Problem Flächenversiegelung & Grundwasser - Einzigartige Langzeitstudie über die Landnutzung im Stadtgebiet von Leipzig

02.11.2007

Der seit Jahren enorme Flächenverbrauch in Deutschland hat dramatische Konsequenzen für den Grundwasserspiegel. Durch die zunehmende Versiegelung gelangt immer weniger Regenwasser in den Boden und das Hochwasserrisiko steigt. In Leipzig verdreifachte sich seit 1940 fast die Menge des abfließenden Wassers - dagegen sank die Menge des versickerten Wasser beinahe um ein Fünftel. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in einer Fallstudie. Dazu werteten sie Daten über Landnutzung, Klima, Wasserhaushalt, Relief, Vegetation und Boden in Leipzig aus den Jahren 1870, 1940, 1985, 1997 und 2003 aus.

Zu Spitzenzeiten war Leipzig Deutschlands viertgrößte Stadt. Über 700.000 Menschen lebten Anfang der dreißiger Jahre in der Messe- und Industriestadt. Obwohl die Bevölkerung seit dem deutlich gesunken ist und inzwischen nur noch rund 500.000 beträgt, wucherte die Stadt weiter ins Umland. Die bebaute Fläche nahm allein seit der Wende um 10 Quadratkilometer zu. Für ihre Untersuchung werteten die UFZ-Wissenschaftler historisches und aktuelles Kartenmaterial aus. Diese Daten ergänzten sie mit Satellitenbildern und eigenen Kartierungen. So entstand eine einzigartige Langzeitstudie über die Landnutzung im Stadtgebiet von Leipzig. Dabei zeigte sich, dass Änderungen in der Flächennutzung zwangsläufig auch zu Änderungen im Wasserhaushalt führen. Entsiegelungsmaßnahmen und eine möglichst naturnahe Gestaltung der Bodenoberfläche in städtischen Bereichen können die Situation dagegen erheblich verbessern.

Zwar ist der anhaltende Flächenverbrauch unter Fachleuten und Planern mittlerweile zum Thema geworden. Umweltprobleme wie die Auswirkungen der Flächenversiegelung auf den Wasserhaushalt spielen dabei jedoch nur eine geringe Rolle. Die fachübergreifende Untersuchung dieser Probleme zeigte die Ursachen hierfür auf. Sie liegen vor allem darin, dass es sich bei ihnen um einen schleichenden Prozess handelt, der im Alltag nicht wahrnehmbar ist und dort auch keine unmittelbaren Gefährdungen mit sich bringt. Langfristig können sich aber Ökosysteme auf diese Weise instabil werden. Um Ansatzpunkte dafür aufzuzeigen, wie sich schleichende Prozesse wie die Veränderung des Wasserhaushalts in den Griff bekommen lassen, ist daher die interdisziplinäre Zusammenarbeit Sozialwissenschaften-Landschaftsökologie-Hydrologie hilfreich. Sie verknüpft naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse mit Erkenntnissen darüber, wie die Gesellschaft auf die untersuchten Phänomene reagiert und welche Instrumente der Einflussnahme zur Verfügung stehen. Erste praktische Ergebnisse dieser Kooperation gibt es bereits. Die von den UFZ-Wissenschaftlern erarbeiteten Daten werden durch das Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig bei der Erstellung eines neuen Landschaftsplanes genutzt.

Publikation:
Haase, D., Nuissl, H. (2007): Does urban sprawl drive changes in the water balance and policy? The case of Leipzig (Germany) 1870-2003 Landscape and Urban Planning 80 (1-2), 1-13. http://dx.doi.org/10.1016/j.landurbplan.2006.03.011

Links:

Stadt Leipzig: Stadtentwicklung
Web: http://www.leipzig.de/de/buerger/stadtentw/lsp/schutz/daten, http://www.leipzig.de/de/buerger/stadtentw/lsp/ergebnis

Weitere fachliche Informationen:

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Department Landschaftsökologie
Dr. Dagmar Haase
Permoserstraße 15
04318 Leipzig
Tel.: +49 (0) 341-235-3950
Fax.: +49 (0) 341 235-3939
eMail: dagmar.haase@ufz.de

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalforschung
PD Dr. Henning Nuissl
Tel.: +49 (0) 341-235-2696
Fax: +49 (0) 341 235 2825
eMail: henning.nuissl@ufz.de

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