Jetzt und für die Zukunft - Rahmenbedingungen im Leitungsbau nachhaltig optimieren
14.10.2019
Die gestiegenen Anforderungen im Kontext eines generationsübergreifenden Erhalts leitungsgebundener Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen, der Umbau der Stromversorgung in Richtung Energiewende sowie die zusätzlichen Bauaufgaben, die der politisch verordnete flächendeckende Schnellausbau des Breitbandnetzes mit sich bringen, sind wesentliche Hotspots der aktuellen Tätigkeiten des Rohrleitungsbauverbandes e. V. (rbv).
Dabei hat sich gerade in der allgegenwärtigen Diskussion um die Errichtung eines schnell und überall verfügbaren neuen Lichtnetzes in jüngster Vergangenheit deutlich gezeigt, dass die Expertise des Verbandes bei Politik und Medien hoch gefragt ist.
„Die Stimme des Rohrleitungsbauverbandes ist nun tatsächlich aus den Tiefen der Leitungsgräben in der Mitte von Politik und Gesellschaft angekommen“, so rbv-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann. „Dies eröffnet neue Gestaltungsspielräume, um auch Themen wie personelle Kapazitäten im Leitungsbau und Planungssicherheit für bauausführende Unternehmen strategisch besser zu positionieren.“
Den politischen Versäumnissen bei der Verstetigung von Investitionen sowie bei der Definition verlässlicher Rahmenbedingungen begegnet der rbv immer wieder an prominenter Position selbstbewusst mit dem qualitätsorientierten Realismus eines im Sinne seiner Mitgliedsunternehmen verantwortungsvoll handelnden Verbandes.
Und das mit dem Ziel, für die anstehenden Bauaufgaben gemeinsam mit politischen Entscheidern und Auftraggebern Prioritäten festzulegen, um eine konstante Auslastung und eine verlässliche Auftragssicherheit für alle im Leitungsbau tätigen Unternehmen herbeizuführen. Nur so kann es gelingen, die anstehenden Infrastrukturmaßnahmen mit den zur Verfügung stehenden Fachkräften zu bewältigen.
Kapazitäten sinnvoll planen
„Zukunft ist kein Schicksal, lassen Sie uns unsere Zukunft gemeinsam gestalten“, lautete das Fazit von rbv-Präsident Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang bei der diesjährigen 26. Tagung Leitungsbau im Januar in Berlin. Damit hat Lang die aktuelle Routenplanung des Verbandes klar umrissen.
Es gelte, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die Messlatte in Richtung Qualität, realistische Baufortschritte, verlässliche Rahmenbedingungen und nachhaltige Personalplanung neu zu justieren. „Bei all unseren Arbeiten an unterirdischen Infrastrukturen geht es stets darum, die hohen deutschen Qualitätsstandards im Leitungsbau zu erhalten und am Scheideweg zwischen politischem Aktionismus und dem technisch und unternehmerisch Vernünftigen mit Bedacht zu handeln und das Richtige zu tun“, so Langs klares Statement.
Hierbei spiele auch das Thema Fachkräftemangel und personelle Kapazitäten in den Unternehmen eine wichtige Rolle. Denn derzeit liege ein akutes Missverhältnis zwischen aktueller Personalsituation in der Bauwirtschaft und dem politischen Willen eines schnellen Baufortschritts bei Digitalisierung und Energiewende sowie bei der investiven Aufholjagd an der bislang sträflich vernachlässigten Ver- und Entsorgungsinfrastruktur vor.
Diese Situation dürfe Unternehmen aber nicht dazu verleiten, Personalkapazitäten kopflos aufzubauen, denn Überkapazitäten müssten nach dem Wegfall des starken Konjunkturimpulses im Leitungsbau wieder abgebaut werden. „Wir dürfen uns nicht in einen blinden Kapazitäten-Aufbau treiben lassen“, so Lang.
„Langfristig wird es unserer Branche großen Schaden zufügen, wenn wir uns von politischen Hyperaktivisten und Auftraggebern durchs Dorf treiben lassen und nicht das Heft des Handelns selbst in der Hand halten und unternehmerisch nachhaltig denken und operieren!“ Erschwerend hinzu käme die Tatsache, dass auch bei Auftraggebern ein massiver Fachkräftemangel herrsche.
„Aufgrund der vielerorts fehlenden Planungskapazitäten wird immer wieder der Versuch unternommen, Planungsaufgaben auf bauausführende Unternehmen abzuwälzen, für deren Übernahme diese ihrerseits kapazitiv nicht ausgestattet sind“, beschreibt rbv-Vizepräsident Dipl.-Ing. Andreas Burger die problematische Situation am Markt. Insgesamt fehle ein Gesamtkonzept sowie die Festlegung von Prioritäten für alle im Leitungsbau zu erbringenden Bauaufgaben. „Die Politik muss ihre Hausaufgaben machen“, so Burgers Fazit.
rbv-Pilotprojekte gegen den Fachkräftemangel
Als starke Interessenvertretung seiner Mitgliedsunternehmen begleitet der rbv im Rahmen einer aktiven Verbandsarbeit aufmerksam alle relevanten Entwicklungen im Leitungsbau, um diese kreativ und qualitätssichernd mit zu gestalten. Dabei nimmt aktuell das Thema Fachkräftemangel selbstverständlich viel Raum ein.
Um die angespannte Personalsituation strategisch zu kompensieren und zusätzliches Know-how beim Glasfaserausbau zur Verfügung zu stellen, hat der Rohrleitungsbauverband gemeinsam mit Netze BW das Pilotprojekt „Infrastrukturkraft für Glasfasernetztechnik Bau“ ins Leben gerufen. „Hier haben wir mit Netze BW einen IHK-zertifizierten Ausbildungsstandard entwickelt, der dazu beitragen wird, das Wissen über die Installation von Glasfasernetzen zu verbessern“, so Dipl.-Ing. Mario Jahn, Geschäftsführer der rbv GmbH.
Ergänzende Module zum Thema Planung und Betrieb seien kurzfristig geplant. „Darüber hinaus wird mit der „Anwendungsfachkraft Leitungsbau Gas/Wasser“ Mitarbeitern ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung eine Weiterqualifizierung angeboten, damit diese in der Praxis effizient eingesetzt werden können“, beschreibt Jahn eine weitere Initiative des Verbandes, um der Branche verstärkt personelle Kapazitäten zuzuführen.
Gegenwart und Zukunft des Leitungsbaus
Um grundsätzlich den sehr heterogenen Anforderungen der Branche optimal gerecht zu werden, verfügt der Rohrleitungsbauverband über eine umfangreiche Gremienstruktur. In den Bereichen Technik, Personalentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchsförderung engagieren sich die zahlreichen Mitarbeiter der Mitgliedsunternehmen beharrlich dafür, Gegenwart und Zukunft des Leitungsbaus sicher, nachhaltig sowie aufgaben- und anwenderkonform zu gestalten – und das ehrenamtlich.
„Das Lernen und Arbeiten in einem zunehmend digitalisierten Umfeld oder die europäische Harmonisierung von Regelwerken sind nur einige der aktuellen Marktentwicklungen, denen die Leitungsbaubranche derzeit aufmerksam begegnen muss“, so Hesselmann.
„Hinzu kommen gestiegene Anforderungen beim Ausbau und Erhalt unserer Netze, bei der Realisierung erdverlegter Stromtrassen im Rahmen der Energiewende sowie die Notwendigkeit einer Bündelung nationaler Verbandsinteressen und Vieles mehr. Damit unsere Mitgliedsunternehmen sich hier in Poleposition befinden, hat sich der Rohrleitungsbauverband mit hohem Engagement zielgerichtet aufgestellt“, so Hesselmann weiter.
Einen besonderen Schwerpunkt der Arbeit der technischen Gremien des rbv bildet aktuell die Positionierung des DVGW-Arbeitsblattes GW 301 in Europa. „Das allgemein anerkannte Qualifikationsverfahren nach dem DVGW-Arbeitsblatt GW 301 zum Nachweis der technischen Fachkompetenz und Leistungsfähigkeit von Rohrleitungsbauunternehmen für die Gas- und Wasserversorgung ist seit Jahrzehnten hoch angesehen bei bundesdeutschen Versorgungsunternehmen, Netzbetreibern und Rohrleitungsbauunternehmen“, beschreibt Hesselmann den hohen Stellenwert des Arbeitsblattes.
„Vor dem Hintergrund einer zunehmenden europäischen Harmonisierung von Regelwerken entsteht besonders im Zusammenhang mit der GW 301 daher die Notwendigkeit, die einschlägigen Regeln in Europa anerkennen zu lassen. Hierüber befindet sich der rbv kontinuierlich im konstruktiven Austausch mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs e. V. (DVGW), um deutsche Qualitätsstandards im zusammenwachsenden Europa fortzuschreiben“, so Hesselmann weiter.
Bei der Diskussion um die Leitungsauskunft in Deutschland, die Definition exakter Anforderungsprofile der einzelnen Ausbildungsberufe sowie die grabenlose Neulegung und Rehabilitation nach GW 302 handelt es sich um weitere Fokus-Themen der technischen Gremien.
In puncto Weiterqualifizierung der Unternehmen genießen vor allem die DVGW-Grundlagen- und Verlängerungsschulungen zu den Arbeitsblättern GW 330, GW 129, GW 128 und GW 15 einen besonders hohen Stellenwert. Darüber hinaus hat der rbv auch ein erstes E-Learning-Format GW 330 für die flexible, standortunabhängige Weiterbildung als Pilotprojekt ins Leben gerufen.
Den richtigen Weg eingeschlagen
Der Rohrleitungsbauverband hat sich für die Zukunft breit aufgestellt. Die vielfältigen Aktivitäten und nachhaltigen Strategien der Organisation werden derzeit von politischen Entscheidern gehört und von einer breiten Öffentlichkeit mit großem Interesse wahrgenommen.
Dies eröffnet neue Möglichkeiten, um Planungs- und Ausschreibungsmodalitäten zu optimieren und Investitionen in die Netze zu sichern, damit die rbv-Mitgliedsunternehmen langfristig planen können und ihr wirtschaftliches Wohlergehen auf dem festen Fundament einer verlässlichen und transparenten Auftragssituation ruht.
All das wird auch den Wirtschaftsstandort Deutschland weiterhin attraktiv und zukunftsfähig machen. Endlich aber setzt sich auf diesem Weg auch jenseits der Fachöffentlichkeit eine Erkenntnis darüber durch, dass die im Leitungsbau tätigen Unternehmen über Schlüsseltechnologien verfügen, um Gesundheit, Wohlstand und Wachstum in der Gesellschaft dauerhaft zu erhalten. „Hier haben wir nicht zuletzt auch durch die Allianz mit anderen Branchenpartnern viel erreicht und diesen Ansatz werden wir beherzt weiterverfolgen“, so Lang.
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