Rangieren auf engstem Raum
25.05.2021
Im Dresdner Untergrund verlegten unsere Kollegen in einem extra hierfür bergmännisch hergestellten Stollen GFK-Rohre DN 2000.
So wurde im Auftrag der Stadtentwässerung Dresden GmbH (SEDD) mit dem rund 50 Meter langen Abschnitt die Lücke zwischen den bereits erneuerten Kanalabschnitten des Altstädter Abfangkanals geschlossen und eine der größten Sanierungsmaßnahmen in Dresden erfolgreich beendet.
Die Planungen für das Projekt lagen in enger Abstimmung mit der SEDD beim Ingenieurbüro ACI-Aquaproject Consult. Den Auftrag für die Verlegung der Rohre und der abschließenden Ringraumverdämmung erhielt Aarsleff als Nachunternehmer von der Heinrich Wassermann GmbH aus Köln, die als Hauptauftragnehmer im Vorfeld den Stollen hergestellt hatten.
Ein verkehrssensibles Nadelöhr
Die stark befahrene Straßenkreuzung Tolkewitzer und Wehlener Straße ist inklusive Straßenbahnverkehr ein verkehrssensibles Nadelöhr und verlangte von den Beteiligten ein genau durchdachtes Konzept für diesen Sanierungsabschnitt. Jegliche Störung der Verkehrsströme wäre an diesem Verkehrsknotenpunkt mit erheblichen Zeit- und Kostenaufwendungen verbunden gewesen.
Daher entschieden sich die Planer von ACI zusammen mit der SEDD sehr früh für eine grabenlose Verlegungsvariante im bergmännischen Stollenvortrieb und die im Vergleich zu anderen Materialien leichteren GFK-Rohre. Die oberhalb und unterhalb angrenzenden Kanalabschnitte konnten dagegen in offener Bauweise mit Stahlbetonrohren hergestellt werden. Bis der unterirdische Lückschluss mit den GFK-Rohren fertiggestellt und mit den Stahlbetonleitungen verbunden werden konnte, lief das Abwasser noch durch den parallel verlaufenden Kanalabschnitt des alten Abfangkanals. Nach dem Umschluss auf die Rohre sahen die Planungsvorgaben dessen Außerbetriebssetzung und Reinigung sowie die vorschriftsmäßige Verfüllung vor.
Rohrverlegung ist halt nicht gleich Rohrverlegung
„Die Schwierigkeit bei der Verlegung der Rohre lag in der Besonderheit des bergmännisch vorgetriebenen Stollens“, schildert Dipl.-Ing. (FH) Mirko Knechtel, Bauleiter in der Zweigniederlassung Dresden, die Rahmenbedingung.
Da der unterirdische Transport der 1,5 m langen und ungefähr 1 Tonne wiegenden GFK-Rohre für die Verlegung über einen rund 19 Meter langen Zugangsstollen erfolgen musste, fiel die Entscheidung des Transportmittels auf einen elektrisch betriebenen Gabelstapler. Man habe als vorbereitende Maßnahme zunächst einen Sohlbeton in den Stollen eingebracht, so Knechtel weiter. Hierauf ließen sich zum einen die GFK-Profile auf Stahlkonsolen einfacher in ihrer Lage ausrichten und zum anderen konnte der Gabelstapler sich auf dem ebeneren Untergrund besser bewegen und rangieren.
„Wir haben in unseren Planungen die Art und Weise, wie die Rohrauflagerung im Einzelnen technisch umgesetzt werden sollte nicht vorgeschrieben“, erläutert Dipl.-Ing. Jens Uhlig, Geschäftsführer von ACI. „Das ausführende Unternehmen sollte die Möglichkeit haben, hier in Abhängigkeit der gewählten Variante für den Rohrtransport innerhalb des Stollens, einen geeigneten Vorschlag auszuarbeiten und in Absprache mit der Dresdner Stadtentwässerung und uns umzusetzen.“
Millimeterarbeit gefragt
Bei der Ausrichtung der einzelnen Rohre war dann höchste Genauigkeit gefordert. Uhlig: „Wir haben auf der gesamten Länge des Kanalabschnittes nur einen Höhenunterschied in der Sohle von knapp drei Zentimetern.“ Daher habe Aarsleff regelmäßig immer wieder Kontrollmessungen durchgeführt.
„Die Schwierigkeit bestand darin“, so Knechtel, „dass durch die relativ unebene Spritzbetoninnenoberfläche des Stollens feste Fixpunkte zur Ausrichtung der einzelnen Rohre fehlten, wie man sie sonst beispielsweise innerhalb eines Altkanals hat.“
Und bereits eine kleine Abweichung bei der Sohlhöhe oder in der Rohrachse bei den ersten Rohren hätte nach hinten raus immer größere Auswirkungen gehabt. Daher sei absolute Präzision gefragt gewesen. Einmal auf den rund 8 cm hohen Stahlauflagern mit einem Laser ausgerichtet, fixierten die Kollegen die Rohre mit Stahlstreben und Hartholzkeilen gegen die Stollenwände. So konnten die Rohre in ihrer Lage nicht mehr verrutschen. „Diese Sicherung diente auch als Auftriebssicherung für die abschließende Verfüllung des Ringraumes“, erklärt Knechtel.
Exakte Abwinklugen für spezielle Reinigung
Doch damit nicht genug: In dem Kanalabschnitt mussten auch zwei Krümmungen im Verlauf genau eingehalten werden. Die Dresdner Stadtentwässerung betreibt einen besonderen Stauwagen zur Reinigung ihrer Großprofilkanäle, der nur maximal 20 Grad Abwinklungen passieren kann. „Für die beiden Abwinklungen wurden die Rohre entsprechend im Rohrschneidewerk des Herstellers passgenau zugeschnitten und von uns im Stollen stumpf aneinandergestoßen und verklebt. Die Fuge haben wir dann von innen laminiert“, erläutert Knechtel.
Alle anderen Rohre verfügten über Muffenverbindungen und wurden zusammengesteckt. Das Verkleben und Laminieren sei problemlos verlaufen, fasst der Bauleiter zusammen.
Immer in Richtung des Zugangsstollens
Der Einbau erfolgte entgegen der späteren Fließrichtung. Man habe sich also vom Ende des Stollens in Richtung Zugangsstollen vorgearbeitet. Da dieser aber aufgrund der oberirischen Verkehrsgegebenheiten seitlich zum Stollen führte, verlegten die Arbeiter die GFK-Leitung zunächst nur bis zu diesem Punkt. Anschließend arbeiteten sie sich dann vom anderen Ende des Stollens Rohr für Rohr bis zum Einmündungspunkt des Zugangsstollens vor. „Am Ende gab es noch eine knapp 90 cm breite Lücke, die abschließend durch ein Passstück geschlossen wurde“, beschreibt Knechtel das Vorgehen.
Dieses hätte seitlich zwischen den beiden angrenzenden eingeschoben werden müssen. Die Verbindungen seien dann wie bei den Krümmungen geklebt von innen laminiert worden. Da der neue Abschnitt erst nach Fertigstellung mit den angrenzenden Kanalabschnitten verbunden werden konnte, hätte es nach dem Einsetzten des letzten Stücks keine Zugangsmöglichkeit mehr in die neue Leitung gegeben.
Knechtel: „Um auch noch weiter ins Innere gelangen zu können, haben wir an einer von ACI im Zuge der Planung festgelegten Stelle eine Zugangs- und Montageöffnung in ein Rohrstück vor Ort hergestellt.“ Diese sei nach Abschluss aller Arbeiten und vor Inbetriebnahme wieder verschlossen worden. In unmittelbarer Nähe zu der Zugangsöffnung musste auch ein Seitenkanal mit Ei-Profil 300/400 in den GFK-Kanal eingebunden werden.
Zulaufeinbindung mit Hindernissen
Bei dem seitlichen Zulauf handelte es sich um einen Betonkanal mit Eiprofil, der im Firstbereich den Stollen einmal komplett durchquerte. Es mussten daher den Zulauf vorübergehend bis zum endgültigen Anschluss umgeleitet werden, da die GFK-Rohre nicht darunter gepasst hätten. Hierfür wurde der Seitenkanal zunächst angebohrt und eine provisorische Leitung DN 200 seitlich entlang der Stollenwand verlegt.
Als die Umleitung in Betrieb war, konnten der Betonkanal durchtrennt, die GFK-Muffe für die spätere Einbindung anlaminiert und die GFK-Teile weiter eingebaut werden. Im Bereich der Einbindungsstelle sei das Provisorium dann noch einmal umverlegt worden und durchkreuzte die GFK-Rohre im Scheitelbereich bis die endgültige Einbindung erfolgen konnte. Das sei alles in allem auf den ersten Blick etwas aufwendig gewesen, ließ sich planungstechnisch aber nicht verhindern
Eine nach der Rohrverlegung errichtete Trennmauer zwischen Stollen und Zugangsstollen verhinderte bei der abschließenden Verdämmerung des Ringraums das Entweichen des Dämmmaterials in den Zugangsstollen. „Die Verfüllung des Kanalabschnittes dauerte fünf Tage und erfolgte lagenweise“, erklärt Knechtel. Über einen Entlüftungsschlauch an einem Hochpunkt in der Strecke konnte die Verfüllung dabei sehr gut kontrolliert werden. Abschließend wurde der Zugangsstollen und der Schacht bis 2 m unter Geländeoberfläche ebenfalls mit Dämmmaterial verfüllt. Nach nur knapp drei Monaten konnte der neue Abschnitt in Betrieb genommen werden.
„Hier merkt man schon das unsere Jungs langjährige Erfahrung haben und eine eingespielte Crew sind.“, resümiert der Bauleiter. Die Anbindung an die Stahlbetonabschnitte erfolgte dabei in Nachtschichten, da hier die anfallende Abflussmenge geringer war, sodass die Arbeiten störungsfrei durchgeführt werden konnten. Auch die Zusammenarbeit mit Heinrich Wassermann habe sehr gut funktioniert. Techniker Heiko Nytsch, Teamleiter Investition/Anschlusswesen bei der SEDD unterstreicht dies: „Alle haben sich sehr ins Zeug gelegt, dass der neue Abschnitt plangemäß in Betrieb gehen konnte.“ Dem stimmt auch Uhlig zu: „Das Team von Aarsleff hat sehr gute Arbeit geleistet – flexibel, termingerecht, engagiert und sehr zu unserer Zufriedenheit.“
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