Wurzelfeste Bettung der Rohre: Experten trafen sich in Osnabrück

09.11.2006

Auf innerstädtischen Standorten mit ihren oft ungünstigen Bedingungen versuchen Bäume das, was sie im Laufe der Evolution "in der Wildnis gelernt" haben umzusetzen und für ihr Überleben zu nutzen. Dadurch kann es insbesondere durch das Wurzelwachstum zu Konflikten kommen; denn Bäume können nicht unterscheiden zwischen einer Felsspalte und einem Kanalrohr, zwischen einem Felsbrocken und einer Gasleitung [1].

Im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Vorhabens lud das IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur am 23. Oktober 2006 zur ersten Expertenrunde "Umweltsicherer Kanalbau durch wurzelfeste Bettung der Rohre" ein. Experten aus Deutschland, England, Schweden und den Niederlanden trafen sich in Osnabrück, um über Probleme und mögliche Lösungen zur Entschärfung des Konfliktes zwischen Baumwurzeln und der unterirdischen Infrastruktur zu diskutieren. Netzbetreiber aus den Bereichen Gas, Wasser und Abwasser, Vertreter der Grünflächenämter, Straßenbauabteilungen sowie Wissenschaftler aus diesen Arbeitsbereichen gehen diese Fragestellung gemeinsam an.

Wissensaustausch zwischen "natürlichen Feinden"
Bäume und Leitungen konkurrieren im städtischen Raum um ein knappes Gut, den Boden unter den Straßen. So ist es nicht verwunderlich, dass aufgrund dieser Konkurrenzsituation Bauingenieure und Botaniker bzw. Baumkundler jahrlang als "natürliche Feinde" angesehen werden konnten. Konflikte lassen sich durch Abstimmung von Baumstandorten und Leitungstrassen vermeiden. Insbesondere Wurzeln erschließen scheinbar unkontrolliert auch vorzugsweise die Leitungstrassen der Ver- und Entsorgungsleitungen und wachsen sogar in die Rohrleitungen hinein. Dadurch entstehen Kosten sowohl für die öffentlichen als auch für die privaten Netzbetreiber.

Dabei sind die bisherigen Bauverfahren nicht ganz unschuldig. Durch das Verlegen von Rohrleitungen und beispielsweise den Austausch von Böden bieten Gräben von Ver- und Entsorgungsleitungen den Wurzeln optimale Lebensbereiche vgl. [2]). So liegt es nahe, dass das Expertenwissen von Vertretern der Ver- und Entsorgung, Botanikern und Baumspezialisten unter diesen speziellen Fragestellungen ausgetauscht und diskutiert wird.

Dass es sich bei dieser Problematik nicht nur um ein deutsches Problem handelt, beweist die Teilnahme von Experten aus Deutschland, England, Schweden und den Niederlanden die bereits seit mehreren Jahren auf europäischer Ebene in Rahmen des sogenannten COST-Programms (Europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Forschung) an diesen Themen arbeiten. Anlass für das jüngste Expertentreffen ist ein von der Deutschen Umweltstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Projekt, in dem erstmals im Rahmen eines praxisnahen Versuchs untersucht wird, ob mit bestimmten Bettungsmitteln Wurzeln aus den Leitungstrassen ferngehalten und/oder in unkritische Regionen gelenkt werden können.

DBU-Projekt
Das Forschungsvorhaben mit dem Titel "Umweltsicherer Kanalbau durch wurzelfeste Bettung der Rohre - Pflanzversuche in Osnabrück" wird in Kooperation zwischen
  • der Stadt Osnabrück, Eigenbetrieb Grünflächen und Friedhöfe
  • dem IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH und dem
  • Lehrstuhl für Spezielle Botanik und Botanischer Garten an der Ruhr-Universität Bochum sowie der
  • Arbeitsgruppe Bodenkunde und Bodenökologie an der Ruhr-Universität Bochum

durchgeführt. Ziel des Vorhabens ist der Einsatz von neuartigen Bettungsmitteln wie Flüssigböden oder bentonithaltigen Schüttgütern, um Wurzeln aus den Rohrgräben fernzuhalten.

Für die Versuche stellt die Stadt Osnabrück eine Versuchsfläche mit Baumbestand zur Verfügung. Hier bietet sich die seltene Gelegenheit, abweichend vom Regelwerk in der Nähe von Bäumen zu graben und sogar Baumwurzeln abzutrennen.

Die Versuche werden durch das IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur vorbereitet und aus bautechnischer Sicht betreut.

Der Lehrstuhl für Spezielle Botanik und Botanischer Garten bewertet das Wurzelwachstum vor dem Einbau der Rohre und des Bettungsmaterial und prüft nach etwa zwei Jahren die Wurzelregeneration- und Entwicklung.

Die Arbeitsgruppe Bodenkunde und Bodenökologie untersucht die Eigenschaften des anstehenden Bodens sowie die Bettungsmaterialien unter dem Aspekt "Wurzelwachstum".

Wie geht es weiter?
Die erste Expertenrunde "Umweltsicherer Kanalbau durch wurzelfeste Bettung der Rohre" war der Startschuss für die Versuche in Osnabrück.

Am 23. und 24. Mai 2007 findet ein Internationales Symposium 'Trees and Underground Pipes' im IKT Institut für Unterirdische Infrastruktur statt. Zu diesem Symposium werden Experten aus aller Welt eingeladen. Ein Ziel des Symposiums ist die Einbindung bestehender Forschungsaktivitäten in europäische Forschungsprogramme und insbesondere ein weitergehender Wissensaustausch zwischen europäischen Netzbetreibern, Baumkundlern und Forschern. Darüber hinaus werden Möglichkeiten einer weltweiten Zusammenarbeit debattiert.

Kontakt:
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH
Herr Dipl.-Ing. Christoph Bennerscheidt
Exterbruch 1
45886 Gelsenkirchen
Tel.: +49 (0)209 17806-0
Fax: +48 (0)209 17806-88
E-Mail: bennerscheidt@ikt.de
Internet: http://www.ikt.de


Stadt Osnabrück
Eigenbetrieb Grünflächen und Friedhöfe
Dipl.-Ing. Klaus Schröder
Postfach 4460
49034 Osnabrück
Tel.: +49 (0)541 323-4243
Fax.: +49 (0)541 323-1542
E-Mail: schroeder.k@osnabrueck.de
Internet: http://www.osnabrueck.de


Ruhr-Universität Bochum
Lehrstuhl für Spezielle Botanik und Botanischer Garten
Prof. Dr. Thomas Stützel
Universitätsstraße 150
44780 Bochum
Tel.: +49 (0)234 32-24491
Fax.: +49 (0)234 32-14284

E-Mail: thomas.stuetzel@ruhr-uni-bochum.de
Internet: http://www.boga.ruhr-uni-bochum.de/spezbot


COST-Action C15
Swedish University of Agricultural Sciences, SLU
Department of Horticultural Technology
P.O. Box 66
S-23053 Alnarp
Tel.: +46 (470) 735123
Fax.: +46 (734) 123123
E-mail: orjan.stal@lt.slu.se
Internet: http://www-pot.lt.slu.se/costc15/

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