Qualifikation - Baustein für wirtschaftlichen und nachhaltigen Kanalbau. Viele Netzbetreiber drückt der Schuh
25.10.2006
Im Oktober fand in Siegen das 1. Deutsche Symposium für die grabenlose Leitungserneuerung statt. Das Forschungsinstitut Wasser und Umwelt unter Federführung der Abt. Abwasser- und Abfalltechnik der Universität Siegen hatte die Veranstaltung ins Leben gerufen, um das bisherige einschlägige Angebot zu erweitern.
"Das Symposium für die grabenlose Leitungserneuerung soll das bisherige einschlägige Veranstaltungsangebot sinnvoll ergänzen und Wissenslücken schließen", so der Schirmherr Ulf Stötzel, Bürgermeister der Stadt Siegen, im Einladungsschreiben. "Denn die letzten Jahre zeigen immer häufiger: Leitungsnetze, die nicht mehr saniert werden können, müssen zunehmend durch neue statisch voll belastbare Rohre ersetzt werden." Dabei steht heute die Erhaltung der Bausubstanz und des Volksvermögens im Vordergrund ingenieurtechnischer Betrachtung.
"Unter besonderer Beachtung einer größtmöglichen Nachhaltigkeit", wie Prof. Dr.-Ing. Horst Görg, Fachbereich Bauingenieurwesen der Universität Siegen, im Vorwort des Tagungsbandes feststellt. Der Begriff Nachhaltigkeit setze sich aus den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales zusammen. Unter diesen Gesichtspunkten stelle zum Beispiel die grabenlose Leitungserneuerung vor allem hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und hinsichtlich der baulichen Belastung von Anwohnern und Umwelt eine interessante Alternative dar. "Gerade in Anbetracht des Zustandes von Leitungen und Kanalnetzen drückt viele der Schuh", so Görg weiter. "Deshalb besteht dringlicher Handlungsbedarf."
Das hat sich gelohnt
Eine große Herausforderung für Kommunen und Netzbetreiber, Ingenieure und Planer. Aber auch eine zunehmend größere Belastung für die arg strapazierten Haushalte. Zusätzlich sorgen – so die Meinung der Fachleute – wirtschaftlicher Druck oder mangelnde Qualifikation bei Auftragsvergabe, Bauausführung und -überwachung oft zu unbefriedigenden Ergebnissen. Der zunehmend schlechter werdende bauliche Zustand der Kanalisation führt zu einem schleichendem Verzehr der Substanz. Darauf wies Prof. Joachim Lenz, Gründer und langjähriger Geschäftsführer des Instituts für Rohrleitungsbau Oldenburg (IRO), bereits vor einigen Jahren im Rahmen einer Veranstaltung der Gütegemeinschaft Kanalbau hin. Lenz nannte die mangelhafte Investition in die Leitungssysteme fachlich abwegig, politisch verantwortungslos und eine arglistige Form der Kreditaufnahme zu Lasten unserer Kinder. Die Zeche für mangelhafte Bauausführung, die daraus resultierenden Nachbesserungen und eine geschädigte Umwelt, zahlen wir alle. Außerdem ist die Gefahr groß, dass wir der nachfolgenden Generation ein marodes Kanalnetz hinterlassen, dessen Instandsetzung und Erneuerung nicht mehr zu finanzieren ist. Alle stehen hier in der Verantwortung. Das ist die einhellige Meinung der Fachwelt. "Deshalb sind Veranstaltungen wie die in Siegen wichtig", erklärt Dipl.-Ing. Herbert Blesgen, einer der vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragten Prüfingenieure. "Fehlentwicklungen müssen immer wieder aufgezeigt und beim Namen genannt werden. Wichtig ist es auch, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren."
Wirtschaftlicher Kanalbau – egal ob Neubau oder Sanierung – hängt in hohem Maße von der Ausführungsqualität ab. Grundlage hierfür ist die Qualifikation der Bieter. Darauf wies Blesgen in seinem Vortrag über die "Gütesicherung bei der grabenlosen Erneuerung von Entwässerungsleitungen nach RAL-GZ 961" hin. Die Prüfung der Eignung der Bieter bei Auftragsvergabe ist deshalb sinnvolles Handeln. Im Rahmen der Gütesicherung Kanalbau erbringen Auftragnehmer für verschiedene Bereiche der Herstellung und Instandhaltung von Abwasserleitungen und -kanälen Nachweise der geforderten Eignung in Bezug auf Erfahrung und Zuverlässigkeit des Unternehmens und des eingesetzten Personals, Weiterbildung, Betriebseinrichtungen und Geräte, Subunternehmer, verwendete Materialien, Verfahren, Ausführung und Dokumentaion der Eigenüberwachung. Mit der Qualität der Bauausführung und Instandhaltung steigt die Wirtschaftlichkeit der Abwassernetze in Form von geringeren Betriebskosten und einer längeren Nutzungsdauer. Das schont die Kassen und trägt zur Zufriedenheit der Bürger bei.
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