S&P begeht Workshop zum Assetmanagement und der grabenlosen Bauweise mit JSTT in Tokio
07.09.2018
Tokios Kanal- und Abwasserleitungsnetzwerk verfügt über eine Gesamtlänge von rund 15.000 km. Jährlich entstehen dort mehr als 3.000 Senklöcher, sodass der Alterungsprozess neue, innovative Ansätze für den Betrieb, die Wartung und Instandhaltung sowie die Sanierung benötigt.
Dieser Hintergrund war die Motivation der Japan Society of Trenchless Technology (JSTT), in Kooperation mit Stein & Partner, einen zweitätigen Workshop zu veranstalten, in dessen Rahmen Errungenschaften und Neuerungen auf den Gebieten des Assetmanagements, des Tunnelvortriebs und der Kapazitätsentwicklung vorgestellt und zur Diskussion gestellt wurden.
Assetmanagement mithilfe von stochastischen Alterungsmodellen
Der erste Workshop-Tag behandelte die Schwerpunkte des Assetmanagements. Dr.-Ing. Robert Stein, geschäftsführender Gesellschafter der Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH und Geschäftsführer von S & P Consult GmbH in Deutschland, stellte aktuelle Entwicklungen im Bereich der Nutzungsdaueranalyse mithilfe stochastischer Alterungsmodelle vor, die es dem Netzbetreiber ermöglichen, die Abläufe von Betrieb, Wartung, Sanierungs- und Reparaturarbeiten unter Berücksichtigung von mittel- und langfristigen Entwicklungen der Substanz und dessen Alterungsprozessen in allen Teilen des gesamten Leitungsnetz zu optimieren.
Wichtige Tagesordnungspunkte waren die Determinierung von finanziellen Kennzahlen zur Erfassung von Leitungsnetzwerken, zur Feststellung von Sanierungsdringlichkeiten, zur strategischen Planung, zur Evaluierung von Risikograden und deren Tolerierbarkeit – auch im Laufe der Zeit – und schließlich zur Bestimmung von Behebungsverfahren von Gefahrenstellen sowie der Entwicklung von optimierten Sanierungsstrategien und deren Einwirkung auf Gebühren und Kosten.
E-Learning im Kanalbau
Der erste Workshop-Tag schloss mit der Vorstellung eines Konzeptes der Kapazitätsentwicklung auf Basis von webbasierten Lern- und Arbeitsressourcen für das berufsbegleitende Lernen in der Wasser- und Abwasserwirtschaft. Ein langfristiger Weg zur Sicherung von optimierten Investitionen in Infrastrukturprojekte muss das Lernen und die Weiterbildung als unabdingbaren Teil während des Beginns des Berufslebens als auch während der Berufstätigkeit sein.
Aufgrund der hohen Spezialisierung von praktischem und technischem Wissen im Ingenieurwesen auf dem Gebiet des Abwassermanagements sind Weiterbildungs- und Informationsangebote rar gesät. Dies gilt besonders für die Verfügbarkeit von digitalen, multimedialen und interaktiven Lerneinheiten.
Dr.-Ing. Robert Stein präsentierte das webbasierte Wissens- und Informationsnetzwerk UNITRACC, welches die Lücke zwischen Theorie und Praxis in diesem Bereich schließt und alle am Lebenszyklus der Wasserver- und –entsorgungssysteme beteiligten Parteien in einem Qualifikationsprozess vereint. Das Angebot steht nicht in Konkurrenz mit bereits bestehenden Bildungsalternativen, sondern ist als sinnvolle Ergänzung zu ihnen zu sehen.
UNITRACC ermöglicht lebenslanges Lernen und berufliche Entwicklung durch eine gelungene Kombination aus individuellem Lernen online, arbeitsablaufbezogener Qualifikation und klassischem Frontalunterricht. So gelingt die Verbindung von Lern- mit Arbeitsprozessen.
Rohrvortriebe in immer größeren Tiefen
Der zweite Tag des Workshops begann mit dem Thema Tunnelrohrvortriebe mit besonderem Augenmerk auf Qualitätsmerkmalen von gekrümmten und Rohrvortriebsprojekte über weite Strecken. Rohrvortriebe haben sich weltweit zur vorherrschenden Konstruktionsmethode von Kanal- und Abwasserleitungen in Metropolen entwickelt. Die wachsende Beliebtheit dieser Methodik wird begleitet vom Aufkommen immer anspruchsvollerer Projekte. Einfach gesagt stoßen Rohrvortriebe in immer längere und größere Tiefen vor.
Beispiele hierfür sind unter anderem auch „Deep Tunnel Sewage System“ genannte Vorhaben oder der „Deep Gravity Tunnel“ in Singapur (PUP) und Deutschland (Emscher Genossenschaft). Im Rahmen dieser Projekte werden große Abwassersammler (DN 1400 bis 2800) komplett grabenlos über eine Länge von 50 km und mehr verbaut. Weiterhin gibt es eine stetig wachsende Nachfrage der Installation von Kurven, S-Kurven und mehrerer Raumkurven innerhalb eines Abschnittes zur Optimierung der Linienausrichtung und Verbesserung der wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit.
Wenngleich die Entwicklung selbst begrüßenswert ist, ist es erschreckend zu sehen, wie wenig die Regelwerke und Richtlinien von unterschiedlichen Ländern auf die statistische Berechnung und Bemessung dieser komplexen Tiefbaustrukturen eingehen. Trotz der enormen Investitionskosten werden die Instrumente zur Qualitätssicherung, die inzwischen weit verbreiten und verfügbar sind, nur selten in genügendem Maße eingesetzt.
Dr.-Ing. Robert Stein präsentierte in seinem Vortrag die Konsequenzen des Ignorierens der Qualitätsüberwachung und des neuen Designs und zeigte andererseits „Best Practice“-Beispiele der vorbildlichen Verwendung von Rohrvortrieben.
Der Workshop endete mit einer Präsentation neuer Sanierungstechnologien aus Deutschland, von Ausrüstungen für Kamerinspektionsmethoden bis hin zu Schachtsanierungsverfahren wie die Sanierung mit dem Schlauchlinerverfahren von „Vertiliner“.
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