Branchentreffen im Zeichen des Wärmetransports
30.04.2015
Der rbv auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum
Die Umgestaltung der Energieversorgung ist in aller Munde – der Branchentreff Oldenburger Rohrleitungsforum, der in diesem Jahr bereits zum 29. Mal auf dem Gelände und in den Räumen der Jade Hochschule stattfand, macht da keine Ausnahme. In den vergangenen Jahren war der Umbau bereits unter dem Stichwort Hybridnetze Thema gewesen, die diesjährige Veranstaltung am 19. und 20. Februar rückte "Rohrleitungen im Wärme- und Energietransport" in den Mittelpunkt der Diskussion.
Im Rahmen der das Forum begleitenden Fachausstellung präsentierte sich das Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes (brbv) wie in den Vorjahren als kompetenter Dienstleister, dessen vielfältige Weiterbildungsangebote zu mehr Qualität und Qualifikation im Leitungsbau beitragen. Auch im Veranstaltungsprogramm war der rbv wieder eine feste Größe: In zwei Vortragsblöcken am Freitag – sie wurden von Dipl.-Ing. Christian Albert, dem Vorsitzenden des Technischen Ausschusses (TA) Fernwärme, und rbv-Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann moderiert – ging es um Synergieeffekte für den Leitungsbau bei den Zertifizierungen nach GW 301 und der neuen FW 601 sowie um den Rohrleitungsbauer im Spannungsdreieck zwischen Gesetzgebung, nationalem und internationalem Normen- und Regelwerk.
Stiefkind Wärmemarkt
Wer die öffentliche Debatte um die Energiewende verfolgt, kann leicht zu dem Schluss gelangen, es gehe bei dem Jahrhundertvorhaben nur um Energie im Sinne von Strom. Dass ein großer Teil der benötigten Energie in den Wärmemarkt geht, scheint jedenfalls in der öffentlichen Diskussion bisher kaum eine Rolle zu spielen – höchste Zeit also, das Thema in den Fokus zu rücken. Das Motto des diesjährigen Oldenburger Rohrleitungsforums "Rohrleitungen im Wärme- und Energietransport" hatte deshalb geradezu Signalcharakter, und die Veranstaltung machte deutlich, wie facettenreich sich das Thema gestaltet.
Und auch die Ziele, welche die Bundesregierung im Rahmen der Energiewende ausgerufen hat, sprechen eine deutliche Sprache: Am Ausbau der Fernwärme führt kein Weg vorbei, und der Wärmemarkt ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Das ist auch auf der 2015er Auflage des iro deutlich geworden: In der Diskussion im Café zum Thema "Widersprüche im Regelwerk, Sprengsatz für die Baupraxis", an der Dipl.-Kfm. Dr. rer. pol. Ralph Donath, rbv-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Landesgruppe NRW, teilnahm, ebenso wie am traditionellen Grünkohlabend zum Ende des ersten Forumstages und in den Vortragsblöcken, von denen zwei unter rbv-Federführung stattfanden.
Herausforderungen und Synergien
"Der Rohrleitungsbauer im Spannungsfeld zwischen Gesetzgebung, nationalem und internationalem Normen- und Regelwerk“ lautete der Titel des ersten Themenblocks. Dr. Ulrike Bohnsack, DIN e. V. Berlin, wagte in ihrem Eröffnungsvortrag einen Blick in die Zukunft internationaler Normung. Normen und Standards, so die Rednerin, seien eine wesentliche Voraussetzung für den internationalen Marktzugang. Es gelte daher, die Aktualisierung des bestehenden internationalen Normenwerks sicherzustellen und neue Anforderungen zielorientiert umzusetzen. Bei der Einbringung nationaler Interessen in die Normung komme es auf die Zusammenarbeit und das Engagement der interessierten Kreise an – eine Sichtweise, der sich der Rohrleitungsbauverband nur anschließen kann.
"Status der nationalen Regelwerkssetzung – quo vadis, private Regelsetzer?", fragte Dipl.-Phys. Theo B. Jannemann von der DVGW CERT GmbH, Bonn. Seine Antwort: In dem Maße, in dem DVGW-Regeln auf dem Rückmarsch sind, ist europäisches Handeln gefragt – daran, so der Redner, müsse mit Nachdruck gearbeitet werden. Auch an die im Rohrleitungsbau tätigen Unternehmen appellierte der Redner: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten die Unternehmen bisher noch ungenutzte Kostensenkungspotenziale ausschöpfen, und zwar "unter Beibehaltung von Qualität und Sicherheit der Versorgungssysteme".
Dipl.-Ing. Ralf Prior, als Leiter Schweißtechnik bei der PPS Pipeline Systems in Quakenbrück für Belange der Arbeitssicherheit zuständig, referierte abschließend über "Nationales Recht – Auswirkungen auf den Leitungsbau“. Die Erfahrungen Priors zeigten, dass sich die Arbeit, die von deutscher Seite in die Formulierung von europäischen Normen investiert werde, lohne, denn tatsächlich nähmen auch andere europäische Staaten bei der Auftragsvergabe Bezug auf europäische Normen, so Moderator Hesselmann.
Erfolgreiche Arbeit der Verbände
Im zweiten, von Christian Albert moderierten Themenblock ging es dann um "Synergieeffekte für den Leitungsbau – die Zertifizierungen nach GW 301 und der neuen FW 601". Stellvertretend für den brbv stellte Dipl.-Ing. (FH) Christoph Kreutz die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Zertifizierung nach GW 301 vor. Der Redner hob das hohe Ansehen hervor, welches das Arbeitsblatt GW 301 bei Versorgern und Netzbetreibern als Unterlage genieße, die einen vergleichbaren und verlässlichen Eindruck von der fachlichen Eignung eines Unternehmens vermittle. Durch die gemeinsame erfolgreiche Arbeit der Verbände des Leitungsbaus seien die Anforderungen in den Sparten inzwischen weitgehend harmonisiert; bereits gemäß GW 301 zertifizierte Unternehmen hätten den gehobenen Anforderungen der neuen FW 601 in der Praxis sehr schnell genüge getan.
Um genau diese "Anforderungen und Umsetzung in der Praxis“ ging es im unmittelbar anschließenden Vortrag von Dipl.-Ing. Rolf Besler vom AGFW / Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. in Frankfurt am Main. Fernwärme als ökologische Form der Wärmeversorgung, so der Referent, erfordere Rohrleitungssysteme, die einen jahrzehntelangen sicheren Betrieb ermöglichen. Aus den Erkenntnissen, die man im Laufe von vierzehn Jahren Zertifizierung nach Arbeitsblatt AGFW FW 601 gewonnen habe, ließen sich sowohl für Rohrleitungsbauer als auch deren Auftraggeber Schlussfolgerungen ableiten.
Den Abschluss des Vortragsblocks bildete ein Redebeitrag von Dipl.-Ing. (FH) Verena Schrader M.Sc. von der DVGW CERT GmbH zur Harmonisierung von GW 301 und FW 601. Ihr Fazit: Unternehmen, die eine Doppelprüfung gemäß beider Verfahren haben vornehmen lassen, seien überzeugt von den sich daraus ergebenden Synergieeffekten.
Die 29. Auflage der facettenreichen Veranstaltung hat es erneut unter Beweis gestellt: Das Oldenburger Rohrleitungsforum ist für die Branche eine gute Gelegenheit, um sich über aktuelle Trends und Entwicklungen auszutauschen – sowohl für Hersteller und Vertreter aus Unternehmen als auch für Verbände ist der alljährliche Branchentreff ein Pflichttermin, auch in den Terminkalendern von rbv und brbv ist der Termin für das Oldenburger Rohrleitungsforum 2016 am 11.02. und 12.02.2016 bereits notiert.
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