Mit 90 Jahren in Topform: Flughafen Amsterdam Schiphol

02.04.2008

Schiphol wird kontinuierlich erweitert und entwässert. Eine Besonderheit ist sein Höhenniveau mit 3 Meter unter dem Meeresspiegel. Mit den Fähigkeiten der Niederländer, Polder trocken zu legen, wurde dieses Land um 1850 dem Meer abgetrotzt. Die Entwässerung heute muss andere Herausforderungen meistern: Enteisungsflüssigkeit im Winter wird vom Regenwasser getrennt und aus Umweltschutzgründen separat abgeleitet.

Am 19. September 1916, vor mehr als 90 Jahren, wurde hier der Flugverkehr aufgenommen. Damit ist Amsterdams Flughafen weltweit der älteste unter denen, die noch am Ort ihrer Gründung in Betrieb sind. Der Name des Ortes Haarlemmermeer, auf dessen Gemarkung er liegt, erinnert noch an den damaligen großen Binnensee. Das Wort Schiphol bedeutet „Schiffshölle“ und ist darauf zurückzuführen, dass im Haarlemmermeer bei Sturm öfter Schiffe gesunken sind. Ob Schiff oder Flugzeug, nach wie vor lauert Gefahr bei extremer Witterung.

Um einen sicheren Flugbetrieb zu garantieren, muss das anfallende Niederschlagswasser vollständig, direkt und schnell gesammelt und abgeleitet werden. Dazu dienen an der Oberfläche verlegte Rinnen, deren Abdeckung sowohl dem architektonischen Anspruch als auch der für Schwerlasten geforderten Stabilität genügen muss. Für Schiphol war die Belastungsklasse F 900 erforderlich bei Baulängen von 2 m und Nennweiten bis zu DN 500.

F 900 entspricht der höchsten von 6 Kategorien und wird dort verwendet, wo nach DIN EN 1433 „mit besonders hohen Radlasten gerechnet werden muss, z.B. bei Flugbetriebsflächen“. Die laut DIN vorgeschriebene Verkehrssicherheit wird erreicht durch die 8-fache Verschraubung pro Meter zwischen Abdeckung und Rinne. Die 4 mm starke Massivstahlzarge trägt zur Stabilität und zum Korrosionsschutz bei und bietet ausreichend Halt beim seitlichen Anschluss des Oberflächenbelags.

Amsterdam Airport Schiphol erhielt im Jahr 2007 die Auszeichnung „Europas bester Flughafen“, in der Gruppe von Flughäfen mit mehr als 25 Millionen Fluggästen im Jahr, verliehen von Airports Council International ACI. Ein Kriterium für die Bewertung ist auch der Umweltschutz.

Für den Havariefall fordern die Flughafenplaner, dass fest mit dem Rinnenkörper verbundene Absperrvorrichtungen vorhanden sind, mit denen das Rückstauvolumen der Rinnen genutzt werden kann. Um eine dauerhafte Funktion zu gewährleisten, wurde dafür eine Trapezspindel aus V2A-Edelstahl  in eine Buchse aus Rotguss eingelassen. Sie kann mechanisch geöffnet und geschlossen werden und ermöglicht so, dass die Enteisungsflüssigkeit, mit der die Flugzeuge an kalten Wintertagen besprüht werden, im Rinnensystem vom Regenwasser getrennt und separat abgeleitet wird.

Bestimmte Flächen des Flugfelds, auf denen mit Grundwasser gefährdenden Stoffen hantiert wird, erhielten andere Rinnen mit speziellen Dichtungsfugen. Dabei haftet der Dichtstoff an beiden Fugenflanken und ist auf ganzer Fugentiefe voll elastisch. Durch Temperaturschwankungen bedingte Dehnungen und geringe Setzungen können so ausgeglichen werden, die Rinne verliert keine Flüssigkeit. Die Dehnungsfugen sind von oben einsehbar, dies erleichtert Inspektion und Wartung.

Der Flughafen Schiphol konnte von 2004 bis 2006 einen Passagier-Anstieg von 4,3 % verzeichnen, die Tonnage der Luftfracht stieg im gleichen Zeitraum um 5,3 % an, und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Im Jahr 2006 wurden mehr als 440.000 Flugbewegungen registriert. Eine 7. Start- und Landebahn wird bereits in Erwägung gezogen. Doch gibt es Probleme mit dem Lärmschutz für das nur 15 km entfernte Zentrum von Amsterdam und die umliegenden Gemeinden. Seit mehr als 20 Jahren existiert der utopische Plan, den gesamten Flughafen auf eine Nordseeinsel 30 km vor der holländischen Küste zu verlegen. Bis heute gilt das Vorhaben als zu aufwendig und bleibt eine Option für die Zukunft.

Das bisher einzige, im Jahr 1994 zuletzt vergrößerte Terminal, ist unterteilt in 3 große Ankunftszonen. Alle Einrichtungen sind im so genannten „Schiphol-Plaza“ unter einem Dach vereint und auch für Nicht-Fluggäste attraktiv und leicht erreichbar. Dazu gehören die hier selbstverständlichen Öffnungszeiten bis Mitternacht an sieben Tagen in der Woche. Selbst das Rijksmuseum unterhält in dieser einwohnerlosen Stadt Ausstellungsräume sowohl für klassische als auch für zeitgemäße Kunst. Auch Aussegnungshalle und Standesamt sind hier zu finden. Zwischen Hochzeit und dem Beginn der Flitterwochen braucht also keine Zeit mehr zu verstreichen.

Wissenswertes
  • Der am niedrigsten gelegene Flughafen in Europa ist Amsterdam-Schiphol, der ca. 3 m unter NN liegt.
  • Der am niedrigsten gelegene Flughafen der Welt befindet sich nahe der iranischen Stadt Ramsar und liegt ca. 21 m unter NN.
  • Der höchstgelegene Flughafen der Welt ist der El Alto International Airport im bolivianischen La Paz mit 4.048 m über NN.
  • Amsterdam-Schiphol ist der älteste Flughafen der Welt unter denen, die noch am Ort ihrer Gründung in Betrieb sind.
  • Croydon Airport im Süden von London war 1920 der erste internationale Flughafen.
  • In Königsberg (Preußen) wurde 1922 der erste, rein kommerzielle Flughafen fertig gestellt

Die Meilensteine der Erweiterung von Schiphol
  • 1991 Neubau des Kontrollturmes mit 101 m Höhe, damals der Welt höchster Flughafen-Tower
  • 1994 Erweiterung des zentralen Terminals Schiphol-Plaza
  • 2003 Neubau der 5. Start- und Landebahn
  • 2006 Einrichtung des Standesamtes im Flughafen Terminal Schiphol-Plaza
  • 2006 Neubau Pier J
  • 2007 Neubau Plattform Sierra

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