“Rot“ als Farbe für schmutzwasserbeständige Betonschächte im Tiefbau
20.08.2018
Dipl.-Ing. Erich Valtwies im Gespräch mit BETONWERK BIEREN
In der kommunalen Abwasserentsorgung bestehen Schächte in der Regel aus Betonfertigteilen, Mauerwerk, Faserzement, Polymerbeton oder Kunststoff.
Weil Schächte in der Erde verbaut werden und daher Sanierungsmaßnahmen nur mit größerem Aufwand durchzuführen sind, spielt die Nutzungs- oder Lebensdauer eine wesentliche Rolle. Die Praxis zeigt, dass Betonschächte in FBS-Qualität über eine durchschnittliche Lebensdauer von mehr als einhundert Jahren verfügen.
Der Werkstoff ist nachhaltig, instandsetzungsgerecht und vielseitig verwendbar. Die Mitglieder der Fachvereinigung Betonrohre und Schächte e.V. (FBS) stellen innovative Lösungen für die Abwassertechnik her. Geschäftsführer Erich Valtwies führte ein Gespräch über Zukunft und Vorteile des roten Schmutzwasserschachtes von BETONWERK BIEREN mit Kevin Keils, Leiter der Qualitätssicherung.
Was hat Sie dazu bewogen, einen roten Schmutzwasserschacht zu entwickeln?
Kevin Keils:
Unser Unternehmen stellt seit vielen Jahren fortschrittliche Produkte für die unterirdische Infrastruktur her. Eine dieser Entwicklungen ist die monolithische Fertigung von Schachtunterteilen, bei der der Schachtgrundkörper inklusive Gerinne, Berme und Auftrittsflächen sowie aller Anschlüsse in einem Vorgang betoniert wird.
Der wesentliche Vorteil dieser Herstellung ist, dass durch die Reduzierung der verschiedenen Werkstoffe die Langlebigkeit des Betonbauteils deutlich erhöht werden kann. Dieses Produkt haben wir unseren Kunden vor einigen Jahren vorgestellt und sind mit der Entwicklung sehr zufrieden.
Darüber hinaus lässt sich die Entwicklung dadurch begründen, dass das herkömmliche Schachtunterteil bisher mit einem Innenausbau aus Kanalklinkern im Bereich der Schmutzwasserableitung von unseren Kunden bevorzugt wurde.
Der Nachfrage sind wir mit der Entwicklung des IKT-geprüften und in Rot eingefärbten Schmutzwasserschachtes nachgekommen. Der hierbei verwendete Hochleistungsbeton stellt das derzeit höchste Qualitätsniveau dar, welches wir unseren Kunden anbieten können.
Dieses Qualitätsniveau klingt nach einem großen Versprechen. Wie können die Kunden sicher sein, dass Sie dieses auch halten können?
Kevin Keils:
Dieser Frage sind wir tatsächlich gleich zu Beginn der Entwicklung nachgegangen und haben uns entschieden, dass wir neben der FBS-Qualitätsrichtlinie weitere Prüfungen beim IKT durchführen lassen. Gemeinsam mit dem Institut für unterirdische Infrastruktur haben wir dann einen Prüfplan entwickelt, der alle notwendigen Kriterien an das Produkt berücksichtigt.
Das Resultat aller Prüfergebnisse war letztendlich, dass das Produkt mit dem IKT-Siegel ausgezeichnet worden ist und dass eine Gleichwertigkeit zum „Klinkerschacht“ nachgewiesen werden konnte.
Den Prüfbericht haben wir allen Kunden auf unserer Homepage zugänglich gemacht. Neben herkömmlichen Prüfungen haben wir auch auf Druckfestigkeit, Spaltzugfestigkeit, Wassereindringtiefe und mechanischen Abrieb sowie der Beständigkeit gegenüber möglicher Säureangriffe geprüft. Die Kriterien aller Prüfungen übertrafen die normativen Regel-werke sowie die nach FBS-Qualitätsrichtlinie gestellten Anforderungen.
Warum ist das Prüfverfahren so verschärft durchgeführt worden?
Kevin Keils:
Unseren hohen Qualitätsstandard stellen wir sowohl an unsere Produkte als auch an unsere täglichen Leistungen. Wir haben den Anspruch Produkte herzustellen, deren Langlebigkeit über die Erwartungen hinausgehen und die die gesamte Infrastruktur dauerhaft verbessern können.
Darum waren die verschärft geprüften Anforderungen des IKT wichtiger Bestandteil, die lange Lebensdauer des Schmutzwasserschachts auch konkret nachzuweisen.
Die monolithischen Schächte für Regen- und Schmutzwasser werden von Ihnen nach demselben Herstellungsverfahren gefertigt. Warum ist Ihr Schmutzwasserschacht „Rot“?
Kevin Keils:
Vor einigen Jahren hat die Betonrohr- und Schachtindustrie damit begonnen ihre schmutzwasserbeständigen Produkte rot einzufärben. Im Laufe der Zeit hat sich die Farbe durchgesetzt und das Vertrauen in die Signalfarbe „Rot“ für Schmutzwasserbeständigkeit hat sich aufgebaut.
Weiterhin ist die Idee, unsere Schächte rot einzufärben, vor dem Hintergrund entstanden, Prozesse nachvollziehbar zu machen und eine eindeutige Zuordnung sicher zu stellen. Also von der Herstellung der Schmutzwasserschächte, über die Auslieferung bis zum Einbau auf der Baustelle und der Kamerabefahrung ist sofort erkennbar, dass schmutzwasserbeständiger Beton verwendet wurde.
Betonwerk Bieren hat in diesem Jahr einen Online-Konfigurator für Schächte vorgestellt. Was hat es genau damit auf sich und in wel-chem Kontext dazu steht der Schmutzwasserschacht?
Kevin Keils:
Mit Schacht24.de starten wir den Weg in die Digitalisierung. Der Online-Konfigurator für Schächte gibt dem Bauunternehmer die Möglichkeit, monolithische Rundschacht-Systeme von der Rohrsohle bis zur Oberkante Konus-/ Abdeckplatte individuell zu planen, die Bestellung in wenigen Schritten online zu tätigen und über den Baustoffhandel abzurechnen.
Dabei kann in der Ausführung zwischen Regen- und Schmutzwasserschächten ausgewählt werden.
Beide Schachtsysteme verwenden einen Hochleistungsbeton, der die normativen Anforderungen an die Druckfestigkeit bereits nach kurzer Zeit erreicht. Der Einsatz von moderner Technik, intelligenten Robotern und einer effizienten Vernetzung ermöglicht dem Kunden deutlich verkürzte Prozesse. Vom Bedarf bis zur Lieferung sind es drei Tage. Hiermit ist die Basis für digitale Abläufe im Unternehmen geschaffen.
Das klingt spannend und ist ein Schritt in eine zukunftsweisende Richtung. Verraten Sie uns abschließend noch, welche Ziele Sie noch verfolgen?
Kevin Keils:
Bei der Entwicklung unserer Produkte für Kanalnetzbetreiber verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz. Unser Ziel ist die Entwicklung von Produkten, die auf die maximale Lebensdauer ausgelegt sind.
Wir erleichtern dem Bauunternehmer seine tägliche Arbeit, indem wir ihm mit Schacht24.de einen Service bieten, der Zeitersparnis durch enorme Schnelligkeit garantiert. Wir sind bereits dabei unsere digitalen Leistungen auszubauen, um künftig Schnittstellen zu weiteren digitalen Geschäftsprozessen zu schaffen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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