nah an der Praxis und auf höchstem Niveau bleiben.“ Der hohe Anspruch an die Prüfungen sei ein Garant für hervorragende Berufsaussichten.
Tatsächlich seien der Wunsch nach beruflichem Aufstieg und die Heranführung an neue Aufgaben Hauptmotivator für die Teilnahme an einer Fortbildung: „80% der von uns befragten Teilnehmer an einer Umfrage würden auch Jahre nach Ablegen der Prüfung denselben Weg wieder gehen, weil sich die Mühe inzwischen beruflich gelohnt hat“, so Meier. Trotzdem seien für viele potenzielle Nachwuchskräfte die Stationen Abitur, Studium und Abschluss als Bachelor oder Master allzu selbstverständlich; für das deutsche Erfolgsmodell des dualen Studiums gelte es daher nach wie vor Überzeugungsarbeit zu leisten – dies ein Appell, der sich nicht zuletzt an die frischgebackenen Netzmeister richtete.
Fachwissen plus traditionelle Tugenden
„Bildung und Ausbildung sind die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Bildung entscheidet aber nicht nur maßgeblich über die Zukunft jedes Einzelnen, sondern auch über die Zukunft unseres Gemeinwesens“, betonte rbv-Geschäftsführer und Moderator Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann im Rahmen der im Namen des Verbandes überbrachten Grußworte an die neuen Meister.
„Mit dem heutigen Tag haben Sie eine weitere Sprosse auf Ihrer Karriereleiter erklommen – nicht weniger, aber auch nicht mehr“, so Hesselmann. „Die Herausforderungen werden nicht weniger werden – bleiben Sie deshalb lernfähig und lernwillig.“ Gefordert sei nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Sozialkompetenz: „Wir müssen kommenden Generationen klarmachen, dass Tugenden wie Zuverlässigkeit, Rücksichtnahme und Respekt nichts ‚Uncooles’ sind, sondern gleichermaßen das Fundament eines jeden Betriebes wie unser aller Zukunft“, so Hesselmanns Anspruch.
Das gelte auch und im Besonderen mit Blick auf eine Herausforderung, die nur mit traditionellen Tugenden sowie Akzeptanz, Toleranz und gesundem Menschenverstand zu lösen sei: „Nach Europa und Deutschland sind in letzter Zeit viele Flüchtlinge gekommen. Wer, wenn nicht Sie, liebe Meister, sollte wohl diese Menschen anlernen und ihnen unsere Werte und Gepflogenheiten vermitteln?“ Für die eigene Zukunft wünschte der rbv-Geschäftsführer den Lehrgangsabsolventen, es möge ihnen gelingen, beruflichen Erfolg und privates Glück unter einen Hut zu bringen – den dafür nötigen Ehrgeiz sowie Ernsthaftigkeit und Eigeninitiative hätten die Teilnehmer jedenfalls eindrucksvoll unter Beweis gestellt: „Gut gemacht – machen Sie was draus!“, gab Hesselmann den Meistern mit auf den Weg.
Blick über den Tellerand gefragt
Dass die neuen Netzmeister mit ihrem Abschluss nicht ausgelernt haben, war auch die Überzeugung von Gastredner Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Hansjörg Sander, Vorsitzender der DVGW-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen und Geschäftsführer der AVU Netz GmbH und der VWW Verbund-Wasserwerk Witten GmbH in Gevelsberg. „Der Netzmeister in der Energiewende“, so der Titel von Sanders Rede, stehe am Beginn einer Entwicklung, die nicht nur geprägt sei von den Turbulenzen, die der Reaktorunfall von Fukushima verursacht habe, „sondern auch von der sogenannten Dekarbonisierung und Veränderungen, die entstanden sind aus dem politischen Willen, die Energielandschaft zu verändern.“
Früher sei vor allem eine unterbrechungsfreie Versorgung das erklärte Ziel gewesen, heute habe der Gesetzgeber „etwas anderes mit uns vor, nämlich die weitgehende Liberalisierung aller Märkte.“ Der Netzbetrieb als natürliches Monopol und Markt, der nicht komplett zu liberalisieren sei, werde sehr stringent reguliert durch die Bundesnetzagentur sowie die Landesnetzagenturen.
Das wiederum bedeute einen steigenden Druck, Kosten zu senken – ein Thema, mit dem die Netzmeister in ihrem neuen Verantwortungsbereich ebenso zu tun haben werden wie mit der fortschreitenden Digitalisierung. Ein Megatrend sei die Hinwendung zu erneuerbaren Energien. „Deren Energiefluss ist anders“, so Sanders, „an die Stelle einer Kaskade vom Hersteller zum Verbraucher tritt die dezentrale Erzeugung und Steuerung – das bedeutet Aufgaben für den Netzbau, die derzeit noch gar nicht absehbar sind.“
Umso wichtiger sei es, im Prozess des lebenslangen Lernens „den technischen Blick über den Tellerrand hinausgehen“ zu lassen. Gas, Wasser, Strom und auch Fernwärme würden enger zusammenwachsen, Speichertechnologien wie Power to Gas und Power to Heat eine Belebung erfahren. „Die Zukunft hält viele Aufgaben für uns bereit. Zwar weiß kein Mensch, was Wirklichkeit werden wird – aber Sie haben die Voraussetzungen für sich geschaffen, den Aufgaben und Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden“, so das Resümee des Redners.
Hohes Niveau gemeinsam sichern
Im Anschluss überreichten Meier, Dipl.-Ing. Lothar Schiffmann, Vorsitzender des Prüfungsausschusses an der IHK Köln, und IHK-Sachbearbeiterin Vera Raskob den neuen Netzmeistern ihre Zeugnisse. Zunächst konnten 12 neue Netzmeister Fernwärme den begehrten Nachweis in Empfang nehmen, dann erhielten 41 neue Netzmeister Gas/Wasser ihre Urkunden.
Auch rbv-Geschäftsführer Hesselmann sprach den Prüfern seine Anerkennung aus, Dank gelte darüber hinaus den Unternehmen für ihre Bereitschaft, Mitarbeiter für die ehrenamtliche Arbeit in den Prüfungsausschüssen freizustellen, dem Sponsor Open Grid Europe GmbH, den Vertretern der IHK, dem Ausbildungszentrum der Bauindustrie in Kerpen für die Bereitstellung der Räumlichkeiten sowie Kurt Rhode, beim brbv zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Meisterfortbildung: „Unser Lehrgang ist inhaltlich sehr, sehr weit vorne. Es wäre schön, wenn wir gemeinsam Wege finden, dieses Niveau zu halten. Fernwärme- und Gasversorger gehen mit Drücken bis 100 bar um – die dafür erforderlichen Leitungen können nicht im Blindflug erstellt werden, sondern müssen von wissenden Leuten gebaut werden, und dafür brauchen wir die Qualität, die unser Lehrgang bietet.“
Mit der Auszeichnung der Jahrgangsbesten folgte ein Tagesordnungspunkt, der bei der Verabschiedung der Netzmeister ebenfalls Tradition hat. Die kleinen Präsente, die Dipl.-Ing. Roald Essel den fünf Jahrgangsbesten im Bereich Gas/Wasser im Namen des Sponsors Open Grid Europe überreichte, seien eine Ehrung dafür, dass sich die Teilnehmer „ein halbes Jahr eingeschlossen und viel Material ‚gefressen’“ hätten. Die Ehrung der Jahrgangsbesten im Bereich Fernwärme nahm Dipl.-Ing. Helmut Ernst vom AGFW Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. vor. Dass einer der drei Kandidaten den Meisterbrief vor lauter Arbeit nicht persönlich in Empfang nehmen könne, spreche dafür, dass in der Fernwärme viel los sei, so Ernst.
Bemerkenswert ist sicher auch, dass die Ehrung des abwesenden Tim Kesselring an die Verabschiedung der Netzmeister in den Vorjahren anknüpft: 2014 war Kesselring bereits unter den Jahrgangsbesten im Bereich Gas/Wasser – dass der Augsburger es nicht bei der Teilnahme an dieser einen Fortbildungsmaßnahme hat bewenden lassen, ist die womöglich eindrucksvollste Bestätigung für die Qualität der angebotenen Lehrgänge und die Erweiterung der beruflichen Perspektive, die sich aus der erfolgreichen Ablegung der Prüfungen ergibt.
Bevor rbv-Geschäftsführer Hesselmann die Anwesenden im Namen des rbv zum gemeinsamen Kölsch-Umtrunk und anschließenden Mittagessen einlud, stand mit dem Grußwort des Klassensprechers ein letzter Punkt auf der Tagesordnung, der bei der Verabschiedung der Netzmeister ebenfalls Sitte ist: Die Teilnehmer blickten zurück auf „eine tolle Zeit“, so Klassensprecher Pawel Cmok, der sowohl den Dozenten – „Sie haben uns super auf die Prüfung vorbereitet“ – als auch den Familien der Lehrgangsteilnehmer seinen ausdrücklichen Dank aussprach.
Cmoks Schlusswort lässt vermuten, dass man sich um die Sozialkompetenz der neuen Netzmeister offenbar keine Sorgen machen muss: „Es waren für uns alle harte Monate mit vielen Herausforderungen, die wir alle gemeinsam als Team gemeistert haben – wir haben den Lehrgang als Klassenkameraden begonnen und haben ihn als Freunde gemeinsam abgeschlossen.“
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