Kommunale Entsorger entdecken die Kraft der HTC-Klärschlammanlage
27.09.2013
Als die Entsorgung Region Zofingen (erzo) eine internationale Ausschreibung zum Bau einer industriellen HTC-Klärschlammanlage (hydrothermale Carbonisierung) in der Schweiz veröffentlichte, zögerte der Energiedienstleister AVA-CO2 Schweiz AG nicht lange und bewarb sich für das Projekt.
Die Erfüllungskriterien, die als Voraussetzung für die Bewerbung galten, waren streng und anspruchsvoll - insbesondere die Anforderungen an die Prozesswasseraufbereitung. So durfte der Anteil an organisch gelösten Kohlenstoffen (DOC) den Wert von 3 mg pro Liter im Auslauf der Kläranlage nicht überschreiten, um die kantonalen Grenzwerte nicht zu verletzen. Dies bedeutete für die AVA-CO2, dass die DOC-Fracht im HTC-Prozesswasser den Wert von 36.5 kg pro Tag nicht übersteigen durfte.
AVA-CO2 war in allen Punkten erfolgreich und ist jetzt eins von zwei Unternehmen, die den Zuschlag für einen Planungsauftrag bekommen haben. "Wir freuen uns über die bisherige positive Zusammenarbeit mit der erzo Zofingen und sind sehr optimistisch, was das bevorstehende Vorprojekt betrifft", sagt Thomas M. Kläusli, Chief Marketing Officer der Schweizer AVA-CO2. Für den Einsatz der HTC-Kohle arbeitet die AVA-CO2 gemeinsam mit dem Schweizer Zementkonzern Holcim an einer optimalen Verwertung. Ziel ist es, Kläranlagen eine in allen Aspekten noch umweltfreundlichere und kostengünstigere Gesamtlösung anbieten zu können.
Die endgültige Entscheidung der Ausschreibung wird im zweiten Quartal 2014 fallen. Eins aber steht schon jetzt fest: Mit AVA-CO2 hätte erzo Zofingen einen starken Partner an ihrer Seite, denn AVA-CO2 hat im Jahr 2010 nicht nur die weltweit erste HTC-Demonstrationsanlage (HTC-0) im industriellen Massstab in Betrieb genommen, sondern zwei Jahre später auch die weltweit erste Industrieanlage (HTC-1) erstellt.
Nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Politik stößt das Verfahren der hydrothermalen Carbonisierung zunehmend auf grosses Interesse. Zu Recht, denn es ist ebenso innovativ wie genial. Das AVA-CO2 HTC-Verfahren bietet viele Vorteile. Einer liegt in der Möglichkeit Biomassen, mit hohem Wassergehalt zu verarbeiten - was bei Klärschlamm typischerweise der Fall ist. Das HTC-Verfahren löst unter Hitze und Druck das Wasser aus der Biomasse und wandelt den verbleibenden Kohlenstoff in hochwertige CO2-neutrale HTC-Kohle "AVA cleancoal" um. Dazu wird die Biomasse in Druckbehältern auf rund 220 Grad Celsius erhitzt und unter konstantem Druck von 22 bar "gekocht".
Das HTC-Verfahren ist sehr robust und nutzt über 90% des in der Biomasse vorhandenen Kohlenstoffes. Dank der Stabilität und hohen Energiedichte kann diese HTC-Kohle problemlos gelagert und effizient transportiert werden. Bei der Verbrennung der HTC-Kohle wird nur soviel Kohlendioxid frei, wie zuvor schon in der Biomasse enthalten war und stellt damit keine zusätzliche Belastung für die Umwelt dar wie das bei fossilem Brennstoff der Fall ist. Die Natur braucht für den Prozess der Inkohlung Millionen von Jahre. Der HTC-Prozess dagegen nur wenige Stunden!
Organische Reststoffe wie Grünschnitt, Gülle, Bioabfälle oder eben auch Klärmschlämme werden also nicht nur umweltschonend wiederverwertet, sondern spielen eine immer wichtigere Rolle in einer Zeit, in der Umweltbewusstsein und Klimaschutz aber auch die Entwicklung hin zu erneuerbaren Energien von gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung sind.
Das Schweizer Unternehmen denkt aber schon weiter. So entwickeln die Pioniere der HTC gegenwärtig ein hocheffizientes Verfahren, um den Phosphor im Klärschlamm noch während des Prozesses der hydrothermalen Carbonisierung zurückzugewinnen.
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