In bewegten Zeiten viel bewegen

15.07.2016

Unter dem Motto „in bewegten Zeiten viel bewegen“ entfaltet der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) eine Vielzahl von Aktivitäten, um den Anliegen seiner Mitglieder auf nationaler wie internationaler Ebene Gehör zu verschaffen.

Das Themenspektrum, das es hierbei zu bewältigen gilt, ist ebenso umfangreich wie interdisziplinär. Brennpunkte wie der in der Leitungsbaubranche zunehmend spürbare Nachwuchs- und Facharbeitermangel, der Erhalt bewährter Qualitätsstandards wie zum Beispiel der GW 301 im Rahmen der Europäisierung oder der „Patient“ unterirdische Infrastruktur vor dem Hintergrund der Ver- und Entsorgungssicherheit sind nur einige der Themen, mit denen sich der neue rbv-Präsident Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang auseinandersetzen wird, nachdem er auf der Mitgliederversammlung im April in Hamburg den Staffelstab von Dipl.-Volksw. Gudrun Lohr-Kapfer übernommen hat.

Bei seiner Antrittsrede stellte Lang auch die vermeintliche Gretchenfrage stellvertretend für viele Leitungsbauunternehmen: Haben unsere Auftraggeber heute, morgen und in Zukunft überhaupt noch die Finanzmittel um nachhaltig zu investieren?

Teamplayer gefragt

Um die Verbandsarbeit erfolgreich und effizient zu gestalten, wird sich der Rohrleitungsbauverband zukünftig noch mehr zum Teamplayer entwickeln, der seine Interessen mit den Interessen anderer Verbände aus der Branche bündelt – hierin ist sich das neue rbv-Präsidium mit Lang und den Vizepräsidenten Dipl.-Ing. (FH) Manfred Vogelbacher und Dipl.-Ing. Andreas Burger einig. Der eingeschlagene erfolgreiche Kurs soll jedenfalls fortgesetzt werden. Lang: „Die Netzwerkarbeit, die meine Vorgänger angestoßen haben, werden wir selbstverständlich fortsetzen und in Zukunft noch intensivieren.“

Beispielhaft zu nennen ist etwa die in den letzten Monaten in verschiedenen Bereichen verstärkte Zusammenarbeit des rbv mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW). Vor dem Hintergrund der zunehmenden Europäisierung und der Sicherung deutscher Standards sieht der rbv eine wichtige Aufgabe darin, das DVGW-Arbeitsblatt GW 301 „Unternehmen zur Errichtung, Instandsetzung und Einbindung von Rohrleitungen – Anforderungen und Prüfungen“ in eine europäische Norm zu überführen. Dies soll im Konsens mit den wichtigsten Partnern des rbv, dem DVGW und den Versorgern geschehen.

Chancen und Gefahren für den Leitungsbau

Darüber hinaus bezieht der rbv gemeinsam mit seinen Partnerverbänden immer wieder zeitnah und kritisch Stellung zu einer Reihe von teils überraschenden Entwicklungen, die auch für die Unternehmen des Leitungsbaus von erheblicher Tragweite sein dürften. Zu den jüngsten Beispielen zählt ein vom Bundesrat am 18.12.2015 gebilligtes Gesetz, demzufolge bei der Verlegung von Gleichstromtrassen die sogenannte Erdverkabelung künftig Vorrang haben soll – ein Richtungswechsel, den der rbv selbstverständlich begrüßt, zumal sich aus ihm unter anderem neue Marktchancen für die Leitungsbauunternehmen ergeben könnten. Abzuwarten bleibt freilich, inwieweit die von der Politik angedachten Maßnahmen tatsächlich auch umgesetzt werden.

Den Standpunkt des rbv und seiner Mitglieder zum Netzausbau und insbesondere zur Aufrechterhaltung und Verstetigung von Investitionen in den Erhalt der Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen hat der Verband unter anderem in enger Zusammenarbeit mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB) in Gesprächen mit der Bundesnetzagentur  und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) deutlich gemacht: Mangelnde Invesitionen führen mittel- und langfristig nicht nur zu Problemen bei der Ver- und Entsorgung, sondern auch dazu, dass Auftragnehmer regelrecht ausbluten.

„Ist der Öffentlichkeit und der Politik überhaupt bewusst, dass wir wirtschaftliche Ergebnisse erzielen müssen und Verantwortung für Tausende von Mitarbeitern tragen? Und mehr noch: dass wir uns verantwortlich fühlen für das wertvolle Allgemeingut leitungsgebundene Infrastruktur?“, legt Lang den Finger dementsprechend in die Wunde. Je mehr Personal abgebaut wird und je mehr Know-how damit verlorengeht, desto größer die Gefahr, dass wichtige Aufgaben demnächst nicht mehr wahrgenommen werden können. Bedenklich sind auch die jüngsten Änderungen in der Abfallgesetzgebung, in deren Folge Auftraggeber künftig wahrscheinlich noch weniger Mittel als bisher in den eigentlichen Bau investieren können – eine schleichende Entwicklung, auf die der Verband gezielt aufmerksam macht.

Beharrlichkeit führt zum Ziel

Das sich kontinuierliche Aufklärungsarbeit lohnt, hat sich beim Reizthema „Trenching“ gezeigt. Hier hat der rbv immer wieder die diesbezüglichen technischen und rechtlichen Bedenken seiner Mitglieder formuliert. Dass sich auch hier auf höchster Ebene langsam ein Umdenken abzuzeichnen scheint, macht eine kritische Stellungnahme deutlich, die der Bundesrat am 18. März 2016 zum Entwurf eines Gesetzes zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetzG) veröffentlicht hat.

Unter anderem heißt es hier: Mit einer erweiterten Inanspruchnahme der Straße durch diese Verlegung (hier: Micro- und Minitrenching) sind Eingriffe in die betriebliche und bauliche Erhaltung der Straße zu erwarten. Insbesondere fehlen diesbezüglich dann wieder verbindliche technische Regelwerke, aufgrund derer eine verlässliche Beurteilung der Nachhaltigkeit und der zu erwartenden technischen Auswirkungen auf die Verkehrsflächen abgeschätzt werden können (...) Unter der Berücksichtigung der besonderen örtlichen Gelegenheiten dient eine Verlegetiefe von 80 cm (Sohle) der Sicherheit der TK-Leitungen (Nachhaltigkeit) und der Einhaltung der Datensicherheit. Lediglich in Einzelfällen kann eine Verlegung unterhalb der befestigten Asphaltschicht in Betracht kommen, wenn das Schutzniveau der Leitung keine tiefere Verlegung fordert.

Das zeigt, dass die von den Verbänden mit beachtlichem Engagement und großer Beharrlichkeit geleistete Arbeit nicht ohne Wirkung bleibt. „Die obersten politischen Entscheider möchten, dass Verfahren wie das Microtrenching in der Nische bleiben, in die sie gehören“, so rbv-Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann zur Stellungnahme des Bundesrates. Ein gutes Ergebnis – nicht nur im Sinne des Verbandes und seiner Mitglieder, sondern auch der Allgemeinheit. Denn auch das darf nicht vergessen werden: Die Arbeit, die der Verband leistet, ist nicht nur im eigenen Interesse. Sie bezieht sich nicht zuletzt auf den nachhaltigen Umgang mit dem wertvollen Allgemeingut Infrastruktur. Auch hier sind der Verband und seine Mitglieder gefragt: Als Mahner und Meinungsbildner ebenso wie als Fachleute, die sich den Herausforderungen eines sich rasant wandelnden Arbeitsalltags im Leitungsbau selbstbewusst stellen.

Ehrenämtler sind willkommen

Damit der Verband die Interessen seiner Mitglieder auch zukünftig wirkungsvoll vertreten kann, sind allerdings rechtzeitige und angemessene Bemühungen um die Sicherung des Ehrenamtes unerlässlich: Mit dem Arbeitskreis „Junge Führungskräfte“, der kürzlich zum zweiten Mal zusammengetreten ist, hat der rbv im letzten Jahr erfolgreich ein Gremium aus der Taufe gehoben, das gleichermaßen für Kontinuität steht wie für den Willen zur steten Erneuerung. Zudem gibt der Verband hiermit das Signal, jederzeit ein offenes Ohr für die Erwartungen und Belange gerader junger Verbandsmitglieder zu haben. Auch das ist ein wichtiger Baustein, um eine starke Basis für die zukünftige Verbandsarbeit zu schaffen.

Beispiele wie diese machen deutlich, dass sich der rbv auch in Zukunft mit aller Kraft dafür einsetzen wird, dass die Botschaften des Leitungsbaus die richtigen Adressaten erreichen. Dabei wird der Verband bewährte Formate und Vorgehensweisen fortsetzen und neue Lösungsansätze und Konzepte entwickeln. Dafür macht sich auch der neue rbv-Präsident stark: „Wir werden uns nicht verstecken, sondern Flagge zeigen und die Dinge, welche uns nicht passen, beim Namen nennen“, gab sich Fritz Eckard Lang bei seiner Antrittsrede in Hamburg von seiner kämpferischen Seite und blickte dabei zuversichtlich in die Zukunft: „Die Experten im Leitungsbau, das sind wir – das war so, und das wird auch weiterhin so bleiben.“

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