Wohin mit dem Klärschlamm?
09.01.2019
Als Abfallprodukt fällt dieser täglich auch auf den niedersächsischen Kläranlagen an, die Entsorgung gestaltet sich zunehmend schwieriger. Abwasserbetriebe suchen gemeinsam nach Lösungen.
Klärschlamm ist ein Abfallprodukt der Abwasserreinigung und fällt täglich in Kläranlagen an. Er enthält Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff und wurde deswegen in Niedersachsen im Jahr 2016 noch zu 60 Prozent landwirtschaftlich verwertet.
„Doch die Quote ist rückläufig. Laut Klärschlammbericht 2017 des Landes ist die Verwertung von Klärschlamm in der Landwirtschaft um etwa 15 Prozent gesunken“, berichtet Ralf Hilmer, Geschäftsführer des Landesverbands Nord der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA).
Dies liegt an Änderungen gesetzlicher Vorgaben: so wurde im Jahr 2017 die Düngeverordnung novelliert. Sie regelt unter anderem den Einsatz von organischen Düngemitteln. Dies betrifft neben Gülle, Mist, Kompost und Gärrückständen aus Biogasanlagen auch Klärschlamm.
Wegen zu hoher Gehalte an Nitrat im Grundwasser wurden die Düngevorgaben drastisch verschärft und damit der Einsatz stark reduziert. Da andere Entsorgungswege wie beispielsweise eine Klärschlammverbrennung nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stünden, hätten zunehmend mehr niedersächsische Kläranlagen ein Entsorgungsproblem, so Hilmer.
Im Norddeutschen Netzwerk Klärschlamm haben sich niedersachsenweit die Betreiber von etwa 300 Kläranlagen zusammengeschlossen. Das vom Land Niedersachsen geförderte Projekt unter dem Dach des DWA-Landesverbandes Nord bietet den Teilnehmern einen regelmäßigen Austausch untereinander, um Konzepte und Strategien zu entwickeln, Verfahrenstechniken zu bewerten und interkommunale Kooperationen auszuloten.
„Ziel ist es, unter den gegebenen Randbedingungen die Entwicklung der Klärschlammentsorgung in geordnete und koordinierte Bahnen zu lenken“, erläutert Ralf Hilmer.
Am vergangenen Donnerstag tagten 70 Vertreter der Netzwerkteilnehmer in Ritterhude. Mit Vorträgen aus acht Regionalgruppen blickten sie zurück auf drei Jahre „Netzwerk Klärschlamm“.
Ralf Hilmer zieht Bilanz: „Durch die rechtlichen Änderungen sind die Kläranlagenbetreiber gezwungen, die bestehenden Verfahrenstechniken auf ihren Anlagen auf den Prüfstand zu stellen. Im Raum steht doch die Frage, wie sie ihren Klärschlamm zukünftig behandeln müssen, um ihn sicher und möglichst kostengünstig entsorgen zu können. Hierzu leistet das Netzwerk einen großen Beitrag, da Experten zusammengeführt werden.“
Eine Patentlösung für die zukünftige Klärschlammbehandlung und -entsorgung gibt es nicht. Zu verschiedenen sind die regionalen und strukturellen Unterschiede. Derzeit sind viele Betreiber im Findungsprozess. Ralf Hilmer vom DWA-Landesverband Nord wünscht sich, das Projekt auch 2019 fortführen zu können, „so dass sich die Betreiber gegenseitig bei ihrem Entscheidungsprozess unterstützen.“
Zum Hintergrund des Welttoilettentages:
Im Jahr 2013 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 19. November zum Welttoilettentag erklärt. Der Tag soll darauf hinweisen, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung keine hygienischen Sanitäranlagen hat.
In Deutschland sind die Haushalte flächendeckend mit Toiletten ausgestattet. Jeder Einwohner sucht das WC mehrmals täglich auf – und trägt somit auch zum Klärschlammanfall bei. Denn die menschlichen Hinterlassenschaften fließen zusammen mit dem verschmutzten Wasser aus dem Haushalt über die Kanalisation zu einer Kläranlage. Das Abwasser wird hier von den Schmutzstoffen befreit, bevor es in ein Gewässer geleitet wird. Als Abfallprodukt dieses Prozesses entsteht Klärschlamm.
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