"Unsere unterirdische Infrastruktur braucht zukunftsfähige Systemlösungen"
31.01.2023
Interview mit Fabian Fasel, Werkleiter, P.V. Betonfertigteilwerke GmbH, Nisterau
Vor einem Jahr hat die P.V. Betonfertigteilwerke GmbH den Geschäftsbetrieb der Gebr. Fasel Betonwerk GmbH übernommen. Was hat sich in dieser Zeit am Werkstandort in Nisterau getan, wie sieht es heute mit der FABEKUN®-Produktion aus, haben sich Veränderungen aus der Zugehörigkeit zur P.V. Gruppe ergeben, wie entwickelt sich der Markt? Zu Fragen wie diesen nimmt Fabian Fasel, Werkleiter, P.V. Betonfertigteilwerke GmbH, Nisterau, im folgenden Interview Stellung.
Herr Fasel, als Sohn des „FABEKUN®-Erfinders“ waren Sie als Geschäftsführer für Technik und Betriebsführung der Gebr. Fasel Betonwerk GmbH zuständig. Wie beurteilen Sie im Rückblick ihre damalige Entscheidung, ein in dritter Generation familiengeführtes Unternehmen zu verkaufen?
Fabian Fasel: Die Idee, die hervorragenden Materialeigenschaften zweier Rohrmaterialien zu einem Kanalrohrsystem mit Markennamen FABEKUN® – zusammengesetzt aus den Wörtern Fasel, Beton und Kunststoff – zu kombinieren, war die Ausgangssituation für die Produktion von Kanalrohren und Schächten, die dafür gesorgt hat, Marktführer im Bereich der hochwertigen, aus Kunststoff und Beton zusammengesetzten Kanalrohrsysteme zu werden. Allerdings war das Unternehmen mit seinen produktionstechnischen und personellen Kapazitäten auf einen relativ überschaubaren regionalen Markt begrenzt. Diese Plattform hat sich mit der Eingliederung in eine wachsende mittelständische Unternehmensgruppe wie die P.V. Betonfertigteilwerke GmbH erheblich vergrößert. Die P.V. Gruppe hat sich auf die Entwicklung und Produktion von Betonfertigteilen für den Tiefbau sowie Hoch- & Ingenieurbau spezialisiert.
Neben Standardprodukten werden in 16 europäischen Werken Erzeugnisse vorwiegend kundenspezifisch gefertigt. Herausgekommen ist eine Win-win-Situation für beide Seiten: Die P.V. Gruppe konnte ihr Produktportfolio gezielt mit einem Produzenten für innovative und qualitativ hochwertige Abwassesysteme ausbauen. Auf der anderen Seite profitiert das Werk in Nisterau von vielfältigen Verbundeffekten innerhalb der P.V. Gruppe. Erklärtes Ziel ist es, die Produktion von Beton-Kunststoffrohren und -schächten im Betonwerk in Nisterau auszubauen.
Welche Veränderungen hat es seitdem im Werk in Nisterau gegeben?
Fasel: Es haben sich personelle Veränderungen ergeben. Darüber hinaus wurden gezielt Investitionen getätigt. So konnte unter anderem der zweite Geschäftsführer Thomas Fasel seinen Ruhestand antreten. Gleichzeitig wurden die Marktbearbeitung und der Vertrieb neu strukturiert. Das betrifft zum Beispiel die Kundenansprache – ein Aspekt, der für ein Produkt wie das FABEKUN®-Kanalrohr mit seinen vielfältigen Vorteilen sehr wichtig ist. Gezielt wurde deshalb der Vertrieb neu aufgestellt und in einem ersten Schritt mit zwei neuen Außendienstmitarbeitern verstärkt. Während wir mit Ulf Wahler einen gestandenen Vertriebsprofi für das Vertriebsgebiet Süd gewinnen konnten, setzen wir mit Pascal Schäfer – er übernimmt das Vertriebsgebiet Ost – bewusst auf den Nachwuchs.
Weiterhin zum Team gehört Rüdiger Göbel, der für das Vertriebsgebiet West zuständig ist. Das war allerdings nur ein erster Schritt, wir wollen unser Engagement in dieser Hinsicht sukzessive weiter ausbauen und auch das Netzwerken mit Auftraggebern und Planern in unserem TechnikForum in Nisterau verstärken. Zudem haben wir im ersten Jahr schon einige Investitionen getätigt. Eines der Ziele ist die Modernisierung der Rohrproduktion, um einen sicheren und einwandfreien Betrieb sicher zu stellen.
Was ist hier konkret passiert?
Fasel: Mit einer Modernisierung der Mischanlage wurde die Produktqualität weiter verbessert. Weiterhin haben wir die Schachtproduktion überarbeitet und erweitert. Mit dem Einsatz neuer Formen konnten wir die Stückzahlen bei gleichbleibender Qualität erhöhen. Durch den Verbund mit der P.V. Gruppe konnte das Liefersortiment erweitert werden. Zum Portfolio zählen nun auch Stahlbetonrohre und Aufbauteile wie Schachtringe und Konen. Zudem arbeiten wir gerade intensiv an der Weiterentwicklung des Teleskoprohres, um dessen Einsatzbereich mit Blick auf weitere Nennweitenbereiche sowie die Kompatibilität mit anderen Rohrsystemen zu erweitern. Außerdem haben wir zwei Photovoltaikanlagen auf dem Werksgelände installiert, um den Produktionsbetrieb auf moderne und gleichzeitig erneuerbare Energiequellen umzustellen.
Welche Anforderungen werden heute vom Markt an einen Produzenten von Rohren und Schächten gestellt?
Fasel: Die wesentlichen Herausforderungen im Umgang mit leitungsgebundenen Infrastrukturen bestehen in der Schaffung von zukunftsfähigen Systemlösungen, die technische, ökonomische und ökologische Anforderungen gleichermaßen erfüllen. In dieser Hinsicht setzt das FABEKUN®- Kanalrohrsystem Maßstäbe. Kanalrohre und Schächte kombinieren die Vorteile der Werkstoffe Beton und Kunststoff zu einem zukunftsweisenden Gesamtsystem, das in punkto Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit seinesgleichen sucht.
Worauf ist das zurückzuführen?
Fasel: Das FABEKUN®-Kanalrohrsystem wurde für besondere Ansprüche in der Wassertechnologie konzipiert, egal ob es Regenwasser oder Schmutzwasser transportiert. Beton bringt insbesondere die nötige Stabilität und Kunststoff eine hohe Korrosionsbeständigkeit in die „Partnerschaft“ ein. Das innenliegende PVC-U-Rohr wird ohne Stege und Verankerungen in das Betonrohr einbetoniert. Temperaturbedingte unterschiedliche Längsdehnungen der beiden Werkstoffe können so spannungsfrei aufgenommen werden. Die Verwendung des PVC-U-Innenrohres macht die FABEKUN®-Rohre außerdem beständig gegen die häufig in Abwasserleitungen und -kanälen auftretende biogene Schwefelsäure-Korrosion. Zudem verfügen die Rohre über die chemische Widerstandsfähigkeit beispielsweise gegenüber Gasen und Säuren. Somit sind sie für Abwässer im pH-Bereich von pH 2 bis pH 12 geeignet.
Was sind die Gründe, dass sich FABEKUN® den Ruf als ein besonders dichtes und langlebiges Kanalrohrsystem von hohem Gebrauchswert erworben hat?
Fasel: Das Besondere an FABEKUN® ist das Doppeldichtsystem, das bei jedem Rohr aus zwei unabhängig voneinander funktionierenden Dichtungen besteht. Einer innen gekammerten Dichtung im Kunststoffrohr und einer äußeren Dichtung der Betonrohre. Das Doppeldichtungssystem an den Rohrverbindungen ermöglicht den Einsatz selbst in Wasserschutzgebieten.
Gewährleistungs- und Verjährungsfristen am Bau sind für Auftraggeber und Auftragnehmer gleichermaßen von Bedeutung. Auch hier kann das System punkten.
Fasel: Die VOB Gewährleistung schützt den Bauherren vor unliebsamen Folgen einer nicht richtig ausgeführten Arbeit oder eines nicht funktionsfähigen Produktes – so etwa einem Kanalrohr, welches Produktionsmängel aufweist. Während solche Fälle in der Baupraxis eher zum Alltagsgeschäft gehören und nicht selten auch die Gerichte beschäftigen, können wir in dieser Hinsicht ein bemerkenswertes Jubiläum feiern: Seit mehr als 30 Jahren ist das FABEKUN®-Kanalrohrsystem auf dem Markt und in dieser Zeit hat es nicht einen Gewährleistungsanspruch gegeben.
Herr Fasel, vielen Dank für das Interview.
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