Kurvenradien: Wann ist was erlaubt?

25.10.2019

Inzwischen ist es bei der Planung der Linienführung von Vortriebsstrecken nicht mehr ungewöhnlich, Trassen mit mehreren oder auch sehr engen Kurven zu konstruieren. Ist dies regelwerkskonform?

Grundlage für die Planung und Ausführung von Rohrvortrieben sind die Regelungen in den derzeit gültigen DWA-Arbeitsblättern A 125 „Rohrvortrieb und verwandte Verfahren“ vom Dezember 2008 und A 161 „Statische Berechnung von Vortriebsrohren“ vom März 2014. Im letzteren werden keine absoluten Grenzen für die Trassenradien genannt.

Indirekt wird aber über die statische Berechnung die zulässige Abwinklung in den Rohrverbindungen dadurch beschränkt, dass die zulässige Vortriebskraft nicht mehr ausreicht.

Eine Statik mit kürzeren Rohren lässt die Vortriebskraft zwar wieder ansteigen, schafft aber neben den Mehrkosten zusätzliche statische Probleme wegen erhöhter Führungskräfte und dem damit verbundenen Anstieg der Mantelreibung. Eine echte Abhilfe schafft hier lediglich die hydraulische Fuge mit von der Abwinklung weitgehend unabhängigen Vortriebskräften.

Im Gegensatz zum A 161 finden sich im A 125 Formulierungen zur direkten Begrenzung der Kurvenradien. Im Abschnitt 7.1.6 wird als „grobe Abschätzung“ für 3,0 m lange Rohre ein Mindestradius von 200 x Außendurchmesser angegeben. Diese Regelung ist aber lediglich eine nicht verpflichtende Empfehlung.

Darüber hinaus wird im A 125 unter dem Abschnitt 5.3.3.2 eine „maximale Abwinklung“ angegeben, mit der sich für alle Nennweiten der minimale Radius entsprechend der nachstehenden Tabelle in Abhängigkeit von der Rohrlänge LR berechnen lässt.

DN Minimaler Radius
≤ 200 40 x LR
> 200 bis ≤ 500 67 x LR
> 500 bis ≤ 2000 100 x LR
> 2000 bis ≤ 2800 143 x LR
> 2800 200 x LR


Diese Werte basieren allerdings auf einem inzwischen 11 Jahre alten Stand der Technik und sind nicht formal als einzuhaltende Grenzwerte formuliert. Mit den heute zur Verfügung stehenden Technologien lassen sich die damals berechtigten Bedenken hinsichtlich der Kraftübertragung bei starken Abwinklungen ausräumen. Die vortriebsbegleitende statische Kontrolle (z.B. mit CoJack) misst und prognostiziert die Rohrbeanspruchungen.

Mit der hydraulischen Fuge werden die auf das Rohr wirkenden Lasten vergleichmäßigt und vermindert. Dadurch sind nicht nur höhere Vortriebskräfte möglich, sondern auch stärkere Abwinklungen und somit engere Kurven bei vernünftigen Rohrlängen von erfahrenen Vortriebsfirmen sicher beherrschbar.

Aus diesen Gründen bestehen keine Bedenken, kleinere Radien als in der Tabelle angegeben zu planen, sofern moderne Techniken der Vortriebsüberwachung und der Kraftübertragung bzw. Fugentechnik genutzt werden.

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