Ruhreinzugsgebiet erlebt sechstes zu trockenes Abflussjahr in Folge
22.12.2014
Fachleute des Ruhrverbands sind bei der Talsperrensteuerung durch zunehmende Wetterextreme immer stärker gefordert.
Das Einzugsgebiet der Ruhr hat zum sechsten Mal in Folge ein gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu trockenes Abflussjahr erlebt. Das hat die Auswertung des Ruhrverbands für das Abflussjahr 2014 ergeben, das am 31. Oktober zu Ende gegangen ist. In der Jahressumme gab es im Ruhreinzugsgebiet seit dem 1. November 2013 neun Prozent weniger Niederschlag als im Mittel aller vorherigen Jahre seit 1927. Besonders trocken war das Winterhalbjahr mit 27 Prozent weniger Niederschlag, während im Sommerhalbjahr zehn Prozent mehr Regen fiel als gewöhnlich.
Die Ergebnisse der Auswertung untermauern einmal mehr die sich seit Jahren abzeichnende Tendenz, dass die Rahmenbedingungen für die Talsperrenbewirtschaftung durch den Klimawandel anspruchsvoller werden. Der Ruhrverband betreibt im Sauerland das größte zusammenhängende Talsperrensystem Deutschlands und sichert so die Wasserversorgung für mehr als 4,6 Millionen Menschen. Dass das System auch für die von Fachleuten prognostizierte Zunahme extremer Wetterereignisse wie langer Trockenzeiten oder heftiger Starkniederschläge gerüstet ist, hat der Ruhrverband bereits vor einigen Jahren in einer Klimafolgenanalyse klären lassen: Danach wird die Versorgungssicherheit selbst im ungünstigsten angenommenen Fall noch 99,5 Prozent betragen. Aktuell liegt sie bei 99,8 Prozent.
Die Basis für die Versorgungssicherheit bildet der Füllstand der Talsperren. Insgesamt können die Talsperren im Ruhreinzugsgebiet 472 Millionen Kubikmeter Wasser fassen. Zu Beginn des Abflussjahres 2014, also am 1. November 2013, lag der Stauinhalt bei 66 Prozent vom Vollstau und damit um sieben Prozent unter dem langjährigen Mittel – das vorangegangene Abflussjahr war gegenüber dem Vergleichszeitraum ebenfalls zu trocken gewesen.
Wie üblich stieg der Stauinhalt über die Wintermonate an und erreichte am 6. März mit 89 Prozent vom Vollstau den höchsten Stand des Abflussjahres. Weil der Sommer 2014 vergleichsweise nass war, fiel die sommerliche Abnahme des Stauinhalts nicht ganz so deutlich aus wie im Vorjahr: Am 31. Oktober waren die Talsperren noch zu 83 Prozent gefüllt.
Dass es im Sommerhalbjahr 2014 viel, im Winterhalbjahr zuvor hingegen deutlich zu wenig geregnet hat, hatte auch eine außergewöhnliche Verteilung so genannter zuschusspflichtiger Tage zur Folge – das sind Tage, an denen ohne die gezielte Wasserabgabe aus den Talsperren des Ruhrverbands die gesetzlich festgelegten Mindestabflüsse an den Kontrollquerschnitten in der Ruhr unterschritten würden. An der Mündung der Ruhr in den Rhein hat es noch nie in einem Sommerhalbjahr weniger zuschusspflichtige Tage gegeben, seit das Ruhrverbandsgesetz im Jahr 1990 in Kraft getreten ist. Im April hingegen wurde am selben Kontrollquerschnitt die für die für diesen Monat höchste Zahl zuschusspflichtiger Tage seit 1990 registriert.
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