Längenrekord bei der Druckrohrsanierung in Deutschland

04.10.2018

Mit einer Einzugslänge von 1.272 m ist der sanierte Leitungsabschnitt in Baunatal neuer deutscher Rekordhalter. Minimale Tiefbauarbeiten führen zu einer kurzen Installationszeit, schonen die Umwelt und sorgen für ein hohes Maß der Kosteneffizienz beim Einsatz von Primus Line®.

Positionierung des Liners an der Baugrube. [Quelle: Rädlinger primus line]

Die Stadtwerke Baunatal betreiben eine Trinkwasserzubringerleitung entlang einer stark frequentierten Landstraße. Die wichtige Versorgungsleitung DN 200 aus PVC wurde 1971 verlegt und fällt damit in die für PVC-Rohre besonders auffälligen Produktionsjahre vor 1975.

Aus heutiger Sicht ist die Langzeitfestigkeit des damals verwendeten Materials als unzureichend zu bezeichnen. Dieser Umstand führt heute bei Haupt- und Zubringerleitungen - insbesondere in Folge von wechselnden Zug-Druck-Spannungen verursacht durch Druckschwankungen und/ oder -stöße - zu einer erhöhten Schadensauffälligkeit [1].

Im Interesse der langfristigen Sicherstellung einer störungsfreien Trinkwasserversorgung entschied sich der Bauherr daher für die Sanierung mit Primus Line®. Primus Line® ist ein „Lining mit eingezogenen Schläuchen“ nach DIN EN ISO 11295. Als einziger Vertreter dieser Technikfamilie ist diese Technologie in der Lage, den Innendruck zu 100% aufzunehmen und das Altrohr dauerhaft von dieser Hauptlast zu befreien.

Das bei diesem Projekt installierte Primus Line Niederdrucksystem DN 200 mit einlagigem Aramid-Polyester-Hybridaufbau ist für Betriebsdrücke von bis zu 18 bar einsetzbar. Die Sanierung mit Primus Line® gewährleistet Betriebs- und Versorgungssicherheit für mindestens 50 weitere Jahre. Dadurch wird eine erhebliche Nutzungsverlängerung der vorhandenen Infrastruktur erreicht.

Das System

Die innovativen Eigenschaften und die Wirtschaftlichkeit des von der Rädlinger primus line GmbH selbstentwickelten und im eigenen Werk in Deutschland produzierten Systems waren ausschlaggebend für die Beauftragung mit dem Sanierungsprojekt. Basis des Verfahrens zur grabenlosen Sanierung von Druckrohrleitungen bilden ein flexibler Hochdruckschlauch und die eigens entwickelte Verbindungstechnik.

Aufgrund seines mehrschichtigen Aufbaus und der sehr geringen Wanddicke bietet Primus Line® ein hohes Maß an Flexibilität und zugleich extrem hohe Materialfestigkeit: Die flexible Bauart ermöglicht die grabenlose Sanierung von Bögen bis einschließlich 45°. Einzugslängen von bis zu 2.500 Meter an einem Stück wurden international bereits realisiert. Nennweitenabhängig sind Betriebsdrücke bis 56 bar möglich.

Die Innenbeschichtung des Liners ist gemäß DVGW W 270 und der KTW-Leitlinie für die Sanierung von Trinkwasserleitungen zugelassen. Die Außenbeschichtung besteht aus verschleißfestem PE. Zwischen der Innen- und Außenbeschichtung befindet sich die statisch tragende Schicht aus nahtlosem Aramidgewebe. Primus Line® ist selbsttragend, wird nicht verklebt oder ausgehärtet und liegt frei mit Ringraum im Altrohr.

Der Einbau

Nachdem die Leitung vom Netz getrennt und entleert wurde, folgte die Kamerainspektion und Reinigung der Leitung. Die erwarteten weichen Ablagerungen in der PVC-Leitung wurden durch das einmalige Hindurchziehen von Gummischeiben beseitigt. Eine hydraulische Vorreinigung war nicht erforderlich. Eine Trocknung der Leitung vor dem Inlinereinzug ist beim Einsatz des Systems Primus Line® grundsätzlich nicht notwendig.

Der werkseitig in U-Form gefaltete Primus Liner DN 200 wurde auf einer Transporttrommel angeliefert und an der Baugrube positioniert (Bild). Eine 3-Tonnen Spillseilwinde zog den Inliner in einem Zug innerhalb von ca. vier Stunden in die Leitung ein.

Mit einer Länge von 1.272 Meter handelt es sich um den bisher längsten Einzeleinzug von Primus Line® in Deutschland. Die maximale Zugkraft betrug 10 kN und lag damit deutlich unter der für diesen Liner DN 200 (Niederdruck) maximal zulässigen Zugkraft von 60 kN.

Mit der Montage der Systemverbinder und der anschließenden Druckprüfung gemäß DVGW AB W 400-2 im Normalverfahren, war die Inlinersanierung der Leitung ohne Tiefbau nach nur vier Tagen erfolgreich abgeschlossen.

Insgesamt werden in Baunatal Trinkwasserleitungen der Nennweiten DN 150 bis DN 300 unterschiedlicher Rohrmaterialien auf einer Gesamtlänge von mehr als 2,5 km durch die Rädlinger primus line GmbH saniert.

Literatur

[1] vgl. Roscher, Harald et al.: Praxis-Handbuch Sanierung städtischer Wasserversorgungsnetze, (Verlag Bauwesen) Berlin 2000

Autor
Julian Gers, Rädlinger primus line GmbH
öffentlich-rechtlich zertifizierter Gutachter
für die Instandhaltung von Rohrleitungssystemen

 

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