Das 28. Lindauer Seminar: "Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme"

20.04.2015

Die wasserwirtschaftliche Verantwortung in Politik und Technik - Ein Nachbericht von Prof. Karsten Kerres (Fachhochschule Aachen – Fachbereich Bauingenieurwesen)

Die nunmehr 28. Veranstaltung des Lindauer Seminars am 05. und 06. März 2015 demonstrierte mit ihren fast 500 Teilnehmern, 30 Referenten und 66 Ausstellern unter der Leitung von Herrn Prof. Dohmann und Herrn Prof. Günthert eindrucksvoll die wasserwirtschaftliche Bedeutung technisch intakter und zukunftsfähiger öffentlicher und privater Entwässerungssysteme.

Einer bewährten Tradition folgend wurden im Laufe der Tagung zunächst die aktuellen und zukünftigen Rahmenbedingungen aus Sicht der Bundes- und Landespolitik vorgestellt. Herr Dr. Wagner (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) stellte als große wasserwirtschaftliche Herausforderungen neben Belastungen aus Bergbau, Industrie und Landwirtschaft den demografischen Wandel und den Klimawandel dar. Insbesondere im Umgang mit Starkregenereignissen und damit einhergehenden Sturzfluten seien in dicht besiedelten Räumen neue Wege z. B. in Form einer wassersensiblen Stadtentwicklung zu finden. Hierbei sind, wie im weiteren Verlauf der Tagung in verschiedenen Beiträgen dargestellt wurde, nicht nur technische bzw. hydraulische Fragestellungen zu berücksichtigen. Die Herausforderungen bestehen insbesondere in der Schaffung eines gesellschaftlichen Konsenses bzgl. tragbarer und zu vermeidender Risiken.

Herr Ministerialrat Englmann (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz) befasste sich mit der Frage zukunftsfähiger Entwässerungssysteme indem er aktuellen Zustand und Struktur der Kanalisationen in Bayern durchleuchtete. Er stellte fest, dass aus diesen Daten ein Sanierungsstau hervorgehe, der im Sinne des Substanzerhalts abzubauen sei. Hierfür sei eine Steigerung der Sanierungsrate von über 30 % erforderlich. Betreiber bestätigten dies in den nachfolgenden Vorträgen aus eigener Erfahrung. Dabei wurde aber deutlich, dass die Wiederherstellung und Wahrung der Substanz der Netze aus Gebührensicht durchaus gut finanzierbar sei.

Umfassend diskutiert wurden die Beiträge um den Vollzug der Zustands- und Funktionsprüfung privater Abwasseranlagen sowie von neuen Finanzierungsmodellen bei der Sanierung von Fehlanschlüssen. Hierbei ging es insbesondere um Fragen des Nutzens und der Angemessenheit der Instandhaltung von Grundstücksentwässerungsanlagen. Es wurde festgestellt, dass der Nutzen der Instandhaltung nicht nur im Gewässer- bzw. Bodenschutz liegt. Vielmehr, und dieser Aspekt wurde von der Öffentlichkeit nur sehr untergeordnet wahrgenommen, geht es über die Vermeidung von Bodeneinspülungen und Fremdwassereinträgen auch um den Schutz der öffentlichen Abwasseranlagen.

Abgeschlossen wurde das Seminar mit der Vorstellung neuer technischer Entwicklungen bei der Zustandserfassung und Sanierung öffentlicher und privater Entwässerungssysteme. Dabei ging es die Fragen, wie die Qualität der Sanierung sicherzustellen sei, aber auch um die Leistungsfähigkeit technischer Verfahren, wie der 3D-Lageerkennung privater Grundstücksentwässerungssysteme oder dem elektronischen Kanalspiegel. Ausblickend wurden die Möglichkeiten der Kopplung von Schachtinspektion und 3D-Laserscan der Verkehrsfläche vorgestellt. Dieses Werkzeug bietet den Betreibern zusammen mit den flächendeckend verfügbaren Geodaten die Möglichkeit, Oberflächen und Entwässerungssysteme in einem Werkzeug zu bearbeiten und zu analysieren. Schlussendlich werden damit die Werkzeuge bereitgestellt, die es im Sinne einer wassersensiblen Stadtentwicklung ermöglichen, Siedlungsentwässerung als Verbund von ober- wie unterirdischen Systemen zu gestalten.

Zusammenfassend wurden also auch bei dem diesjährigen Lindauer Seminar alle Facetten einer zukunftsfähigen Siedlungsentwässerung aus Sicht der Gesetzgebung, der Betreiber, der Planer und der Anwender vorgestellt und von den Teilnehmern angeregt diskutiert. Ein besonderer Dank geht im Namen aller Teilnehmer an die Familie Jöckel und alle Mitarbeiter der Fa. JT-elektronik GmbH für die hervorragende Gestaltung und Organisation des Seminars.

Das 29. Lindauer Seminar 2016 "Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme" findet am 10. und 11. März 2016 in Lindau statt.

Kontakt

JT-elektronik GmbH

Dipl.-Kffr. Sonja Jöckel

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